Heiter, heiter – der Start ist geglückt

Mike Love spielte bei strahlendem Sonnenschein.  lej
Mike Love spielte bei strahlendem Sonnenschein. lej
Louis Berry rockte die Parkbühne.  lej
Louis Berry rockte die Parkbühne. lej
Baba Shrimps waren die erste Band auf der Lindenbühne. lej
Baba Shrimps waren die erste Band auf der Lindenbühne. lej

Es befanden sich erst ungefähr 50 Personen vor der Parkbühne, als Reggaemusiker Mike Love aus Hawaii, nicht zu verwechseln mit dem Leadsänger der Beach Boys, mit seinem Perkussionisten auf der Stage erschien. Ihm gebührte dieses Jahr die Ehre, das erste Konzert auf dem Heitere-Gelände zu geben. Nach und nach kamen mehr Zuschauer. Es dauerte jedoch etwa 15 Minuten, bis die ersten Leute im Publikum begannen, sich etwas zu bewegen. Für einen Grossteil war die Musik von Mike Love vermutlich doch eher eine willkommene Begleiterscheinung zum ersten Bier und netten Gesprächen. Dies schien dem Musiker allerdings nichts auszumachen, zumal er eine «beautiful energy» verspürte und nach dem Auftritt das Bedürfnis hatte, von der Bühne herunterzukommen und das Publikum zu umarmen. Seine eher ruhigen Klänge vermochten mit dem immer schöner werdenden Wetter, die letzte Vorfreude auf das beginnende Festival zu wecken.

Im Anschluss rockten Baba Shrimps die Lindenbühne. Das anfänglich recht dürftige Publikum wurde schnell zahlreicher und bald schon wiegten sich die ersten Körper im Takt. «Mega geil, dass so viele Leute hierher strömen», fand Luca Burkhalter am Keyboard. Die Schweizer starteten ihre «Reise nach Rom» bereits 2017 und freuten sich sichtlich, einen Zwischenstopp auf dem Heitern einzulegen. Der harte Bass vibrierte im Brustkorb und brachte die Menge zum Toben. Je schneller der Beat, desto heftiger die Tanz-Moves. Auch auf der Bühne wurde Gas gegeben: Frontman Adrian Kübel liess starke Gitarrenriffs erklingen, Moritz Vontobel schlug kräftig auf die Drums und Burkhalter haute in die Tasten. Mit ihrem wohl grössten Hit «Road to Rome» schlossen sie ihr Konzert offiziell ab und ernteten den verdienten Applaus. Als Zugabe spielten sie «Little House». Zu dritt sangen sie, während das Publikum im Takt mit klatschte.

Zwei Hammer-Sänger
Auf der Parkbühne wartete dann der Liverpooler Louis Berry mit einer geballten Ladung Rock’n’Roll auf. Man merkte sofort, dass der 26-Jährige mit rauer Stimme perfekte Entertainer-Qualitäten besitzt. Gemeinsam mit seiner vierköpfigen Band verstand er es, die Bühne bis zur hintersten Ecke auszunutzen. Berrys Repertoire bestand vor allem aus Uptempo-Nummern, schon beim dritten Song bewies er jedoch, dass er auch mit ruhigen Klängen überzeugen kann. Der Musiker verarbeitet in seinen Songs Geschichten aus seinem Leben. Und dieses war nicht immer einfach. Die Mutter war depressiv, sein Vater heroinsüchtig. Wie während des Auftritts klar wurde, war der Grossvater wohl seine engste Bezugsperson. Die Chemie zwischen Musiker und Publikum stimmte. Als Berry einen aufblasbaren Ball durch die Menge fliegen sah, rief er «I want that football on the stage» und freute sich wie ein kleines Kind, als er tatsächlich bei ihm auf der Bühne landete.

Es gibt wohl niemanden, der «Human» von Rag’n’Bone Man nicht kennt. Selbstverständlich fehlte der Mega-Hit des «freundlichen Riesen» nicht. Der britische Sänger hat aber noch viel mehr auf dem Kasten. Dies stellte er auf dem Heitern unter Beweis und begeisterte. Der 33-Jährige ist ein Schrank von einem Mann und hat eine Hammer-Stimme. Sie vereint Rauheit, Weichheit, Wildes und Sanftes und macht sie einzigartig und unverkennbar. Rag’n’Bone Man ist ein begnadeter Musiker, der nie Gesangsunterricht hatte. Bevor er mit «Human» die Charts abräumte, arbeitete er als Pfleger für Menschen mit Asperger-Syndrom. Gut, dass er voll auf die Musik setzt, denn er reisst mit seinem Sound mit. So fulminant seine Stimme ist, so fantastisch ist seine kraftvolle und präzise sechsköpfige Band samt Backgroundsängerin. Rory Grahams alias Rag’n’Bone Man war mit 15 Jahren MC einer Drum’n’Bass-Band und hat sich auf seine Finger die Worte «Funk» und «Soul» tätowieren lassen. Zu Recht, denn es sind nicht nur seine liebsten Musikrichtungen, sondern sie stehen auch dafür, dass der Hüne auf dem besten Weg ist, eine Ikone seines Genres zu werden. (twa/rsw/egu)