Heute entscheidet der Bundesrat im Ski-Streit – fünf wichtige Fragen und Antworten

Wie viel Tourismus wird der Bundesrat über die Weihnachtstage zulassen? Deutschland, Frankreich und Italien drängen schon lange auf einen scharfen Ski-Lockdown – mit Erfolg. Diese Woche hat der österreichische Kanzler Sebastian Kurz seinen Widerstand aufgegeben. Zwar sollen die Skipisten in den Tiroler und Vorarlberger Alpen über die Festtage geöffnet werden, doch für Hotels und Gaststätten im Skigebiet gilt bis zum 7. Januar ein Schliessungsbefehl.

Das ist ein harter Schlag für die Tourismusindustrie in der Alpenrepublik. Ein Drittel der Saison sei futsch, sagte Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Der Schweizer Bundesrat steht vor einer schwierigen Entscheidung. Am Freitag wird er allfällige neue Massnahmen kommunizieren. Wir suchen nach Antworten auf die fünf drängendsten Fragen:

1. Kann der Bundesrat die Skisaison mit harten Massnahmen retten?

Durch zusätzliche Schutzmassnahmen können vielleicht Reiserestriktionen verhindert und somit mehr ausländische Gäste über Weihnachten in die Schweiz geholt werden, aber auf die Schweizer Gäste können allzu restriktive Bedingungen abschreckend wirken. «Der Bundesrat muss eine sehr schwierige Abwägung vornehmen», sagt Tourismusexperte Benjamin Studer von BAK Economics, einer Agentur für regionale und branchenbezogene Wirtschaftsanalysen in Basel.

Für Studer ist aber klar, dass Schweizer den Ausfall der ausländischen Gäste bei weitem nicht kompensieren können. BAK Economics prognostizierte schon vor drei Wochen für die Monate September bis April einen gesamtschweizerischen Ausfall von rund 6 Millionen oder mehr als ein Viertel aller Logiernächte in der Hotellerie.

2. Was kostet ein weihnächtlicher Ski-Lockdown nach österreichischem Vorbild?

Bundesrat Alain Berset (SP) plant Verschärfungen.

Bundesrat Alain Berset (SP) plant Verschärfungen. © Keystone

Im Dezember und Januar der vergangenen Saison verzeichneten die Hotels in der Schweiz insgesamt 5,7 Millionen Logiernächte. Davon dürfte gut die Hälfte auf den Alpenraum entfallen sein. Gemäss einer Kalkulation der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich beläuft sich der Umsatz abzüglich eingekaufter Vorleistungen einer Hotelübernachtung auf durchschnittlich 63 Franken.

Bei einer Schliessung bis zum 10. Januar verlören die Hotels rund 300 Millionen Franken Umsatz beziehungsweise etwa 140 Millionen Franken an Wertschöpfung. Gingen den Hotels nur die ausländischen Gäste verloren, könnte sich der Schaden auf die Hälfte reduzieren.

3. Wie steht es um das Hotelpersonal?

Vor Ausbruch der Pandemie zählte die Hotellerie in der gesamten Schweiz rund 80’000 Beschäftigte. Im Rahmen einer aktuellen Branchenumfrage stellte der Verband Hotelleriesuisse gerade erst fest, dass drei Viertel aller Betriebe in den nächsten sechs Monaten Kurzarbeit beanspruchen müssten. Bei einem Drittel der Betriebe werde es zu Entlassungen kommen. 

4. Können die Bergbahnen normal weiterlaufen, wenn ein Grossteil der Gastronomie geschlossen bleibt?

Theoretisch geht das gut. Viele Schweizer verbringen ihre Skiferien ohnehin in eigenen oder gemieteten Wohnungen. Doch die Hütten im Skigebiet sind auch wichtig für die Sicherheit der Skifahrerinnen und Skifahrer. Nebst dem kulinarischen Angebot bieten sie dem Publikum auch eine Möglichkeit, sich aufzuwärmen. Das ist vor allem in grossen Skigebieten mit langen Abfahrten wichtig, zumal wenn die Witterungsbedingungen schwierig sind.

5. Könnte der Bundesrat die Skigebiete für einen Lockdown entschädigen?

Solche Entschädigungen wären konsistent mit der bisherigen Politik der Überbrückungshilfen des Bundesrates. Allerdings sollten nur jene Bergbahnen und Gastronomiebetriebe Hilfe erhalten, die ohne die Pandemie nicht in Schwierigkeiten geraten wären. Im Wintertourismus gibt es einige strukturschwache Anbieter, deren Unterstützung mit Steuergeldern nicht sinnvoll wäre.