Heute startet das Crowdfunding für einen total regionalen Stuhl

Ein Stuhl aus dem Aargau. Das ist der Traum von David Müller. Seit zwei Jahren tüftelt der Oftringer an einem Stuhl, der komplett im Aargau hergestellt wird. Nun soll er in Produktion gehen. Nur etwas fehlt noch: Die Pressform für die Rückenlehne. Damit diese finanziert werden kann, startet Müller auf der Plattform crowdify ein Crowd­funding. Das Ziel ist, vor Produktionsbeginn mindestens 50 Stühle zu verkaufen und so die Pressform für die Rückenlehne zu finanzieren. «Niemand kauft die Katze im Sack», verspricht Müller. Er hat in seinem Atelier in Küngoldingen verschiedene Prototypen, die gerne «besitzt» werden dürfen.

Grossproduzent bremste die Schaffenswut aus

Angefangen hat das Stuhlprojekt vor zwei Jahren mit einem 50er-Jahre-Stuhl aus dem Brockenhaus, dessen Gestell David Müller umgebaut hat. Anschliessend gings ans Ausarbeiten von Sitzfläche und Rückenlehne. Diese sollten den ästhetischen Ansprüchen von David Müller genügen und auch bequem sein. Ausserdem stellte sich die Frage, wer diese Teile herstellen kann. In Deutschland wurde David Müller bei Europas grösstem Produzenten für Sperrholzteile fündig und bestellte einige Prototypen. Nicht ganz einfach. Denn der Grossproduzent ist es gewohnt in grossen Serien zu liefern. Die Bestellung von einigen wenigen Teilen war eine Herkules-Aufgabe. «Eigentlich wollte ich Tag und Nacht weiterarbeiten», sagt David Müller. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben. Bis der Grossproduzent auch für den kleinen Schreiner in Küngoldingen Zeit hatte.

Der Aargauer Stuhl, der so heisst, weil alle Einzelteile im Aargau produziert werden, ist nicht David Müllers erster Stuhl. Er hat schon viele Stühle designt und gebaut, vor acht Jahren war ein Stuhlmodell von ihm am Wood Award nominiert. Auch aktuell arbeitet David Müller an Stühlen, Tabourettli und Tisch, die ein Kunde bei ihm bestellt hat. Mit dem Aargauer Stuhl möchte David Müller erstmals eine grössere Produktion realisieren. Eine 100er-Serie würde er sich wünschen – und damit dies möglich ist, soll das Crowd­funding seinen Teil beitragen. 

Die Seite auf der Crowdfunding-Plattform ist professionell gemacht. Studiobilder von Prototypen des Aargauer Stuhls geben einen Einblick, wie der Stuhl aussehen wird: Ein Gestell aus Chromstahl, Sitzfläche und Rückenlehnen aus einheimischem Buchenholz mit grau-­schwarzem Oberflächenlinoleum belegt. Die Sperrholzteile wird Hess & Co in Döttingen pressen, Müller Biegetechnik AG in Klingnau übernimmt die Produktion des Stuhlgestells. David Müller ist für den Zusammenbau und den Vertrieb zuständig. Die Geschichte seines Stuhls erzählt er in einem Video auf crowdify. Schön zu sehen dabei: Die Begeisterung, die er für sein Produkt hat. 60 Tage wird das Crowdfunding laufen. Während dieser Zeit bleibt Müller nicht untätig. Er präsentiert den Stuhl in verschiedenen Chancemaker-Filialen in der ganzen Schweiz. Und seit Samstag ist der Aargauer Stuhl auch in einem Schaufenster der Leserei in Zofingen zu bestaunen.