
Hier riecht es nach Veräppelung
Ich gehe morgen aus dem Haus – und schon steigt mir der süssliche Duft von Cannabis in die Nase. Ich steige aus dem Zug – und da ist er schon wieder, dieser unverwechselbare Geruch. Ich flaniere in der Mittagspause durch die Stadt – genau, Sie haben es erraten: Cannabis. Schon wieder. Cannabis ist überall. Mindestens 200 000 Schweizerinnen und Schweizer greifen regelmässig zu einem Joint. Man weiss: Repression bringt nichts. Nun will der Bund also schweizweit Pilotversuche ermöglichen, bei denen Cannabis legal verkauft wird. Grundlage ist ein sogenannter Experimentierartikel im Betäubungsmittelgesetz. Gesundheitsminister Alain Berset hat diesen vorgestern in die Vernehmlassung geschickt. Die Versuche haben strenge Auflagen, sie müssen zwingend wissenschaftlich begleitet werden.
Die Vorlage dürfte im Parlament gute Chancen haben. Wohl auch, weil Berset beteuert, dass es sich beim Experimentierartikel keinesfalls um den ersten Schritt Richtung Legalisierung von Cannabis handle. Es müssten «alternative Regulierungsmodelle» getestet werden können.
Es ist halb ärgerlich, halb amüsant, wie Berset seinen Vorschlag in Watte packt, um unerwünschte Nebenwirkungen abzufedern. Denn natürlich sind diese Cannabis-Pilotprojekte nichts anderes als der erste Schritt in Richtung Legalisierung. Wenn die Legalisierung nicht als Möglichkeit am Horizont stünde: Warum wären solche Versuche dann überhaupt sinnvoll? Und kann ein Produkt, dessen Verkauf auf einem «alternativen Regulierungsmodell» beruht, nach wie vor verboten sein?
Man merkt schon: Hier riecht es nicht mehr nach Cannabis. Sondern nach Veräppelung.
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