
«Hier zu forschen, macht Spass»: Forschungsinstitut für biologischen Landbau investiert 29 Millionen
Die Bauarbeiten beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick laufen auf Hochtouren. Für 29 Millionen Franken modernisiert und erweitert das Institut seine Infrastruktur. «Die Arbeiten sind auf Kurs», freut sich FiBL-Direktor Urs Niggli.
Nicht ganz so viel Freude hatte der 66-Jährige an der Kostenentwicklung. Ursprünglich war ein Bauvolumen von 22 Millionen Franken vorgesehen. Doch insbesondere die Erneuerung der unterirdischen Leitungen und die Energieversorgung «haben alle massiv unterschätzt», so Niggli. So kostete diese Position statt einer plötzlich fünf Millionen Franken.
Man habe sich bemüht, die Kosten andernorts zu senken. «Aber obwohl wir im Laufe der Planung unsere Ansprüche immer mehr nach unten geschraubt haben, blieben die Kosten trotzdem oben.» Nun jedoch ist sich Niggli sicher: «Bei den restlichen Projekten haben wir die Kosten im Griff.»
Bereits verbaut sind von den 29 rund 8 Millionen Franken. Prunkstück ist das neue Gewächshaus mit seinen fünf Klimakammern; im Untergeschoss befinden sich modernste Labors. Man spürt, dass Niggli auf das Erreichte stolz ist, wenn er durch die Räume führt. «Hier zu forschen, macht Spass», ist er sich sicher.
Der nächste grosse Brocken ist der Umbau des Hofes. Das Baugesuch liegt ab nächstem Montag auf der Gemeinde auf. Geplant ist, einen Teil der Stallungen abzubrechen und einen neuen Rinder-, Kleintier- und Geflügelstall sowie eine Maschinenhalle zu bauen. «Wir hoffen, dass wir im September mit den Bauarbeiten beginnen können», sagt Niggli.
Bezugsbereit sein soll der neue Hof, der rund drei Millionen Franken kostet, im nächsten Frühjahr. Dann will das FiBL auch den Tierbestand wieder hochfahren – unter einem neuen Pächterpaar. Dieses wird derzeit gesucht.
Neue Pächter sollen Anfang Jahr übernehmen
Bis Ende Jahr betreuen die bisherigen Pächter, Alfred Schädeli und Bronya Dehlinger, den FiBL-Hof. Der Betrieb sei auch im Hinblick auf den Umbau auf ein Minimum heruntergefahren, die Tiere hätten Schädeli und Dehlinger bereits auf ihren neuen Hof im Kanton Zürich gezügelt, sagt Niggli. «Das kommt uns entgegen, denn für den Umbau müssen die Stallungen leer sein.»
«Spätestens ab Januar» soll dann das neue Pächterpaar das Zepter übernehmen. Derzeit ist die Pacht zum dritten Mal ausgeschrieben, etliche Interviews habe man bereits geführt. «Unser Ziel ist es, das Pächterpaar bis im Herbst zu haben», sagt Niggli. Denn es wäre gut, wenn die neuen Betriebsleiter bereits in der baubegleitenden Kommission dabei wären.
Das neue Pächterpaar muss «eine Affinität für die Forschung haben», sagt Niggli, denn das FiBL will den Hof noch stärker als bislang auf die Forschung ausrichten. Dafür will das FiBL pro Jahr zwischen 70’000 und 80’000 Franken ausgeben. Die Forschung stellt für das Pächterpaar somit einen Betriebszweig dar, «einen interessanten», ist Niggli überzeugt – auch, weil so ein fixer Einkommensanteil garantiert ist. Das restliche Einkommen muss das Pächterpaar auf dem knapp 50 Hektar grossen Betrieb selber erwirtschaften. «Für Fricktaler Verhältnisse ist dies ein grosser Betrieb», sagt Niggli. Die durchschnittliche Hofgrösse liege im Mittelland bei 20 bis 22 Hektar.
Obst- und Rebbau bleiben beim FiBL
Ursprünglich wollte das FiBL alle Betriebszweige unter die Leitung eines Pächterpaares stellen. «Es zeigte sich, dass es kaum Praktiker gibt, die alles können», so Niggli. Deshalb behält das FiBL nun den Reb- und den Obstbau; ausgelagert werden Tierhaltung, Grünland und Ackerbau.
Keine Option ist es, alles selber zu machen. «Das kommt mit Angestellten zu teuer», so Niggli. Die Arbeitszeiten von Landwirten seien höher als jene von Angestellten. Zudem würden sonst 150’000 bis 170’000 Franken an Direktzahlungen wegfallen.
Neben Ackerbau und Milchwirtschaft setzt das FiBL künftig auf dem Hof stärker als bisher auf die Aufzucht von Jungvieh. Dabei geht es darum, zu untersuchen, mit welchen Massnahmen die Jungtiere robuster und gesünder werden. «Gerade auf einem Biobetrieb, auf dem man den Einsatz von Antibiotika stark reduzieren will, muss man bereits früh auf gesunde Tiere hinarbeiten.»
FiBL hat nach dem Ausbau rund 250 Mitarbeitende
Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Gebäude in Angriff genommen werden: ein neues Bürogebäude sowie ein Restaurant-Konferenz-Haus. Dafür gibt das FiBL rund 14 Millionen Franken aus. Bleibt am Schluss noch «etwas übrig», soll damit das älteste Gebäude saniert und danach, wie früher, als Unterkunft für Studierende genutzt werden.
Beschäftigen wird das FiBL nach dem Ausbau rund 250 Mitarbeitende. Dazu kommen 80 Studierende und 70 Mitarbeiter von der bio.inspecta AG, an der das FiBL beteiligt ist.
Fertiggestellt sein soll der neue Campus im Frühjahr 2022. Urs Niggli wird dann nicht mehr als Direktor amten; er hört nächstes Jahr auf. «Die Schlusseinweihung wird also jemand anders vornehmen.»
Wird Niggli, der unermüdliche Chrampfer, dann auf der faulen Haut liegen? Niggli lacht. «Sicher nicht.»