Höher, schneller, weiter, kranker

Vor gut zwei Wochen habe ich im Fernsehen eine Dokumentation über Skisprungschanzen und ihre Möglichkeiten gesehen. Es wurde vorgerechnet, dass bei idealen Verhältnissen des Hanges eine Schanze gebaut werden könnte, die Sprünge auf an die 500 Meter zulassen würde. Zur Erinnerung: Den aktuellen Weltrekord hält der Österreicher Stefan Kraft seit gut vier Jahren, als er in Vikersund 253,5 Meter weit sprang. Um solche Weiten zu meistern, braucht es Mut, Technik und viel Glück. Und dieses hatte der Norweger Daniel André Tande letzte Woche in Planica nicht. Nach gut 70 Metern prallte er – laut Experten aus Eigenverschulden – heftig auf den Hang und blieb regungslos liegen. Bis gestern war der 27-Jährige im Spital in ein künstliches Koma versetzt worden. Wer die Bilder des Sturzes gesehen hat, muss unweigerlich an Wunder glauben, weil sich Tande «nur» das Schlüsselbein gebrochen und sich eine leichte Punktierung der Lunge zugezogen hat. Aber wollen wir wirklich solche Szenen sehen? Wollen wir die Sportler zu modernen Gladiatoren machen? Wollen wir Skirennfahrerinnen und -fahrer auf Pisten schicken, auf denen sie ihre Gesundheit oder gar ihr Leben riskieren? Wollen wir Skispringer, die fast 500 Meter durch die Luft gleiten? Schon jetzt – oder zumindest bald – ist die Grenze der Fahrlässigkeit überschritten.