Hörsaal und Maske statt Hawaii und Mojito: Schweizer Unis erfahren wegen Corona einen Anmeldeboom

Viele junge Erwachsene haben nach der Matura die Nase voll von der Schulbank. Dann locken ferne Länder mit anderen Kulturen und Sprachschulen, Ferienjobs und einer wohlverdienten Pause von der Plackerei. Australien, Argentinien, Amerika. Hauptsache weit weg vom gewohnten Umfeld, Tapetenwechsel, Chillen. Doch viele Länder erlauben derzeit gar keine Einreise, andere sind auf der Quarantäneliste des Bundes. Zudem ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt unsicher, ein Aushilfsjöbli an der Migroskasse oder im Service liegt also auch nicht drin. Stattdessen widmen sich Maturandinnen und Maturanden halt doch weiterhin ihrer Ausbildung. Das beweisen die Anmeldezahlen an Schweizer Universitäten — sie sind deutlich höher als sonst.

 

So spricht etwa die Universität Zürich von 15 Prozent mehr Anmeldungen für einen Bachelor-Studiengang als noch im Jahr 2019, das sind 600 Studierende mehr. An der Universität Basel ist der Anstieg ähnlich hoch: Sie verzeichnet bislang rund 250 Anmeldungen mehr, was einem Anstieg von 10 Prozent entspricht. Dies schreiben die beiden Universitäten auf Anfrage. Auch in Luzern, Lausanne und Fribourg sind die Anmeldungen deutlich höher, wie die jeweiligen Universitäten mitteilen.

 

Die Universitäten Genf, Luzern und Bern verzeichnen hingegen nur einen leichten Anstieg. Wie ein Sprecher der Uni Genf mitteilt, ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr auffällig, dass es sich in diesem Jahr um mehr Anmeldungen von Schweizerinnen und Schweizer handelt. Bei den ausländischen Studierenden erwarten beide Universitäten einen starken Rückgang.

Hörsäle nur bis zur Hälfte besetzt

Die Universitäten betonen, dass es sich noch nicht um definitive Zahlen handelt, da die Anmeldefristen noch bis Ende August laufen und Studierende ihre Immatrikulation immer noch zurückziehen können. Trotzdem steht bereits fest: Die Universitäten werden in diesem Semester mehr Immatrikulationen verzeichnen. Dies stellt die verschiedenen Fakultäten vor grössere Herausforderungen — und zwar nicht nur administrativ.

Wegen der coronabedingten Hygienevorschriften dürfen die Hörsäle an den Universitäten nur maximal bis zur Hälfte belegt werden. Viele Hochschulen setzen daher auf Online-Vorlesungen, wenn auch der reale Austausch so gut wie möglich beibehalten werden soll. «Schliesslich stellt der Präsenzunterricht eine Frage der Qualität der universitären Bildung dar», sagt etwa der Sprecher der Universität Fribourg.

Deshalb haben die Universitäten allesamt spezielle Schutzvorkehrungen getroffen. So werden etwa Stühle in den Hörsälen abgeklebt, damit der Abstand gewährleistet werden kann, Bodenmarkierungen angebracht, um die Personenströme zu leiten und Hygienemasken verteilt. Letzteres, weil in den geschlossenen Räumen eine Maskentragpflicht gilt. Damit hoffen die Universitäten, der Vielzahl an künftigen Studierenden dieselbe qualitative Ausbildung bieten zu können wie denjenigen, die ihr Studium noch zu ruhigeren Zeiten absolvierten.