Hundsmiserable Hundstage?

Obwohl die Tage in diesem Zeitraum schon wieder deutlich kürzer werden, liegen die statistisch heissesten Tage des Jahres in dieser Zeitspanne. Dies, weil sich einerseits die Erdoberfläche aufgrund ihrer Trägheit sehr langsam erwärmt und andererseits sich in dieser Zeit oft eine stabile Hochdrucklage einstellt und der Jetstream über Nordeuropa verläuft. Tiefdruckgebiete machen demzufolge oft einen grossen Bogen um Mitteleuropa. Im Rekordjahr 2018 stieg das Thermometer beispielsweise an 19 der 32 Hundstage im Schweizer Mittelland auf mindestens 30 Grad.

Dieser Sommer scheint jedoch aus der Reihe zu fallen. Längere Hochdrucklagen waren bisher die Ausnahme, Tiefdruckgebiete bestimmten immer wieder unser Wetter. Graubünden war laut dem Wetterdienst MeteoNews im ganzen Monat Juli der einzige Deutschschweizer Kanton, in dem mindestens 30 Grad gemessen wurden. Die Messstationen Aarau und Würenlingen waren mit 29,4 bzw. 29,5 Grad zumindest nah dran. Noch aussergewöhnlicher sind allerdings die enormen Regenmengen, die im vergangenen Juli verzeichnet wurden. In Luzern und Bern fiel beispielsweise mehr als doppelt so viel Regen als in einem durchschnittlichen Juli. Somit erlebten diese beiden Städte den nassesten Juli aller Zeiten. Letztmals ähnlich ins Wasser fiel die «warme Jahreszeit» übrigens im Jahr 2014. Es war jener Sommer, in dem Geri Müller mit seinen Nackt-Selfies aus dem Badener Stadthaus die Schweizer Boulevardpresse beglückte. Der damalige Stadtammann war wohl der Einzige, der damals für Hitze sorgte.

Immerhin fühlen sich unsere Hunde vermutlich etwas wohler, wenn es im Sommer mal nicht so tierisch heiss ist. Man könnte schliesslich meinen, der Begriff «Hundstage» stamme von Sommertagen, die so unerträglich heiss sind, dass Hunde nur noch hechelnd auf dem Boden liegen. Der tatsächliche Ursprung des Begriffs ist jedoch in der Astronomie zu suchen. Aus astronomischer Sicht beginnen die Hundstage nämlich mit dem ersten sichtbaren Aufgang des Hauptsterns Sirius. Er ist Teil des Sternbilds «Grosser Hund». Sein hellster Stern heisst Sirius, der sogenannte Hundsstern. Die Theorie, dass die Hundstage mit besonders heissem Wetter einhergehen würden, stammt aus der Römerzeit. Durch die Präzession der Erdachse hat sich jedoch die Zeit der Hundstage um etwa vier Wochen verlagert. Der Aufgang des Sterns Sirus ist bei uns mittlerweile erst Ende August zu beobachten und damit eher ein Zeichen für den bevorstehenden Herbstanfang. Dennoch werden die heissesten Wochen des Jahres traditionell immer noch als Hundstage bezeichnet.

In den kommenden Tagen hält die unbeständige Witterung mit wiederholt aufziehenden Tiefs an. Man muss sich fragen, ob die veränderliche Witterung nicht über die gesamte Zeit der Hundstage anhält und damit Letztere in diesem Jahr sogar ganz ausfallen. Wenigstens haben die Tiefs in diesem Sommer Namen wie Arno, Ferdinand oder Henri. Im Gegensatz zu 2014 – und das darf ruhig als Trost betrachtet werden – kommt Geri nicht mehr vor.