«Ich habe Widerstand geleistet»: Fünf Aargauerinnen und Aargauer verraten, warum sie sich nun mit Janssen impfen lassen

Sebastian Ruiz Diaz aus Staufen betritt das Impfzentrum des Kantonsspitals Aarau (KSA). Bei der Anmeldung erhält er gelbe Karten, an denen das Impfzentrum-Personal auf den ersten Blick erkennt: Dieser Mann bekommt den Janssen-Impfstoff. Wer mit Moderna oder Pfizer/Biontech geimpft wird, bekommt Karten in einer anderen Farbe.

«Die Ärzte rieten mir, auf den Janssen-Impfstoff zu warten»: Sebastian Ruiz Diaz aus Staufen hat sich im Kantonsspital Aarau mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson impfen lassen.

«Die Ärzte rieten mir, auf den Janssen-Impfstoff zu warten»: Sebastian Ruiz Diaz aus Staufen hat sich im Kantonsspital Aarau mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson impfen lassen.

Ann-Kathrin Amstutz

Dass Ruiz Diaz den Janssen-Impfstoff bekommt, ist von grösster Wichtigkeit. Der 40-Jährige hätte sich schon früher impfen lassen wollen, doch er hat eine Allergie auf Konservierungsstoffe. Die chemischen Stoffe verursachen bei ihm geschwollene Lippen und Ausschläge. Obwohl die mRNA-Impfstoffe gemäss Infoblatt des Bundesamtes für Gesundheit keine Konservierungsmittel enthalten, rieten ihm die Ärzte, auf das Janssen-Vakzin zu warten.

Dieser Empfehlung leistete Ruiz Diaz Folge. «Ich bin extrem froh, nun geimpft zu sein», sagt er. Im Januar habe seine ganze fünfköpfige Familie die Krankheit durchgemacht. Ihm sei es dabei schlecht gegangen:

«Ich hatte viele allergische Ausbrüche und meine Medikamente sprachen nicht mehr an – trotz der zwei- bis dreifachen Dosis.»

Mit der Impfung fühle er sich nun sicherer, so Ruiz Diaz.

Es erstaune ihn, dass sich noch immer so viele Menschen nicht impfen lassen wollten. «Für mich ist das auch eine Frage der Solidarität», sagt der 40-Jährige. «Schliesslich schützt man damit auch die anderen.» Ruiz Diaz, der argentinische Wurzeln hat, meint: «In der Schweiz sind wir verwöhnt. In anderen Ländern wären viele Menschen dankbar über die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.»

Während Ruiz Diaz in einem bequemen Lederstuhl die zehn Minuten nach der Impfung abwartet, hat in der benachbarten Koje eine Frau mittleren Alters Platz genommen. Sie hat die Impfung – im Gegensatz zu Ruiz Diaz – nur widerwillig über sich ergehen lassen. Die Frau, die anonym bleiben will, sagt:

«Ich habe lange Widerstand geleistet, nun gebe ich dem Druck nach.»

Sie wolle endlich wieder reisen und tanzen gehen. Und wenn es denn sein müsse, nehme sie lieber den Janssen-Impfstoff: «Das ist die moderatere Impfung und es braucht nur eine Dosis», erklärt sie.

Auch für den Mann aus Seon, der als Nächster geimpft wird, war die Verfügbarkeit von Janssen ausschlaggebend für den Impfentscheid. «Es ist ein grosser Vorteil, dass es nur eine Dosis braucht», sagt er. Er sei weder Befürworter noch Gegner der Impfung, sondern «irgendwo in der Mitte». Lange habe er die Impfung für sich nicht als nötig erachtet, sagt er:

«Aber jetzt, wo es sogar fürs Kino oder fürs Hallenbad ein Zertifikat braucht, wurde es mir einfach zu mühsam. Es ähnelt schon einem Impfzwang durch die Hintertür.»

Nebenan setzt sich ein Paar. Der Mann und die Frau sind gemeinsam zur Impfung gekommen. «Ich lasse mich wegen einer Eiweissallergie mit Janssen impfen», sagt sie, «mit den mRNA-Impfstoffen ging es gar nicht.» Ihr Partner fügt an: «Und ich mache gleich mit.» So sei er vorbereitet, falls es im Geschäft plötzlich heisse: «Jetzt brauchst du ein Zertifikat.» Die beiden hoffen, dass gesellschaftliche Anlässe wie etwa Familienfeste dank der Impfung wieder einfacher möglich sind.

So unterscheiden sich die mRNA-Impfstoffe vom Janssen-Impfstoff

Erstens braucht es bei den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Pfizer/Biontech zwei Impfdosen, dagegen reicht beim Janssen-Impfstoff von Johnson & Johnson eine einzige Impfung. Zweitens handelt es sich dabei nicht um einen Impfstoff der neuen mRNA-Methode, sondern um einen sogenannten vektorbasierten Impfstoff. Die von den Vektorviren in die Zelle gebrachte DNA wird im Zellkern zu mRNA umgeschrieben. Bei den mRNA-Impfstoffen wird direkt mRNA in die Zelle gebracht. Danach ist die Wirkung gleich.

Unterschiede gibt es aber in der Wirksamkeit: Während die mRNA-Impfstoffe gemäss den Impfeffizienz-Studien zu rund 95 Prozent vor einer Infektion schützen, beträgt dieser Wert bei Janssen nur 67 Prozent. Der Impfstoff von Johnson & Johnson schützt aber zu 85 Prozent vor schweren Verläufen. Zudem gibt es Hinweise, dass er bei älteren Menschen besser wirkt als bei jüngeren – bei den mRNA-Impfstoffen ist dies genau umgekehrt. (aka)

Beim Janssen-Impfstoff braucht es nur eine Dosis, während bei den mRNA-Impfungen zwei Dosen nötig sind.

Beim Janssen-Impfstoff braucht es nur eine Dosis, während bei den mRNA-Impfungen zwei Dosen nötig sind.

Peter Schneider/ KEYSTONE

Die fünf Aargauerinnen und Aargauer gehören zu den knapp 1400 Personen, die sich im Aargau schon mit Janssen impfen liessen. Gut 600 weitere haben sich dafür angemeldet. Damit sind erst 2088 der 12’000 Impfdosen vergeben, die der Aargau bekommt. «Wir haben also noch grosses Potenzial», sagt Matthias Gerth, Leiter Kommunikation des kantonalen Covid-19-Programmes. Man sei froh, nun das Janssen-Angebot zu haben: «Die Janssen-Impfung ist viel besser als keine Impfung.» Neu wird Janssen auch im Impfzentrum im Shoppi Tivoli in Spreitenbach angeboten.

Für die mit Janssen Geimpften ist wichtig zu wissen: Schon kurz nach der Impfung kann man in der App ein Zertifikat herunterladen, gültig ist es aber erst 22 Tage nach der Impfung. Das sei wichtig zu betonen, so Gerth: «Vielen Menschen ist der Umstand nicht klar, dass das Zertifikat erst nach dieser Zeit gültig ist, obwohl man es direkt nach der Impfung beziehen kann.»