
«Ich hoffe, dass Wetter und seine Prognosen süchtig machen»
Nach dem Studienabschluss an der ETH Zürich unter anderem in den Fachgebieten Meteorologie, Klimatologie und Atmosphärenphysik arbeitete Thomas Bucheli (59) während sechs Jahren beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, danach ein Jahr bei Meteomedia AG. Seit 1995 ist er der Leiter von SRF Meteo. Am 26. Oktober holt ihn die Volkshochschule Zofingen in die Thutstadt. In seinem Vortrag «Wetterprognosen am TV – Show oder Wissenschaft?» spricht er über Grenzen und Möglichkeiten der Meteorologie.
Thomas Bucheli, was sind Sie nun: Künstler oder Wissenschaftler?
Thomas Bucheli: (lacht) Definitiv Wissenschaftler. In gewisser Weise muss ich ein bisschen künstlerisch sein, um komplexe Vorgänge verständlich aufzuarbeiten. Aber das hat nichts mit Kunst zu tun.
Verraten Sie uns als Profi, wie der kommende Winter wird.
Das kann ich nicht. Auch wir haben klare fachliche Grenzen, und die müssen wir akzeptieren. Zwar gibt es Versuche mit solchen saisonalen Langzeitprognosen. Dabei geht es aber üblicherweise nur um das Ausmass der Abweichung vom Mittelwert. Die Trefferquoten solcher Saisonprognosen sind aber eher bescheiden.
Wie rechtfertigen Sie das wissenschaftlich?
Je weiter in die Zukunft wir gehen, desto grösser werden die Unsicherheiten. Diese können zwar mit Wahrscheinlichkeitsangaben abgefangen werden, aber unser Publikum will mehrheitlich klare binäre Aussagen: Regen – ja oder nein. Daher beschränken wir uns derzeit auf einen Vorhersagezeitraum bis maximal rund zehn Tage. Hier hat die meteorologische Prognostik eine hohe Treffsicherheit erlangt.
Wieso ist es überhaupt wichtig, zu wissen, ob es morgen fünf oder zehn Grad sind?
Wenn Sie im Notfall einfach schnell eine warme Jacke zücken können, ist das weniger wichtig. Aber für die Landwirtschaft beispielsweise sind das mitunter zwei völlig andere paar Schuhe: So besteht bei drei Grad die Gefahr von Bodenfrost und es sind Schutzmassnahmen erforderlich.
Wissen Sie auch in Ihren Ferien, was Sie wetterbedingt am nächsten Tag erwartet?
Es geht weniger darum, dass ich weiss, wie das Wetter wird. Das interessiert meine Frau (lacht). Ich finde es aber sehr spannend mitzuverfolgen, wie die Region, in der ich mich gerade befinde, auf die grosse Wetterlage reagiert. Es ist längst kein Job mehr, sondern eine Passion. Es begleitet mich überall hin.
Kann das Wissen nach dem Wetter demnach süchtig machen?
Es ist schon sehr angenehm, wenn eine Familie weiss, ob die Kinder Gummistiefel oder nur eine leichte Jacke in die Schule anziehen müssen. Wenn die Informationen schon da sind, wieso also nicht auch darauf zurückgreifen? Ich erfreue mich jeden Tag ob der hohen Zuschauerzahl, die wir erzielen. Als Meteorologe hoffe ich natürlich, dass Wetter und seine Prognosen süchtig machen!
Hinweis
«Wetterprognosen am TV – Show oder Wissenschaft?» mit dem Leiter von SRF Meteo Thomas Bucheli. Montag, 26. Oktober, 19.30 Uhr, Bildungszentrum BZZ. Anmeldung bis am Donnerstag, 22. Oktober.