
Im Puff gehen die Lichter aus – Gelände soll überbaut werden
Entwicklung steuern
Um Wildwuchs zu unterbinden, verhängte die Gemeinde Oftringen vor sieben Jahren eine Planungszone entlang der Luzerner- und Baslerstrasse. Inzwischen ist sie verfallen. Mit dem Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK) nimmt die Gemeinde erneut Einfluss auf die Zentrums- und Verkehrsentwicklung : ein Projekt in Kooperation mit dem Kanton, das mit diversen Arealentwicklungen und Projekten koordiniert wird. Im Zentrum sind unter anderem eine Strassenverbreiterung, neue Erschliessungen und ein MehrzweckMittelstreifen in Planung.
In Oftringen steht ein Häuschen, ganz still und stumm. Jahrzehntelang war das Bordell «maison extrême» für Behörden und Anwohner ein Schandfleck – vor allem, weil es an zentralster Lage steht, dort, wo sich die Gemeinde eigentlich ein Dorf-, Gewerbe- und Begegnungszentrum wünscht. Jetzt wurde der Rotlichtbetrieb geschlossen. Zwar weist weder auf der Website noch am Haus etwas darauf hin, doch eine Kontrolle zeigt: Die Sexarbeiterinnen sind abgezogen. Die Gegensprechanlage bleibt stumm. Die Türen bleiben geschlossen.
Hintergrund: In den nächsten zehn Jahren soll das Teilstück der Baslerstrasse ab Kreuzplatz ausgebaut und verbreitert werden. Pläne, die aus dem neuen Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK) der Gemeinde zur Aufwertung des Zentrums und Optimierung des Verkehrsflusses hervorgehen, das diese in enger Kooperation mit dem Kanton umsetzen will. Wie das benachbarte, bereits geschlossene Restaurant Traube (wir berichteten) muss auch das Sexhaus für den Strassenausbau samt Trottoir und Längsparkplätzen abgerissen werden, weil es zu nah an der Kantonsstrasse steht. Stattdessen soll nach den Vorgaben der Gestaltungsplanung Zentrum Oftringen eine gemischte Wohnungs- und Gewerbeüberbauung entstehen. Der BGK-Planungsperimeter erstreckt sich bis zum Bahnhof; gebaut werden soll etappenweise. Dazu finden demnächst Sitzungen zwischen Gemeinde und Kanton statt, wie Peter Göldi, Leiter Bau Planung Umwelt, auf Anfrage erklärt. Die Priorisierung der Umsetzungsmassnahmen sei nicht einfach, «denn sowohl Kanton als auch Gemeinde müssen haushälterisch mit ihrem Geld umgehen», mahnt Göldi.
Besitzer: «Es war eine Odyssee»
Doch zurück zum Puff: Dass der Eigentümer mit der Situation nicht mehr zufrieden ist, zeichnete sich bereits im Dezember ab, als er seine an derselben Adresse beheimatete Firma Evexia GmbH nach Baar verlegte. Der Besitzer, das ist Panagiotis Triantopoulos: ein Grieche, der vor acht Jahren in die Schweiz kam.
Er habe ursprünglich einen Shop für nachhaltige Wellnessprodukte auf Olivenbasis einrichten, das Haus verschönern und weitere Räume für Büros vermieten wollen. Triantopoulos machte in den sieben Jahren seit dem Kauf aber eine nervenaufreibende Odyssee durch. «Als ich das Haus kaufte, sagte mir die Vorbesitzerin nichts von den Plänen der Gemeinde für die Zentrumsentwicklung und über den Gestaltungsplan», erklärt er auf Englisch. Zwar wurde er skeptisch und handelte den Kaufpreis (ein sechsstelliger Betrag) noch ein wenig herunter – «doch als ich später umbauen wollte, erfuhr ich, dass dies gar nicht möglich ist.» Daher habe er das Gebäude weiterhin als Freudenhaus vermietet, um wenigstens regelmässig Mietzahlungen zu erhalten.
Weil seine Wellness-Idee blockiert war, zog er die Evexia GmbH nun ab. Da in der Nachbarschaft derzeit mehrere Mehrfamilienhäuser entstehen, habe er nun auf Ende Jahr den Mietvertrag mit dem «maison extrême» nicht mehr verlängert. «Wenn nebenan bald Familien einziehen, ist das Etablissement definitiv am falschen Ort.» Die Zeiten, als an dieser Stelle ein Freudenhaus stand, seien für ihn definitiv vorbei.
Verkaufen: nicht um jeden Preis
Was nun ganz konkret auf dem Gelände entstehen wird, ist noch offen. Panagiotis Triantopoulos überlegt noch, ob er das Haus samt Land verkaufen, oder doch selber neu bebauen will. Um ein Spekulationsobjekt habe es sich für ihn nie gehandelt. Würde sich aber zeigen, dass beispielsweise einer der umliegenden Bauherren oder Investoren Interesse hätte, wäre er einem Verkauf nicht abgeneigt.
Was trotz der Restriktionen und Vorgaben aus dem Bau- und Nutzungskonzept möglich ist, hat er von seinem Zürcher Architekten prüfen lassen. «Damit habe ich nun Gewissheit, was ich bauen könnte», erklärt der Noch-Besitzer. «Und Kaufinteressenten erhalten – anders als ich seinerzeit – alle relevanten Informationen, damit sie prüfen können, ob sich eine Übernahme rechnen würde.» An die Gemeinde Oftringen gebunden ist Triantopoulos nicht. Er lebt mit seiner Familie am Zürichsee.