Im Wettlauf mit Österreich: Schweiz Tourismus will dank gratis Gepäcktransport punkten

Wie vor jeder Wintersaison startet «Schweiz Tourismus» auch dieses Jahr eine Marketingoffensive. Und wie jedes Jahr versucht die Organisation, den Gästen etwas Handfestes zu bieten. Dieses Mal setzt man bei Gepäcktransport an: Dieser soll bis Ende Winter gratis sein.

Das Wintergepäck soll zu Hause abgeholt werden, und dann von der SBB an den Ferienort transportiert werden. Dieses letzte Teilstück übernimmt das Hotel, rund 240 haben sich an der Aktion beteiligt. Der ganze Transport soll kostenlos sein. Das Angebot ist gültig bis zum Ende der Wintersaison, dem 30. April 2020, und für total 48 Ferienorte in der Schweiz.

Damit das Gepäck nicht irgendwo auf der Strecke liegen bleibt, hat man vor dem kommenden Winter schon geprobt. Das Projekt «Gepäck Spezial» ist schon im letzten Winter von der SBB getestet worden.

Gäste sollen vermehrt mit dem öffentlichen Verkehr anreisen

Neben einem Werbeeffekt durch den erleichterten Transport verspricht man sich einen zweiten Werbeeffekt. Nach dem Motto, tue Gutes und sprich darüber, tut man auch etwas für die Umwelt. Denn man erhofft sich, dass mehr Gäste mit den öffentlichen Verkehr anreisen werden. Heute reist noch die Hälfte aller Wintergäste mit dem privaten Fahrzeug an.

Und den dritten Effekt von Projekt «Gepäck Spezial» streicht der Direktor von Schweiz Tourismus, mit einem Zitat heraus. Martin Nydegger sagt: «Wir haben unlängst eine Winterstudie durchgeführt, und diese nennt als eine von zehn Chancen die Convenience». Im Idealfall verschafft man sich also auch einen kleinen Wettbewerbsvorteil. Natürlich streicht Nydegger diesen Vorteil nicht bloss trocken heraus. Sondern ist gemäss Medienmitteilung davon auch «begeistert».

Einen solchen Vorteil kann der Schweizer Bergtourismus auch gut gebrauchen. Der Schweizer Franken ist zuletzt wieder stärker geworden. In vielen Ländern, aus denen die Gäste kommen, hat sich der Gang der Wirtschaft merklich verlangsamt. Die letzten beiden Saisons verliefen zwar erfreulich: die Zahl der Logiernächte ging wieder nach oben. Doch ein allesentscheidender Erfolgsfaktor der letzten beiden Saisons lässt sich leider nicht kontrollieren: Das Wetter. Es hatte zuletzt gut mitgespielt. Und der Schweizer Franken hatte sich etwas abgeschwächt.

Seitenhieb gegen Österreich

Auch wenn Schweizer Tourismus natürlich gute Stimmung zu verbreiten versucht, schimmern in der Medienmitteilung auch die Realitäten des Schweizer Wintertourismus durch. So bedeutet eine «erfolgreiche Wintersaison» bloss eine «leicht steigende» Zahl von Hotelübernachtungen und verkauften Skitickets.

Nebenher erlaubt man sich noch einen kleinen Seitenhieb gegen Österreich. In der Schweiz seien die Zahl der Skitage stark gestiegen, und zwar um 6,2 Prozent – «im Gegensatz zu anderen Alpenländern». Derlei Spott sollte man sich wohl besser sparen. Ein Blick in die «Saisonbilanz» der Seilbahnen Schweiz zeigt auf jeden Fall: schaut man etwas weiter zurück, kommt Österreich noch immer auf die weit bessere Bilanz. Nimmt man die Saison 2004/2005 als Ausgangspunkt kommt Österreich auf ein Plus von etwa 7 Prozent. Die Schweiz hingegen auf ein Minus von etwa 11 Prozent.