Impfgraben innerhalb der Familie: Ueli Giezendanner wirbt für den Piks – sein Sohn Benjamin ist gegen «Diskriminierung»

Mit einem breiten Lächeln posiert Ueli Giezendanner in der Zeitung. Vor sich hält er einen Zettel: «Ich bin geimpft», prangt darauf in weissen Lettern. Der alt SVP-Nationalrat aus Rothrist erklärte sich auf Anfrage von Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati dazu bereit, öffentlich für die Covid-Impfung zu werben. Der Impffortschritt stagniert seit Wochen. Rund 45 Prozent der Aargauerinnen und Aargauer haben sich noch nicht piksen lassen. Und die Spitaleinweisungen steigen. Deshalb hat der Kanton am Montag eine neue Impfkampagne lanciert, mit Ueli Giezendanner als eines seiner Aushängeschilder. Giezendanner senior sagt gegenüber Tele M1:

«Ich mache das aus Überzeugung.»

Er wolle wieder reisen und glaube an die Wirkung des Vakzins.

An Überzeugungskraft fehlt es ihm jedoch ausgerechnet bei seinem Sohn Benjamin (39): Der amtierende SVP-Nationalrat hat sich bisher nicht piksen lassen. «Ich gehöre nicht zu einer Risikogruppe», erklärt er seine Beweggründe. Zwar hält auch der junge Giezendanner die Impfung «für ein gutes Mittel, um die Pandemie in den Griff zu kriegen», allerdings werde zu viel Druck aufgesetzt, sagt er. Setze sich diese Entwicklung fort, befürchtet Benjamin Giezendanner eine Zweiklassengesellschaft: «Meine Angst ist, dass man irgendwann zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften unterscheiden wird.»

So etwa, wenn die Zertifikatspflicht ausgeweitet würde. Damit liegt Benjamin Giezendanner voll auf Parteilinie. Die SVP hat am Wochenende die Nein-Parole zum Covid-19-Gesetz beschlossen. Bei erfolgreichem Referendum würde die rechtliche Grundlage für das Covid-Zertifikat wegfallen.

Beide gegen Covid-Zertifikat in Beizen

Dass sein Vater öffentlich fürs Impfen wirbt, stört Benjamin Giezendanner nicht. «Gegen eine Kampagne spricht nichts, aber man soll nicht andere diskriminieren», betont er. Ungeimpfte diskriminieren; das will auch Giezendanner senior nicht. Jeder müsse selber entscheiden, ob er sich impfen lassen wolle oder nicht. Und wenn es um eine mögliche Zertifikatspflicht in Gastrobetrieben geht, schlagen Vater und Sohn wieder in die gleiche Kerbe: «Bei Beizen hörts auch bei mir auf», sagt Ueli Giezendanner.

Rund 100’000 Franken lässt sich der Kanton die neue Impfkampagne kosten. Neben Ueli Giezendanner werben auch andere Aargauer Politiker und Politikerinnen wie die beiden Ständeräte Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) oder SP-Nationalrätin Yvonne Feri für den Piks. (sam)