In allen Stilen zu Hause: Grenzenlose Musik von Klassik bis Jazz

Die Kantischülerinnen und Kantischüler boten ihrem Publikum ein weitgespanntes Gebiet. Ab 18 Uhr vermittelte das «Café Classique» im Singsaal musikalische Einblicke in den Barock (Johann Sebastian Bach, 1685–1750) bis in die Gegenwart mit Ludovico Einaudi (*1955). Eine Stunde später galt die Aufmerksamkeit einer Blütenlese aus Klassik und Romantik, und um 20 Uhr verlagerte sich das Interesse im «Jazz Café» auf die Sparte klassischer, gehobener Jazz. Das war natürlich immer auch mit einer Reifeprüfung der Musizierenden verbunden, und die fiel sehr erfreulich aus. Gemeinsam war allen der Ernst und das Verständnis, mit denen sie ihre Interpretation füllten, die meisten ohne Noten. «Der Trend geht heute eher in Richtung klassische, ernste Literatur», erklärte Klavierlehrer Jörg Gugelmann. Das Klavier war das dominante Instrument dieses Abends.

Gemischter musikalischer Apéro
«Styles unlimited» kamen primär im ersten Teil zum Zug. Helen Meyer und ihre Schülerin Corinne Spichiger führten in «Country Gardens» (Mike Cornick) vor, dass Harmonie erstes Gebot im Musizieren ist. Fadi Shammas vertiefte sich in die genial einfach klingenden und doch so schwierigen Tonfolgen in Bachs Präludium Nr. 1 in C-Dur. Danach meisterte Naomi Rozstipil das verschlungene, ebenso anspruchsvolle «Agitato» aus «18 Etüden» (Friedrich Burgmüller).

Milo Heer gelang das Kunststück, sich selber im Song «Smile» (Charlie Chaplin) auf dem Klavier zu begleiten, und Celina Hurschler befasste sich musikalisch und technisch überzeugend mit dem vielfältig abgewandelten Thema in «Ancora» (Ludovico Einaudi). Typisch impressionistische Farbtupfer setzte Liliane Schlatter teilweise mit gekreuzten Händen in «Dr. Gradus ad Parnassum» (Claude Debussy). Für einen virtuosen Abschluss dieses Programteils sorgte Nuria Langenkamp mit «Fantasie Impromptu cis-Moll» (Frédéric Chopin), indem sie die darin wohnende Leidenschaft hervorholte.

Konzertante Musik in der Aula
Was nun folgte, war der eigentliche Höhepunkt des Konzertes. Celine Schär machte den Anfang mit der «Sonatine C-Dur opus 36 Nr. 1» von Muzio Clementi. Dem munteren Allegro folgte ein innig ausgelegtes Andante. Ganz anderer Natur war die von Demian Imholz ausgewählte «Etude Nr 50» aus «Kunst der Fingerfertigkeit». Diese war zweifellos vorhanden. Benedikt Heuser gelang sodann die Verknüpfung von Fingerfertigkeit mit Substanz im Ausdruck. Bestens dazu geeignet ist Franz Schuberts «Impromptu Nr. 4 As-Dur». Darin ist alles vorhanden, was die menschliche Seele bewegt, und es fand auch Nachklang im Zuhören. Chiara Schaffner setzte diesen «Unlimited

Style» fort mit einem berührenden Klavierstück von Felix Mendelssohn. Und wiederum geschah mit der «Mazurka opus 17 Nr. 4» (Chopin) ein Stimmungswechsel. Deborah Graber versah ihn mit der darin schwingenden leisen Melancholie. Leise dahinträumend und fantasierend legte Aris Baltisberger auch das «Prélude Nr. 1 e-Moll» von Heitor Villa-Lobos aus.

Inzwischen war der Uhrzeiger auf 20 Uhr und das Konzert wieder in den Singsaal gerückt. Dort kam nun der Jazz zu Ehren, und zwar in unlimitiert anspruchsvoller Form. Florian Hunziker wählte dazu «Willow Weep for me» von Ann Ronell, und Damian Imholz zog nach mit «Polkadots and Moonbeams» (Jimmy van Heusen). Jonathan Kalberer (Klavier) und Martin Zangerl (Hammond-Orgel) widmeten sich

«Desafinado» (Antônio Carlos Jobim). Von Letzterem stammte auch «One Note Samba», rhythmisch inszeniert von Sven Ma (Klavier) und Lukas Christen (Percussion). Nicole Schmid legte sodann die aufregende «Bohemian Rhapsodie» (Queen) mit den Mitteln des Klaviers aus. Abschliessend fühlte sich Benedikt Heuser von den «Angel Eyes» (Matt Dennis) angezogen und zeigte so, dass er auch in diesem Blickwinkel etwas zu sagen hat.