In den Köpfen der Kundschaft

«Wenn Sie davon zwei nehmen, dann kriegen Sie 25 Prozent Rabatt», sagte die Frau an der Warenhauskasse schon zum dritten Mal innerhalb der drei Minuten, in diesen ich nun schon in der Schlange stand. Jedes Mal sprintete das Personal an der Kasse los, um für diejenigen Leute, die ein Produkt bezahlen wollten, den identischen Artikel zu holen, damit diese ihren Rabatt bekamen. Während die Warteschlange immer länger wurde, beeindruckten mich zwei Dinge.

Erstens: Niemand lehnte es ab, vom gewählten Produkt ein zweites zu kaufen. Alle wollten den Rabatt. In den Köpfen der Kundschaft existierte offensichtlich der Glaube, gerade im Begriff zu sein, ein super Geschäft zu machen. Sobald das Wort «Rabatt» fällt, denkt niemand daran, dass er oder sie in diesem Moment eigentlich mehr bezahlt, als wenn man nur ein Exemplar gekauft hätte. Ob man tatsächlich zwei Einheiten brauchen kann, spielt eine sekundäre Rolle. Doch sparen tut man ja eigentlich nur, wenn man mit Sicherheit sagen kann, dass man nächstens sowieso wieder gekommen wäre, um das Produkt erneut zu kaufen.

Zweitens: Besonders ältere Leute kann man offenbar sehr glücklich machen, wenn man ihnen das Gefühl gibt, gespart zu haben. Überaus herzlich bedankten sie sich beim Personal dafür, dass sie auf die Aktion aufmerksam gemacht wurden. Klar: Für eine Person, welche die Kindheit oder die Jugend während des Krieges verbrachte, hat Sparen noch eine ganz andere Bedeutung. Und vor Augen sahen sie wohl bereits den seit Anfang Jahr um 30 Rappen aufgeschlagene Kaffee in der Altersheim-Cafeteria, den sie sich mit dem durch die Aktion ersparten Betrag leisten würden. Als ich an der Reihe war, profitierte auch ich von der Aktion. Schliesslich wollte ich nicht umsonst so lange in der Schlange gestanden sein. Meine persönliche Bilanz der Aktion: Fr. 3.60 «gespart» – und den Zug verpasst.