
In kleinen Bächen sollten momentan nur Fische baden
«Die aktuell extrem niedrigen Wasserstände und die prekären Wassertemperaturen können jederzeit zu einem Fischsterben führen. Wir bitten sie, jeglichen Stress für die Fische zu vermeiden.» – das steht auf einem Plakat an der Bünz, mit dem Fischenzpächter und Sektion Jagd und Fischerei an die Bevölkerung appellieren, die tiefen Wasserstellen im Flüsschen nicht zu betreten.
Lage hat sich nach dem Regen etwas entspannt
«Durch den Regen am Wochenende hat sich die Lage in den Fliessgewässern im Kanton zwar etwas entspannt. Aber wir wissen nicht, was in den nächsten Wochen kommt. Der Sommer ist noch nicht vorbei», sagt Samuel Gerhard, Fischereiaufseher in der Sektion Jagd und Fischerei im Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU).
Die Lage, erklärt er weiter, sei letzte Woche noch nicht so dramatisch gewesen, wie im Sommer 2018. Doch in verschiedenen kleinen Gewässern – neben der Bünz sind unter anderem die Sissle im Fricktal betroffen sowie der Schenkenberger Talbach, wo es bereits trockene Stellen gegeben hat – sei die Lage angespannt.
Dazu muss man wissen, dass insbesondere Äsche und Forelle, jene Fische die in den Aargauer Gewässern sehr verbreitet sind, mit der steigenden Wassertemperatur grosse Mühe haben, weil der Sauerstoff fehlt. Eine Forelle kann deshalb bereits ab einer Wassertemperatur von 19 Grad keine Nahrung mehr aufnehmen und mit der Zeit verhungern. Ab 24 bis 25 Grad würden die Bedingungen in einem Gewässer für Äsche und Forellen gar toxisch, das heisst, es kommt zu einem Fischsterben.
Füsse abkühlen ist nach wie vor erlaubt
Nun wollen weder Kanton noch Fischenzpächter jemandem verbieten, sich in Flüssen und Bächen abzukühlen. «Doch», sagt der Fischereiaufseher, «die Leute sollten tiefe Mulden möglichst meiden und auch ihre Hunde nicht baden lassen. Weil dort das Wasser vielfach noch etwas kühler ist, ziehen sich die Fische dahin zurück und würden durch Badende zusätzlich gestresst.»
Warum fischt der Kanton gefährdete Gewässer nicht aus und platziert die Fische in Flüssen und Bächen, wo die Bedingungen noch besser sind? «Das machen wir nur im Notfall», sagt Gerhard. Das elektrische Ausfischen sei mit grossem Stress für die Fische verbunden und bei der Umplatzierung würde man auch die Fische im neuen Gewässer zusätzlich in Aufregung versetzen.
Ein heisser und trockener Sommer 2018, ein ähnlicher Sommer 2019 – wie geht es weiter? Sterben die Fische in den kleinen Aargauer Gewässern aus? «Wenn es mit den heissen Sommern so weitergeht, sieht es für einige Arten tatsächlich nicht gut aus. Insbesondere Äsche und Forellen könnten ihre Lebensgrundlage verlieren», sagt der Fachmann vom BVU. Betroffen seien auch verschiedene Krebsarten. Es gebe, fährt er fort, Fische, die mit höheren Temperaturen und weniger Sauerstoff besser zurechtkommen würden. Dazu gehörten die karpfenartigen Fische, welche im Fachjargon als Cyprinieden bezeichnet werden. Etwa der Karpfen selber, aber auch Rotauge, Schleie, Brasse oder Alet.
Weiter, erläutert Samuel Gerhard, bleibe der Kanton selbstverständlich nicht untätig: «Es laufen verschiedene Projekte, mit denen die Bedingungen für die Fische in den kleinen Gewässern verbessert werden sollen. Man kann die Gewässer aufwerten, indem man für eine intensivere Beschattung sorgt und die Struktur der Bachsohle mit Vertiefungen so verbessert, dass auch bei Trockenheit immer genügend Wasser fliesst.» Das seien aber längerfristige und aufwendige Massnahmen. Man könne sicher einiges für die Zukunft des Fischbestandes tun, aber leider sei nicht alles möglich, zieht der Fachmann eine nüchterne Bilanz zur zunehmenden Trockenheit im Aargau.