
In Strengelbach sorgen 4000 Legehennen für Ostereier
Ein schöner Flecken Land, idyllisch gelegen, obwohl auf der nahe gelegenen Autobahn der Verkehr auf der Nord-Süd-Achse vorbeirauscht. Kaum hörbar zum Glück – den Lärmschutzwänden sei Dank. Hier, im Aeschwuhr auf Strengelbacher Boden, betreibt die Familie Schütz seit mehr als hundert Jahren ihren Landwirtschaftsbetrieb. 2009 haben Barbara und Markus Schütz den Hof in vierter Generation übernommen und auf biologische Produktion umgestellt, seit 2011 sind ihre Produkte mit der Knospe zertifiziert.
Die Sonne scheint und auch Barbara und Markus Schütz lassen sich bei einer Besprechung am Gartentisch von den wärmenden Strahlen verwöhnen. Doch die momentane Ruhe täuscht. «Für uns bricht jetzt eine strenge Zeit an», betont Markus Schütz. Es gelte nun, Zucchetti zu setzen und Erbsen zu säen. Der Gemüsebau erlaube keine Verzögerungen, auch wenn die Nächte noch kalt seien. «Je früher wir mit unseren Zucchetti in die Läden kommen, desto besser der Absatz», betont Markus Schütz. Und natürlich seien auch die Eier ein grosses Thema, jetzt, wo Ostern vor der Türe stehe.
Verkauf über Handel und direkt ab Hof
Die Haltung von Hühnern hat eine lange Tradition auf dem Schütz-Hof. Schon seine Grossmutter habe 500 Hühner gehalten, weiss Markus Schütz. Die Freiland-Eier habe sie direkt ab Hof verkauft. Eier ihrer 4000 Legehennen verkaufen auch Barbara und Markus Schütz, die damit die wohl grössten Bio-Eier-Produzenten in der Region sind, direkt ab Hofladen. Allerdings nur den kleineren Teil der Produktion. «Der grössere Teil wird über den Handel abgesetzt und kommt als Bio-Ei in die Regale der Grossverteiler», erklärt Markus Schütz.
Dem Schweizer Eiermarkt geht es gut. 2019 haben Schweizer Legehennen erstmals die Milliardengrenze geknackt. 1000,4 Millionen Eier legten sie, dazu kamen noch 587,1 Millionen Importeier, womit der Gesamtverbrauch in der Schweiz 2019 1587,4 Millionen Eier erreichte. Das gesamte Eierangebot in der Schweiz wuchs auch im Corona-Jahr 2020 munter weiter. Und zwar um 4,6 Prozent auf umgerechnet 1,66 Milliarden Stück wie das Bundesamt für Landwirtschaft in seinem «Marktbericht Eier 2021» verlauten liess.
Der offizielle Eier-Verbrauch pro Person stieg damit im vergangenen Jahr um fünf Stück auf 189 Eier. Das ist der höchste Wert seit 1999. Damit gehören Herr und Frau Schweizer allerdings überhaupt nicht zu den Spitzenreitern in Europa. Deutsche und Österreicher zum Beispiel essen etwa 50 bis 60 Eier mehr pro Jahr als der durchschnittliche Schweizer.
«Die Aussichten für Schweizer Eierproduzenten sind grundsätzlich gut», bestätigt denn auch Markus Schütz, insbesondere die Faktoren Regionalität und Bio würden vermehrt an Bedeutung gewinnen. Dabei sei erst etwa jedes fünfte Ei, das in der Schweiz produziert würde, ein Bio-Ei.
Bunt gefärbte Eier gehören seit Jahrhunderten zum Osterfest wie die Wetterkapriolen zum April. Zum Fest des Frühlingsanfangs sollen bereits Ägypter und Perser Eier bunt gefärbt haben. In der christlichen Kultur haben Eier an Ostern wegen der von der katholischen Kirche verordneten Fastenzeit einen besonderen Stellenwert. Denn während der 40 Tage dauernden Fastenzeit durften weder Fleisch noch Milchprodukte und Eier konsumiert werden. Nun konnte die katholische Kirche zwar den Menschen verbieten, Eier zu essen, den Hennen aber nicht, Eier zu legen. Um die Eier haltbar zu machen, wurden sie gekocht und am Ostersonntag in der Kirche gesegnet. Um die gesegneten von den übrigen Eiern unterscheiden zu können, wurden diese bemalt.
Einen etwas anderen Weg geht Barbara Schütz mit den gefärbten Ostereiern, welche sie im Hofladen zum Verkauf anbietet. «Wir haben übers ganze Jahr hinweg farbig gefärbte Eier im Angebot. An Ostern aber färben wir ausschliesslich mit Kräutern und Zwiebelschalen», sagt Barbara Schütz, denn farbige Eier könne man an Ostern überall kaufen. Sie betreibe an Ostern damit wesentlich mehr Aufwand beim Färben. «Aber für mich ist das Färben der Ostereier eine wunderschöne Arbeit – eine Arbeit ganz für das Gemüt», sagt sie begeistert. Und sie erhalte dabei auch viel Unterstützung von ihren drei Kindern und weiteren Familienmitgliedern.
An Ostern kann die Nachfrage knapp gedeckt werden
Die Nachfrage nach Eiern können Barbara und Markus Schütz vor Ostern jeweils knapp decken. «Der Eierabsatz schwankt durchs ganze Jahr hindurch beträchtlich», sagt Markus Schütz, den absoluten Peak erreiche man vor Ostern, die grösste Nachfrage nach Eiern über einen längeren Zeitraum falle auf die Vorweihnachtszeit. Dabei könne man aber die Produktion nicht einfach ausweiten, sonst hätte man im Sommer einen Überschuss, den man nicht absetzen könne. Steuern könne man die Produktion insofern, als man den Herdenwechsel zum richtigen Zeitpunkt vornehme.
Barbara und Markus Schütz halten auf ihrem Hof 4000 Legehennen in zwei Ställen. In artgerechter Haltung, was bedeutet, dass die Hühner mindestens fünf Quadratmeter Raum haben, viel Scharrfläche vorfinden und Freilandauslauf haben. Rund 70 Wochen sind die Hühner bei ihnen, in dieser Zeit legt ein Huhn rund 300 Eier. Nach Ostern und Anfang Oktober wird jeweils die eine Herde geschlachtet und zu Suppenhühnern oder Hühnerfleisch verarbeitet. «Wir haben diesen ersten Schritt längst gemacht», erklärt Barbara Schütz. Nämlich den Schritt weg von der Verarbeitung der ausgedienten Legehennen zu Biomasse. «Das brauchte viel Aufklärungsarbeit unsererseits», betont Barbara Schütz, denn das Fleisch einer Legehenne ist weniger zart als das eines Masthuhns und muss deshalb auch anders gekocht werden. Der Absatz sei da, was nicht zuletzt auch dem Hühnersuppenfest im Oktober zu verdanken sei, mit dem das Bewusstsein der Konsumenten habe geschärft werden können.
In Zukunft möchten die Strengelbacher Landwirte noch einen Schritt weiter gehen. «Nicht weiter», präzisiert Markus Schütz», «eigentlich wollen wir bewusst einen Schritt zurück machen.» Es gehe nicht an, bei der Legehennenzucht alle männlichen Küken zu töten. Aus ethischen Gründen möchten sie in Zukunft ihr Projekt «Bruderhahn» angehen. «Wir wollen mit der Mast von etwa 500 Bruderhähnen starten», meint Markus Schütz. Dann müssten sie schauen, ob sie das Fleisch des Bruderhahns auch absetzen könnten. «Das wird von uns wiederum einiges an Aufklärungsarbeit fordern», meint Barbara Schütz. «So haben wir für uns einen Kreislauf gefunden, der stimmt.»
