Infoveranstaltung zur Modernen Melioration: Eine Win-win-win-Situation

Am 14. September stimmt Reitnau als letzte beteiligte Gemeinde über die Moderne Melioration im oberen Suhrental ab. Um über das Projekt zu informieren und Fragen zu klären, lud der Gemeinderat zu einem Informationsabend ein. Anwesend waren vom Kanton einerseits Martin Zumsteg, Sektionsleiter Wasserbau, und andererseits Matthias Müller, Leiter Landwirtschaft Aargau. Beide zeigten den Reitnauern auf, welche Vorteile eine Moderne Melioration bringt. Sie informierten aber auch über den Hochwasserschutz Suhrental und die Renaturierung der Suhre. Diese beiden Projekte sind vom Kanton bereits genehmigt und werden durchgeführt – auch wenn die Reitnauer der Modernen Melioration nicht zustimmen. 

Ein Projekt unterstützt das andere 

Martin Zumsteg, Leiter Wasserbau beim Kanton Aargau, plädierte, dass man über die Talschaft hinausdenken und die Suhre von der Kantonsgrenze bis nach Aarau betrachten müsse. Und da zeige sich, dass bei einem Hochwasser, das alle hundert Jahre auftritt, 600 Gebäude vom Wasser überflutet würden und ein Schaden von rund 30 Millionen Franken entstehen könnte. Um einem Hochwasser die Spitze zu nehmen, soll darum bei Staffelbach ein Hochwasserrückhaltebecken gebaut werden, notabene das grösste im Aargau. «Der Damm fügt sich wunderbar in die Landschaft ein», sagte Zumsteg und zeigte eine Animation. Gleichzeitig mit dem Rückhaltebecken soll auch die Suhre flussaufwärts bis zur Kantonsgrenze renaturiert werden. Für diese Projekte wird Land benötigt. Rund 13,5 Hektaren. Dieses Land hat der Kanton in den vergangenen Jahren zusammengekauft – nun würde es als Realersatz zur Verfügung stehen. «Und damit dieser Realersatz am richtigen Ort ausgerichtet werden kann, macht eben eine Melioration Sinn», sagte Zumsteg und übergab damit das Wort an Matthias Müller von Landwirtschaft Aargau. 

Melioration ist günstiger als Einzelmassnahmen 

Von der Melioration profitiere die Landwirtschaft, aber auch die Gemeinde Reitnau, führte Matthias Müller aus. Die Landwirtschaft könne beispielsweise ihre Produktionsbedingungen verbessern, da grössere zusammenhängende Felder entstünden. Die Gemeinde profitiere, weil mit der Melioration beispielsweise auch die Hochwassersituation der Dorfbäche überprüft werden könne. Und – dies war wohl ein Argument, das gezogen hat – die Melioration komme günstiger als vergleichbare Einzelmassnahmen. Etwa 3 Millionen Franken müsste die Gemeinde in den nächsten Jahren für das gesamte Massnahmenpaket aufwenden. Dazu kommen Beiträge von Bund und Kanton. Werden die Massnahmen später und einzeln umgesetzt, fehlen diese Zuschüsse. Und die Realisierung wird aufwendiger. Darum müsse dann mit einem Aufwand gerechnet werden, der etwa drei Mal so hoch sei, sagte Müller. 

«Wir haben hier eine Win-win-win-Situation», fasste der für die Melioration zuständige Vize-Ammann Peter Hochuli zusammen, «die Gemeinde, die Natur und die Landwirtschaft profitieren von diesem Projekt». Damit gab er die Diskussion frei. Nur zögerlich meldeten sich die Reitnauer und erkundigten sich nach Biber-Massnahmen, ob der Steuerfuss wegen der Melioration steigen wird, wie der Hochwasserschutz der Dorfbäche genau aussehen wird und ob für die Biobauern die Produktion unter dem Knospen-Label auch noch nach dem Landabtausch gewährleistet ist. Trotz teilweise skeptischer Fragen waren klare Voten gegen die Melioration an diesem Infoabend nicht auszumachen.