Integrationsnetz Zofingen: Ein Hilfswerk hilft dem anderen

«Ich bin überzeugt, dass die Bandagen in Syrien gut eingesetzt werden können.» Marit Neukomm  Präsidentin von Volunteers for Humanity
«Ich bin überzeugt, dass die Bandagen in Syrien gut eingesetzt werden können.» Marit Neukomm Präsidentin von Volunteers for Humanity

Meterhoch haben sich die weissen Stoffballen getürmt im Atelier des Integrationsnetzes Region Zofingen. Es war eine Stoffspende, wie sie das Integrationsnetz immer wieder bekommt und dann den Frauen zur Verfügung stellt, die im Atelier an ihren eigenen Projekten arbeiten und dabei die deutsche Sprache üben. «Leider ist der Stoff aber so dünn, dass er sich nicht für Kleidung eignet. Nicht einmal für T-Shirts», sagt Marie-Therese Frei. Gemeinsam mit Sonja Obrist leitet sie das Näh- und Werkatelier des Integrationsnetzes. Sie hätten versucht, aus dem weissen Stoff Fixleintücher zu nähen, aber auch dafür sei der Stoff nur bedingt geeignet. Doch Alice Carmichael hatte eine Idee: Die ehemalige Kinderkrankschwester erkannte, dass der weisse Stoff durchaus als Bandagen genutzt werden kann. Und so machten sich die Leiterinnen des Näh- und Werkateliers an die Arbeit und schnitten Stoffbahn um Stoffbahn und rollten sie auf. Unterstützung erhielten sie von den Frauen, die dafür ihre eigenen Projekte kurzzeitig zur Seite legten. Rund 350 Rollen Bandagen in unterschiedlichen Breiten sind so zusammengekommen, von Alice Carmichael fein säuberlich einsortiert in unzähligen Kartonschachteln.

Bandagen für Syrien

Anstelle von Stoffbahnen türmten sich nun Kisten mit Bandagen im Atelier des Integrationsnetzes. Vergangene Woche wurden diese ans Oberentfelder Hilfswerk Volunteers for Humanity überreicht. Gründerin und Präsidentin Marit Neukomm hat das Material persönlich abgeholt. «Wir konzentrieren unsere Sammlungen auf medizinisches Material sowie Schulmaterial für Syrien. Ich bin überzeugt, dass die Bandagen dort gut eingesetzt werden können», sagt die Aargauerin des Jahres 2016. Ursprünglich hat Volunteers for Humanity unter anderem Kleider gesammelt für die Flüchtlinge auf der Balkanroute – und diese auch vor Ort verteilt. Ziel des Hilfswerkes ist, da aktiv zu sein, wo keine grossen Organisationen tätig sind. Da sich in der Zwischenzeit andere Hilfswerke auf Kleider spezialisiert haben, konzentriert sich Volunteers for Humanity auf medizinisches Material. Dieses wird einem Partner übergeben, der es dann in Syrien an Ärzte und Spitäler weiterverteilt. Vor einem Jahr beispielsweise konnte die Organisation 55 vom Spital Zofingen gespendete Spitalbetten nach Syrien verschiffen. Da Volunteers for Humanity mit einem Partner zusammenarbeitet, kann gut nachverfolgt werden, wo das Material eingesetzt wird. «Wir erhalten immer wieder Fotos und Videos aus Syrien», erzählt Marit Neukomm.

Unterwegs mit nächstem Container

Die Präsidentin von Volunteers for Humanity erzählt, dass noch am gleichen Nachmittag ein Container mit rund sieben Tonnen Material geladen und für die Reise nach Syrien vorbereitet wird. Die Bandagen und der nicht verarbeitete Stoff, die das Integrationsnetz gespendet haben, werden aber noch nicht mit dieser Lieferung nach Syrien gehen. Die Inventarliste des Containers – diese ist für die Verzollung wichtig – sei schon seit einiger Zeit fertig gestellt worden, sagt Marit Neukomm. Die Bandagen werden sich aber in rund sechs Wochen mit dem nächsten Container auf die Reise machen.