
Ist Betreuung durch Tagesfamilien weniger wert?
Die Betreuungsgutscheine gelten nur für Kitas, nicht aber für Tagesfamilien.
Das Ziel des neuen kantonalen Kinderbetreuungsgesetzes ist klar: Familie und Beruf sollen besser vereinbar sein. Die Gemeinden sind deshalb verpflichtet, «den Zugang zu einem bedarfsgerechten Angebot an familienergänzender Betreuung sicherzustellen».
Zuvor war in Zofingen ein Vorstoss der FDP-Fraktion im Einwohnerrat auf der «langen Bank». Im November 2016 die entscheidende Einwohnerratssitzung – sogar die SVP sprang über ihren einstigen Schatten und bestritt weder den Bedarf an der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung noch deren gezielte Förderung durch die öffentliche Hand.
Längst Abschied von einem Frauenbild, das einst auf Kinder, Küche, Kirche fusste, hat die in die Dynamische Mitte (DYM) eingebettete CVP genommen und befürwortete zeitgemässe Strukturen. Alles gut?Ja und Nein. Viele Ehepaare müssen Doppelverdiener sein, um die Lebenshaltungskosten ihrer Familien berappen zu können. Auf der anderen Seite gibt es Paare mit hochqualifizierten Ausbildungen, die weiter in ihren Berufen arbeiten möchten und entsprechen gut verdienen – dafür aber für ihre Kinder eine Tagesstruktur benötigen.
Dies – die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit – berücksichtigt das Modell der Zofinger Betreuungsgutscheine mit ihren einkommensabhängigen Subventionen. Das grosse Plus ist, dass die Eltern frei sind, eine durch die Stadt anerkannte Kindertagesstätte auszusuchen und dort ihren Gutschein anrechnen zu lassen.
Kita oder Tagesfamilie?
Wer aber seine Kinder in eine Tagesfamilie gibt, der geht leer aus. Tagesfamilie – Kita? Tagesfamilien vermittelt zofignenregio – und das in der Region flächendeckend. Vermittlerin ist Liliane Elsener: «Eine Tagesfamilie ist flexibler als eine Kita». Das gelte für die Betreuungszeiten – Arbeitsschluss nach Kitaschluss – aber auch bezüglich der Bedürfnisse von Kindern und Eltern. «Hier sind die Strukturen nicht fix». Zudem: Kitas sind auf (Klein-)Kinder ausgerichtet. – was ist später?
Betreuungsgutscheine der Stadt Zofingen lassen sich zwar nicht mit der Kostennote der Tagesfamilie verrechnen, aber eine soziale Abfederung gibt es dennoch. Die bei zofingenregio Tagesfamilien angeschlossenen Gemeinden: Brittnau, Murgenthal, Oftringen, Reitnau, Rothrist, Safenwil, Schöftland, Staffelbach, Strengelbach, Uerkheim, Vordemwald und Zofingen leisten einen sogenannten Sockelbeitrag von einem Franken pro Einwohner und Jahr. Für Haushaltseinkommen – Bruttoeinkommen beider Elternteile von weniger als 70 000 Franken pro Jahr – gilt ein durch die Wohngemeinde subventionierter Sozialtarif.
Was heisst dies Konkret? Der günstigste Tarif liegt bei 3 Franken pro Stunde, der höchste (ab einem Einkommen von 120 000 Franken) bei 11 Franken pro Stunde. Die Tagesfamilien erhalten vertraglich geregelte Arbeitsbedingungen und eine einheitliche Entschädigung. Auch für den Versicherungsschutz ist gesorgt. Die Vermittlungsstelle übernimmt zudem die Administration und Abrechnung der Betreuung.