«Ist Olten LiteraTour einfach ein weiteres Logo?»: Kritik am Ausbau der Dachmarke wird laut

Region Olten Tourismus will die anlässlich des Schriftstellerwegs lancierte Dachmarke Olten LiteraTour ausbauen. Das Potenzial, das die Stadt Olten mit dem Thema Literatur bietet, wollen die Touristiker noch stärker nutzen.

Olten LiteraTour soll als Label für das geschriebene Wort im weitesten Sinne gelten. Dazu soll etwa die bereits bestehende mobile Website mit einem Veranstaltungskalender ergänzt werden. Die Ausweitung der bestehenden Marke Olten LiteraTour kommt bei den meisten der rund einem Dutzend anwesenden Kulturveranstaltern gut an, wie die Infoveranstaltung von vergangenem Montag zeigte, an der die Firma Erlebnisplan das Konzept vorstellte. Das sei «eine tolle Sache», sagte Marianne Hertner, Leiterin der Fachhochschule-Bibliothek in Olten.

Literaturstadt Olten
Dass Literatur nun viel breiter dargestellt werde als bisher, käme der Region Olten aber auch ihm zugute, sagte Urs Bütler, Inhaber der Buchhandlung Schreiber. Doch nicht alle zeigten sich derart begeistert über den Ausbau des Labels. Kritik übte etwa Alex Summermatter, neuer Kabarett-Tage-Gesamtleiter.

Den Begriff Literatur hält er im Zusammenhang mit Olten für falsch. «Solothurn gilt für mich als Literaturstadt, nicht Olten.» Der Begriff Literatur decke für ihn nur einen Teil von Olten ab.

Summermatter hätte sich gewünscht, dass über eine Dachmarke grundsätzlicher diskutiert würde, bevor man das Label nun benutzt, um weitere Kulturangebote der Stadt damit zusammenzufassen und stärker zu vermarkten. Etwa in einem Workshop, bei dem auch die offizielle Stadt vertreten wäre und weitere Player wie das Gewerbe oder die Wirtschaftsförderung.

Partnerschaft mit Kabarett-Tagen
Er unterstrich zwar, dass die Oltner Kabarett-Tage jetzt schon mit Region Olten Tourismus zusammenarbeite und der in diesem Jahr lancierte Quai Cornichon gemeinsam mit dem Schriftstellerweg vermarktet werde. Dass die Oltner Kabarett-Tage aber nun unter dem Dach von Olten LiteraTour firmieren würden, kann sich der Gesamtleiter persönlich hingegen nicht vorstellen, wie er auf Nachfrage dieser Zeitung sagte. «Das Literatur-Label wird nicht plötzlich auf dem Frontseite unseres Programmhefts oder auf einem Plakat erscheinen, das entspräche nicht unserer DNA», betont er. Vorstellen könne er sich eine Partnerschaft mit Olten LiteraTour, mehr aber nicht.

Für Olten-Tourismus-Präsident Deny Sonderegger war die Kritik nicht ganz neu. «Wir haben andere Marken geprüft.» Das bestehende Label nun nachträglich zu ändern, wäre aber sehr teuer und aufwendig. Zudem hätte sich die Literatur als Dachmarke bei den Machern des Schriftstellerwegs als das «authentischste Angebot» für Olten herauskristallisiert aufgrund der in der Stadt zahlreich beheimateten und aufgewachsenen Autoren.

Nur ein Label mehr?
An diesem Punkt hakte Daniel Kissling ein, Betreiber des Kulturlokals Coq d’Or. Gerade die literarische Geschichte der Stadt Olten käme bisher beim Schriftstellerweg zu kurz und er erwähnte dabei den Walter Verlag oder die hier gegründete Autoren-Vereinigung Gruppe Olten.

Er könnte sich daher etwa eine historische Tour vorstellen. Zudem stellte er offen den Nutzen einer Label-Erweiterung infrage: «Ist Olten LiteraTour dann einfach ein weiteres Logo, das auf unserem Flyer prangt, und ein Veranstaltungskalender mehr, den ich beliefern muss?»

Olten-Tourismus-Geschäftsführer Stefan Ulrich war sich vorgängig bewusst, dass sich nicht alle gleich mit der Idee, das Label Olten LiteraTour auszuweiten, anfreunden können. Nun gehe es in den nächsten Monaten darum, in Gesprächen mit den verschiedenen Kulturveranstaltern und bisherigen Partnern und Gönnern auszuloten, was möglich ist und was nicht – auch mit den Oltner Kabarett-Tagen.