
Italien prescht vor und öffnet seine Grenzen für Schweizer ab heute
Italien hat beschlossen, seine Grenzen ab heute wieder zu öffnen. Nach Ansicht der Schweiz ist es umgekehrt aber noch zu früh, die Grenzkontrollen an der Südgrenze aufzuheben. So entsteht an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien ab sofort eine «asymmetrische Situation».
Schweizer Bürger oder in der Schweiz niedergelassene Personen können nach Italien reisen und wieder zurückkehren, während Italienern die Fahrt in die Schweiz nur unter besonderen Bedingungen erlaubt ist, beispielsweise um den Arbeitsplatz zu erreichen. Ein Besuch von Verwandten oder ein Nachtessen in Italien ist somit wieder möglich, verboten bleibt aber der Einkaufstourismus in Italien, wie der Bundesrat gestern mitteilte. Denn für diesen gilt die Covid-Verordnung. Einkaufstouristen riskieren eine Busse von 100 Franken.
Die Schweiz ist mit Deutschland, Österreich und Frankreich übereingekommen, die Reisebeschränkungen am 15. Juni aufzuheben, sofern die Pandemie weiterhin positiv verläuft. Es ist zu erwarten, dass zu diesem Termin dann auch die Einreisebeschränkungen von Italien in die Schweiz wegfallen. Die Schweiz steht in engem Kontakt mit den italienischen Behörden. In Italien war der Druck – vor allem aus Tourismuskreisen – für eine raschere Grenzöffnung gross. Das erklärt das einseitige Vorpreschen Roms.
Geschlossene Schweizer Grenze verärgert Italiener
Im Tessin reagiert man darauf mit verstärkten Grenzkontrollen. Dies erklärte Regierungspräsident Norman Gobbi gestern. Für Gobbi hat sich die Situation in Bezug auf das Coronavirus zwar auch in der Lombardei stark verbessert, doch gebe es nach wie vor einzelne Virenherde wie in Varese. Er plädierte daher für höchste Vorsicht im Umgang mit der neuen Reisefreiheit. Im Tessin verzeichne man in den letzten Tagen kaum noch Covid-Fälle. «Die Situation ist rosig», sagte Gobbi. Der Delegierte für Aussenbeziehungen des Kantons Tessin, Francesco Quattrini, betonte, dass in Italien aktuell je nach Region unterschiedliche Verordnungen in Kraft seien. So besteht in der Lombardei etwa nach wie vor die Pflicht, Gesichtsmasken zu tragen, auch im öffentlichen Raum, während diese Pflicht in Venetien bereits abgeschafft worden ist. «Es empfiehlt sich sehr, sich vorher genau zu informieren», so Quattrini, auch angesichts der teils sehr hohen Bussgelder in Italien, die bis zu 3000 Euro betragen können.
In Italien stört man sich am Vorgehen der Schweiz. So kritisierten Politiker aus der Lombardei die Weigerung der Schweiz, die Grenzen zu öffnen: «Dieser Entscheid ist schädlich, denn er bremst die ohnehin schon schwierige Erholung des Tourismus nach dem Lockdown», schrieb etwa der Gemeindepräsident von Arona am Lago Maggiore.