
Ivo Müller – Der junge Taktgeber in Strengelbach
Im Anzug steht der Dirigent auf der Bühne, den Rücken zum Publikum und das Gesicht den Musikanten zugewandt. Mit den Händen vollführt er, für den Laien zumindest, wilde Bewegungen. Ausladende Bewegungen, kleinere Bewegungen, die nur dank des Taktstockes zu erkennen sind, mal mit einer Hand oder mit beiden – und die Musiker auf der Bühne reagieren entsprechend. «Grosse Bewegungen bedeuten laut spielen und kleine Bewegungen bedeuten leise spielen.» So simplifiziert Ivo Müller, Dirigent der Musikgesellschaft Strengelbach (MGS), sein Handwerk. Als Nachfolger von Ruedi Widmer gibt er seit 2016 in Strengelbach den Takt an. Wider Erwarten ist Ivo Müller aber nicht jenseits der 50 mit langen weissen Haaren, wie ein Dirigent oft versinnbildlicht wird. «Ich übernahm die Musikgesellschaft Strengelbach noch vor meinem 25. Geburtstag, weisse Haare habe ich also noch nicht», sagt der 26-Jährige und lacht. Probleme gab es nie, auch wenn er sich selbst fragte, wie denn der fremde «junge Schnuufer» aufgenommen würde. «Die Aufnahme war aber sehr herzlich und alle waren bereit, mit mir zu arbeiten», sagt Müller.
Dank Elvis zum Saxofon
Ivo Müller und die Musik – das ist seit je eine Erfolgsgeschichte. Wie viele Kinder begann auch der Murgenthaler mit der Blockflöte, wechselte aber schnell zum Saxofon. «Ich hörte bereits als kleiner Junge sehr viel Rock ’n’ Roll, besonders Elvis Presley. Dort ist das Sax sehr präsent.» Das passte so gut, dass nach dem Eintritt in die Musikgesellschaft Murgenthal bald Soloauftritte an den Konzerten in Murgenthal folgten. Später trat Müller auch als Gastsolist an Konzerten anderer Musikgesellschaften auf. Seine Rekrutenschule absolvierte er passend bei der Armeemusik. Im Anschluss an die RS bestand Müller die Aufnahmeprüfung für die Swiss Army Central Band. Diverse Darbietungen im Ausland, im KKL oder am Basel Tattoo gehören zu seinen Highlights als Saxofonist.
Der Übergang vom Musizieren zum Dirigieren erfolgte nach und nach. «Ab und zu konnte ich aushilfsweise dirigieren», so der 26-Jährige. Das Wissen eignete er sich durch das Abschauen bei seinen Dirigenten sowie in Privatlektionen an. Eher zufällig lernte er den Präsidenten der MGS kennen, als dort die Nachfolge von Ruedi Widmer geregelt wurde. Nach dem Gespräch bewarb sich Ivo Müller und wurde der neue Dirigent in Strengelbach.
Vielfältiges Aufgabengebiet
Seine Aufgaben gehen dabei weit über das «Herumfuchteln» hinaus. Zusammen mit der Musikkommission stellt Ivo Müller das Konzertprogramm zusammen, so auch für das nächste Konzert der MGS am 27. April. «Dieses Konzert wird doppelt speziell», meint Müller. Denn einerseits feiert die MGS ihr 130-jähriges Jubiläum und andererseits gibt es nach 55 Jahren wieder eine neue Vereinsfahne. «Aus einer musikalischen Sicht bereiten wir uns nicht anders auf das Konzert vor als sonst. Der Vorstand hat aber natürlich trotzdem mehr zu tun.» Nicht anders vorbereiten als sonst heisst für Ivo Müller, dass er im Partiturstudium alle ausgewählten Musikstücke nach Schwierigkeiten durchforstet. In einem nächsten Schritt passt Müller die Stücke seinen Vorstellungen und den Möglichkeiten der MGS entsprechend an. «Da Strengelbach eine eher kleine Musik ist, fällt ab und zu eine Stimme weg. Ich schreibe dann die Musikstücke so um, dass sie trotzdem funktionieren.» In mehreren Proben werden die Stücke eingeübt, denn als Dirigent sei er auch für die Qualität der Leistung auf der Bühne verantwortlich, meint Müller. Ob die Qualität stimmt, zeigt sich am 27. April. Die Besucher können sich auf einen bunten Mix mit Musikstücken diverser Jahrgänge und Musikstile freuen. Vom Bundesrat Gnägi Marsch bis hin zu Coldplay sei sicher für jeden etwas dabei.