«Jahrtausendshow»: Diese Himmelserscheinung ist wie einst der Stern von Bethlehem

Nicht wenige sehnen sich in diesen Tagen nach dem Stern von Bethlehem. Nach Erlösung aus dieser Coronazeit. Tatsächlich wird es genau am 21. Dezember zu einer spektakulären Himmelserscheinung kommen, die an den Stern aus der Weihnachtsgeschichte erinnert: die Grosse Konjunktion. Jupiter und Saturn treffen aufeinander, und zwar in einer Konjunktion, was in einer Linie mit der Erde bedeutet.

© CH Media

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Sehr enge Konjunktion

Speziell bei der Konjunktion vom 21. Dezember sei, dass es sich um eine sehr enge Konjunktion handle, bei der die zwei Gasriesen nur sechs Bogenminuten voneinander entfernt seien, erklärt Adrian Jäggi, Direktor des Astronomischen Instituts der Universität Bern. Sechs Bogenminuten entsprechen einem Winkel von der Grösse eines Fünfräpplers in zehn Metern Distanz. Also sehr nahe zusammen. Der Astronomie-Professor sagt: «Derart enge Konjunktionen sind sehr selten und geschehen durchschnittlich nur alle 1000 Jahre.»

Vor 2000 Jahren seien die Weisen aus dem Morgenland vom Stern von Bethlehem geleitet worden. Sehen wir also am Montag wieder ein solches Phänomen? Spürbar ist eine solche Annäherung der zwei Riesenplaneten bei uns auf der Erde nicht, dafür ist der gravitative Effekt viel zu klein. «Aber die optische Beobachtung dieses Phänomens am 21. Dezember um etwa 18 Uhr am Südwesthimmel nahe am Horizont dürfte schon speziell sein», sagt Jäggi. Und erklärt, dass eine normale Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn sich zwar alle 19,86 Jahre ereigne, aber nicht eine Grosse Konjunktion mit solcher Nähe zwischen den Planeten.

Im Jahr 6 vor Christus

Und der Zeitpunkt für solche Grosse Konjunktionen lässt sich heute himmelsmechanisch relativ genau berechnen. Die einzige kleine Unsicherheit bilde die unregelmässige Rotation der Erde, aber diese sei in diesem Zusammenhang vernachlässigbar, erklärt der Astronomie-Professor. «Und diese Berechnungen zeigen nun, dass im Jahr 6 vor Christus tatsächlich nicht nur eine Grosse Konjunktion, sondern sogar eine sogenannte Grösste Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn stattfand», sagt Jäggi. Die Planetenforscher sprechen dabei von einer Dreifachbegegnung, die besonders hell am Himmel erscheint. Speziell an dieser Grössten Konjunktion sei, dass sie im Sternbild der Fische, und vor allem, dass sie an der Spitze des Zodiakallichtes, stattfand. «Der Zodiakallicht-Kegel zeigte damals aus der Sicht der Drei Könige scheinbar in Richtung von Bethlehem.»

«Die Bibel ist keine historische Quelle»

So besteht also tatsächlich die Möglichkeit, dass der Stern von Bethlehem eine Grösste Konjunktion war. Allerdings sind bei der Konjunktion vom kommenden Montag die beiden Planeten viel enger zusammen als im Jahr 6 v.Chr. Sind es am 21. Dezember 6 Bogenminuten, waren es vor gut 2000 Jahren 60 Bogen­minuten. Nüchtern schreibt die Astronomische Gesellschaft Bern auf ihrer Website zur ­Bethlehem-Vermutung: Die Bibel sei keine historische Quelle. Eine andere, oft gehörte Ver­mutung lautet, der Stern könnte ein Komet mit auffallendem Schweif gewesen sein. Da widerspricht Adrian Jäggi. Der Komet Haley sei zwar 12 v. Chr. zu sehen gewesen. Dieses Datum passe aber nicht in das historisch relevante Zeitfenster von Christi Geburt.

Ab 17 Uhr geht es los

Wie auch immer, die Astronomen interessiert am Montag weniger die Bibel, sondern die himmelsmechanische Planetenkonstellation. Gemäss der Astronomische Gesellschaft Bern werden sich ab etwa 17 Uhr Jupiter und Saturn zeigen. Und zwar tief im Südwesten. Gut zu sehen ist das mit einem Feldstecher mit 10-facher Vergrösserung von einem erhöhten Standort aus mit freier Sicht auf den ­Horizont. Mit dem Feldstecher sind gemäss den Berner Astronomen schon bald nach 17 Uhr erste ­Details erkennbar. Nicht nur die beiden Riesenplaneten, sondern auch die Jupitermonde Callisto und Europa. Mit zunehmender Dämmerung wird allerdings nur mit einem Teleskop auch der Saturnmond Iapetus zu sehen sein. Mit etwas Wetterglück beglückt uns also eine Jahrtausendshow.