
«Jetzt geht es back to the roots»: So sieht ein Spaziergang durch Olten mit Stadtführerin Pia Sudan aus
Samstagnachmittag am rechten Aareufer. Eine einsame Mittelmeermöwe hat sich unter die Schar Stadttauben auf dem Dach der Oltner Holzbrücke gemischt, im Aarebistro ist gerade der Mittagsservice beendet und der Wind bläst von der Badi frohes Kinderstimmengewirr über die grüne Aare. Wahrlich ein guter Tag, um die Stadt unter fachkundiger Führung neu zu entdecken. Das dachte sich auch Roland Horala, der vor 14 Tagen nach Olten umgezogen ist, nachdem er 35 Jahre in Zürich gelebt hatte. «Die Pensionierung rückt näher, jetzt geht es ‹back to the roots› für mich», nennt Horala einen der Gründe, die ihn bewegt haben, der grossen Stadt den Rücken zu kehren und sich wieder in Olten niederzulassen. Hier besuchte er als junger Mann die Kantonsschule, hier ging es für ihn in den Ausgang und hier mietete er seine allererste eigene Wohnung. Bis heute fühlt er sich mit Stadt und Leuten verbunden. In Sichtweite zum Stadturm, am Ildefonsplatz geniesst er nun wieder alle Vorzüge, die eine Kleinstadt so mit sich bringt.
Immer im Austausch mit den Leuten
15 Teilnehmende haben sich für die erste öffentliche Altstadtführung am Samstag eingefunden. Wegen des Coronavirus wurden während der vergangenen Monate keine begleiteten Rundgänge angeboten. Stadtführerin Pia Sudan von Region Olten Tourismus freut das Interesse. Los geht es ohne Umwege über die Holzbrücke mitten hinein ins Herz der Oltner Altstadt. «Ich liebe Olten als Ganzes», antwortet sie, ohne lange überlegen zu müssen auf die Frage, welches denn ihr Lieblingsplätzchen in der Stadt sei. «Und besonders den Klostergarten, weil er so beschaulich ist, obwohl er doch mitten in der Stadt liegt.» Sudan lebt seit 40 Jahren in Olten, hat sich schon immer für die Stadt interessiert, ihre Kinder und Grosskinder in der Nähe, und weiss einiges zu erzählen über die kleine und gleichzeitig grösste Stadt des Kantons. «Das Schöne ist ja, dass man im Austausch mit den Menschen immer selbst wieder dazulernt», sagt Sudan.
Weiter geht es in Richtung Klostergarten. Durch die Zielempgasse, wo einst Frohburger und der Adel residierten, vorbei am Kornhaus, wo früher Getreide für die Mühle gelagert wurde und am Stadtbad, wo sich in längst vergangenen Tagen gleich drei Bäder befanden, ein Frauen- und Männerbad sowie ein gemischtes Bad. Das Wasser war stets dasselbe und kam vom Brunnen gleich um die Ecke. Nächsten Halt macht man beim Obelisken, beschriftet mit Oltner Persönlichkeiten wie Josef Munzinger, einem der ersten Schweizer Bundesräte, und Martin Disteli, Zeichner und Karikaturist, dem auf der anderen Stadtseite eine ganze Strasse gewidmet ist. Mit Blick auf den Bahnhof erzählt Sudan über die grosse Bedeutung der Eisenbahn für die Stadt.
Zugezogene fühlen sich hier schnell zu Hause
Auf dem Weg am «Chöbu» vorbei in die Kirchgasse erzählt Sudan vom «versteckten Unternehmergeist», der die hiesige Bewohnerschaft charakterisiere. «Olten war und ist immer in Bewegung. Man ist offen für jedermann, sofern das Gegenüber es auch ist», schwärmt Sudan von ihrer Heimat. Das Städtchen biete alles, was man brauche. Das sieht das Ehepaar Hürzeler nicht anders. Im Februar ist es von Villmergen in die Nähe des Mühletäli gezogen. «Wir fühlen uns schon ganz zu Hause hier, die Stadtführung ist eine ideale Gelegenheit mehr über Olten zu erfahren», sagt Erika Hürzeler und ihre Begleitung Doris Spengler aus dem aargauischen Wohlen fügt hinzu: «Bei Olten verstand ich bisher nur Bahnhof.»
Wer die Neugier gepackt hat, bei einem einstündigen Spaziergang mehr über Olten zu erfahren, hat noch bis Mitte Oktober die Möglichkeit dazu. Mehr Informationen auf www.oltentourismus.ch