
Jetzt ist es offiziell: Ländiweg und Winkelunterführung sind die Angst-Hotspots
Die Sozialdirektion unter der Führung von Stadträtin Marion Rauber hat eine Situationsanalyse im öffentlichen Raum in Auftrag gegeben, um zu erfahren, an welchen öffentlichen Orten es bei der Sicherheit Probleme gibt. Der 110-seitige Bericht wurde von der Kinder- und Jugendfachstelle in Langenthal erstellt und am Montagabend den Gemeindeparlamentariern vorgestellt.
Für die Analyse wurden Leute online und auf den Rundgängen befragt (insgesamt 146 Personen), es gab Kurzgespräche und längere Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens (12 respektive 7 Personen), es wurden Rund- und Spaziergänge durchgeführt sowie Daten der letzten zehn Jahre herangezogen.
1 Wie empfinden die Oltnerinnen und Oltner die Sicherheit in der Stadt?
Die Stadt Olten wird generell von rund 90 Prozent der Befragten als sicher oder sehr sicher eingestuft. Vor allem tagsüber fielen die Antworten mit knapp 95 Prozent erfreulich aus. Nachts nimmt das Sicherheitsgefühl allerdings stark ab: Mit 46 Prozent fühlt sich fast die Hälfte der Befragten dann weniger sicher oder sogar unsicher.
Zudem waren immerhin 45 Prozent aller via online Befragten schon Opfer oder Zeugen von Gewalt. 67 Prozent gaben zudem an, dass es in der Stadt generell Orte gebe, welche sie als unsicher beschreiben. Verantwortlich dafür werden hauptsächlich bestimmte Personengruppen gemacht (siehe Punkt 3).
2 Welches sind die Orte, die am meisten Unsicherheit bei den Befragten auslösen?
Den Ländiweg und die Winkelunterführung haben die Befragten am häufigsten als Ort angegeben, wo sie Angst empfinden. Beim Ländiweg machen Alkoholkonsum, Littering und der Konsum von weichen Drogen zu schaffen. Daher wird der Weg zwischen Bahnhof und Alter Holzbrücke auch von vielen gemieden. Das Gleiche gilt für die Unterführungen, speziell die Winkelunterführung. Grund dafür sind ein ungutes Gefühl und die anwesenden Gruppen. «Am bedrohlichsten» erschien allerdings die Citypassage unter der City-Kreuzung, weil sie dunkel, verwinkelt und bei den nächtlichen Besuchen immer Erbrochenes, Scherben und stark alkoholisierte Personen anzutreffen waren, wie der Bericht festhält.
Die Citypassage wird aber kaum noch als Unterführung genutzt. Als weitere Problemzonen wurden der Bahnhof, die Mühlegasse sowie die Sport- und Schulanlagen – besonders im Bifang – genannt. Im letzten Fall machen vor allem Littering und Vandalismus zu schaffen, besonders ausserhalb der Schulzeiten. Nur vereinzelt als Orte, die Unsicherheit auslösen, wurden genannt: die beiden Anlagen Vögeligarten und Stadtpark, generell das Bifangquartier, die Spielplätze, die Kirchgasse, die Haslistrasse in der Industrie und die Schützenmatte.
3 Welche Gruppen fallen am meisten auf?
Drei Gruppierungen verschlechtern gemäss Bericht die subjektive Sicherheit im öffentlichen Raum. Erstens ist dies die Alkohol- und Drogenszene, die sich vorwiegend im Stadtzentrum auf der Kirchgasse und der Bahnhofsterrasse aufhält. Die Szene wird allerdings nicht als gefährlich wahrgenommen, sondern als störend. Zweitens werden die Befragten von Ausländergruppen, etwa beim Ländiweg, verunsichert. Es wird von verbalen und körperlichen Belästigungen durch alkoholisierte Personen berichtet. Drittens sorgen Jugendliche für Konflikte im öffentlichen Raum. Dies vor allem an Wochenenden.
4 Welches sind die Hauptprobleme in der Stadt Olten?
Neben den drei besonders auffallenden Gruppen gibt es weitere Themen, welche die Befragten beschäftigen oder auf den Rundgängen als Probleme wahrgenommen wurden. Eine Verbesserung der Beleuchtung wäre ein wichtiges Anliegen und könnte damit zusammenhängen, dass viele sich nachts unsicher fühlen. Besonders der Ländiweg, der Bereich beim Pontonierhaus oder Gehwege durch Park- und Schulanlagen sind knapp beleuchtet. Zweitens gehört das Littering, das achtlose Liegenlassen oder Wegwerfen von Abfall, zu den Störungen im öffentlichen Raum.
Das hängt auch mit der hohen Zahl an Take-aways, etwa im Bifangquartier, zusammen. Erwähnt wurde auch die fehlende soziale Kontrolle, die es an gewissen Orten mangels Beleuchtung oder angeblich fehlenden Polizeipatrouillen gibt. Ferner wird der Verkehr als Problem angesehen.
Darunter zum einen die Tuning- und Cruisingszene mit den Fahrten in der Innenstadt. Störend oder gar als gefährlich empfunden werden die lauten Autos und die Fahrweise. Zum anderen sind bei den Velofahrern die City- und Postkreuzung als problematisch bezeichnet worden. Auch der Schleichverkehr, vor allem im Säliquartier, wurde erwähnt. Weitere Themen waren die zum Teil unklare Beschilderung im öffentlichen Raum, die veralteten und nachts abgeschlossenen öffentlichen Toiletten oder das fehlende Angebot einer ganzheitlichen Jugendarbeit.
5 Welche Massnahmen werden vorgeschlagen?
Als eine der wichtigsten Massnahmen soll Olten eine Interventionsgruppe einführen, ähnlich wie es dies in Langenthal seit 2011 mit der Organisation Sicherheit Intervention und Prävention (SIP) bereits gibt. Der Stadtrat will nun für ein dreijähriges Pilotprojekt 450’000 Franken aufwenden. Geschultes Personal würde die Problemgruppen auf die Spielregeln aufmerksam machen und Bedarf intervenieren.
Andere vorgeschlagene Massnahmen wie ein neues Sicherheits- und Beleuchtungskonzept oder die Videoüberwachung will der Stadtrat nicht umsetzen. Mit der SIP macht man in Langenthal gute Erfahrungen, sagt Thomas Bertschinger. Er ist Leiter der Kinder- und Jugendfachstelle, die für die SIP einen Leistungsauftrag der Stadt Langenthal erhalten hat. Es gäbe seither weniger Vandalismus und das Zusammenleben der verschiedenen Gruppen im öffentlichen Raum habe sich verbessert.