Jetzt ist klar: Das Gipfeltreffen Biden-Putin schenkte auch bei SRG und Co. ein

Es war ein Gipfeltreffen der Superlative. Auch was das Drumherum betrifft: Am 16. Juni traf US-Präsident Joe Biden in Genf erstmals in seiner neuen Funktion auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Reihum war von einem historischen Tag die Rede. Die Schweiz konnte sich wieder mal als Gastgeberland der internationalen Diplomatie profilieren.

Für die Vorbereitungen blieben nur wenige Wochen Zeit. Das verantwortliche Aussendepartement von Ignazio Cassis scheute keine Kosten und Mühen. Abschliessende Zahlen sind noch nicht bekannt. Aber die Ausgaben für Sicherheit, Infrastruktur und Bewirtung gehen in die Millionen – dies zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Von «logistischen Anstrengungen mit entsprechender Kostenfolge» schrieb sinnigerweise die NZZ. Das Departement selbst spricht von einem «Sonderevent, an dem die Schweiz ihre Guten Dienste erweisen konnte und dafür weltweit höchste mediale Aufmerksamkeit erhielt».

Erst nach und nach werden die Details bekannt. So ist das Aussendepartement nun seinen gesetzlichen Pflichten nachgekommen und hat nachträglich eine Auftragsvergabe publik gemacht, die ohne öffentliche Ausschreibung erfolgte. Der Zuschlagsentscheid in der Höhe von 960’000 Franken (exklusiv Mehrwertsteuer) zeigt: Das Gipfeltreffen Biden-Putin schenkte auch beim öffentlichen Rundfunk ein.

Weltweit im Fokus: Wladimir Putin tritt zum Treffen mit Joe Biden in Genf vor die Medien.

Weltweit im Fokus: Wladimir Putin tritt zum Treffen mit Joe Biden in Genf vor die Medien.

Bild: Mikhail Svetlov/Getty

Die SRG mit dem Westschweizer Fernsehkanal RTS war dafür verantwortlich, den Event mit schönen Bewegtbildern ins rechte Licht zu rücken. Als «gastgebende Rundfunkanstalt» filmte sie den Gipfel von 40 Kamerapositionen aus, produzierte und distribuierte die TV-Bilder und kümmerte sich um die Medienbetreuung vor Ort. Federführend war die European Broadcast Union (EBU), der die SRG angehört.

In Genf galten «strenge Gesundheitsprotokolle»

Überwiesen werden die 960’000 Franken an die EBU. Andere Auftragnehmer kamen für die Verantwortlichen erst gar nicht in Frage. Der Bund macht eine Ausnahmeklausel geltend. Die Beschaffung sei so dringlich gewesen, dass man kein reguläres Vergabeverfahren habe durchführen können. Das Aussendepartement hält zur Vergabe an die EBU und die SRG fest:

«Es sind dies die einzigen Unternehmen, die innert kürzester Zeit einen Anlass in dieser Grössenordnung und in dieser Qualität organisieren können.»

Dass die Fernsehbilder zentral produziert worden sind – etwas, das man ansonsten eher von sportlichen Grossanlässen wie Fussball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen kennt –, ist schliesslich auch mit den strengen Coronamassnahmen zu erklären.

Nur wenige Kameraleute sollten sich gemäss Wunsch der beiden Delegationen um Putin und Biden scharen, ist zu vernehmen. Die EBU ihrerseits verweist auf die «strengen Gesundheitsprotokolle», die in Genf herrschten.