
«Jodlerklub Edelweiss» – feine, erdenschöne Volksmusik

«Lassen Sie sich von einem bunten Strauss an Darbietungen überraschen», schlägt Präsident Urs Gerhard im Programmheft vor. Das beginnt mit den Augen beim Blick auf die Bühne: Wunderschön, die mit Efeu und Blumengebinden bekleideten Säulen im Hintergrund und die Stossbänne im Vordergrund, beladen mit Blumenpracht und versteckt darin ein Mostkrug, vielleicht auch eine Brönzflasche. Auch in dieser Dekoration steckt Herzblut, wie bei allem, was am Jodlerkonzert zu hören und zu sehen war. Erstmals betrat dieses Jahr der Jodlerklub Edelweiss an zwei Abenden nacheinander die Bühne in der Mehrzweckhalle, um alle Interessierten zufriedenzustellen. Und das sind viele. «Edelweiss» ist eben das Markenzeichen für erdenschöne Volksmusik. Die Hauptrolle spielt dabei natürlich der Wohlklang des Chores, ergänzt und geschmückt durch Kleinformationen im Duett und Quartett, eine besondere Delikatesse.
Programm für Jung und Alt
Den Anfang machte das Ländlertrio Echo vom Geissholz. Die drei Giele aus Buochs pflegen einen ausgeprägten Innerschwyzer Stil. Nun besang der Chor die Widerstandskraft der knorrigen «Bärgarve» (Hans W. Schneller), ein Vorbild für die Bergbevölkerung, und tat anschliessend seine Freude kund mit «Am Morge früeh wenn d’Sunne lacht» (Oskar F. Schmalz), ein unvergängliches Lied, durchflochten mit Solojodeleinlagen. Und schon war ein Beispiel «Us de eigete Reihe» fällig. Franziska Aregger und Jacqueline Bättig gaben mit feierlichen und schmelzenden Klängen kund, wie «Bergfrieden» (Alex Eugster) aus der Panflöte tönt. Danach stimmte der Chor in allen Stimmlagen nacheinander «bim-bam, bim-bam» im «Gloggenjodel» (Sepp Amstutz) an. Das Panflötenduo fügte sich hinzu und übernahm die Melodie des Jodels. Es entstand ein Klanggebäude von faszinierender Schönheit.
Eine höchst anspruchsvolle Stimmführung verlangte «I wett e Rose finde» (Jürg Röthlisberger). Das Quartett aus Evi Graber, Helene Wagner, Beat Baumann und Res Fürst verschmolz zu einer harmonischen Einheit mit ausserordentlicher Gesangskultur. Die nächste Überraschung folgte auf dem Fuss mit dem Auftritt der Band Born to be brass (zum Blechbläser geboren), bestehend aus Dominik Schertenleib und Sven Wüest (Trompete), Sandra Güttinger (Waldhorn), Fabienne Trebo (Tuba) und David Gabi (Posaune). Das war wirklich Spitzenklasse, bewiesen mit «Louenesee» (Span) und «Trompetentraum» (Walter Scholz). Der Umgang mit Brassinstrumenten muss ihnen tatsächlich angeboren sein.
Ein Höhepunkt nach dem andern
Den zweiten Teil eröffnete wiederum das Ländlertrio Echo vom Geissholz mit urchigen Ländlern. Der Chor widmete sich dann dem «Heimetvogel» (Carl Hess) «i der Hoschtet vor em Huus», verzichtete aber auf den Fang und liess lieber sein Lied ertönen. Das war auch richtig so. Es war ein Gesang mit lyrischen Qualitäten, garniert mit berührenden Soli der Dirigentin Anita Steiner-Aregger.
Dass «Edelweiss» auch seltene Begabungen mit männlichen Stimmen erblühen lässt, zeigte sich im «Steinhuserbergjodel» (Hans Aregger). Eingebettet in die harmonischen Akkorde des Chores schwang das fein dosierte Vibrato in der Stimme von Dani Gabi obenaus. Das Panflötenduo nahm sodann mit zum «Träumli uf em Zürisee» (Joachim Domide). Das schaukelte so gemütlich und gefühlvoll, dass man unten im Saal noch mehr davon verlangte und eine Zugabe nötig wurde.
Klassisches und künstlerisches Format erreichte das Ensemble Born to be brass im «S’isch ebe e Mönsch uf Ärde». Herzbewegend fand das Leid der Liebenden in Mollklängen ergreifend Ausdruck, um dann nach kurzen Aufhellungen wieder in Trauer zu verfallen. Die Kehrseite ertönte in der schmissigen «Schiffsfegerpolka» von Benny Rehmann. Nun wollte der Chor mit dem Lied «Abschied» (Robert Fellmann) eigentlich den Schlusspunkt setzen. Eigentlich. Aber das Publikum wollte davon (noch) nichts wissen. Erst nach zwei Zugaben, die letzte mit «Dorma Bain», war es so weit. Mit den Worten «Welch süsses Vergnügen, welch schöner Abend» in den Ohren war das Jodlerkonzert 2018 am Ende angelangt.