
Journalistin, Gemeinderätin und Mutter: Heidi Bono im Erzählcafé
Das nächste Erzählcafé mit Überraschungsgast findet am Donnerstag, 5. September, um 14.30 Uhr in der Cafeteria des Seniorenzentrums Brunnenhof, Zofingen, statt.
Heidi Bono wuchs in Rothrist in einer Journalistenfamilie auf. Früh war deshalb klar, dass auch sie diesen Beruf ausüben wollte. Nach der Handelsschule in Neuenburg folgte ein Volontariat im Ringier-Verlag, wo ihr Vater Chefredaktor des «Gelben Heft» war. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann, den sieben Jahre älteren Remo kennen. Der Wunsch nach einer baldigen Heirat wurde aber von den Eltern abgeschlagen. Sie schickten die Tochter für ein Jahr nach Schottland. In der Familie einer Kartendruck-Dynastie hütete sie morgens deren Kinder, am Nachmittag war Schule angesagt.
Heimgekehrt ist Bono mit einem Frachtdampfer via Amsterdam und weiter mit dem Zug nach Basel. So gewann sie Zeit für ihre Überlegungen, ob sie sich wirklich in das «Abenteuer» Heirat stürzen sollte. Sie tat es und das junge Ehepaar zog nach Glarus, wo beide bei der «Neuen Glarner Zeitung» eine Anstellung fanden. In der traditionellen Hauptstadt des Bergkantons erlebte das Ehepaar bezüglich Politik, Militär und Wirtschaft eine völlig neue Welt.
Eines der ersten vorfabrizierten Häuser
Sechs Jahre vergingen (drei Jahre in Glarus und drei Jahre beim Emmenthaler Blatt), bis ihr Mann zu Ringier berufen wurde. Heidi Bono arbeitete neben der Familienarbeit (zwei Töchter, zwei Pflegekinder, eine Haushaltlehrtochter) als freie Journalistin. Das Haus an der Henzmannstrasse wurde allmählich zu klein. In Brittnau fand die Familie einen geeigneten Bauplatz und stellte eines der ersten vorfabrizierten Häuser der Region auf. Dass die Bauteile aus Deutschland kamen, gab im Dorf viel zu reden.
Der Tod ihres Mannes 1985 war ein tiefer Einschnitt. Es hiess nun, die beiden Töchter und den Nachzügler Carlo allein aufzuziehen. Eine 50-Prozent-Stelle beim Zofinger Tagblatt liess ihr genügend Freiraum, um weiterhin als freie Journalistin tätig zu sein – unter anderem für den Schweizerischen Carrossierverband, wo sie auch hämische Kommentare zu hören bekam: «Wie will eine Frau kompetent über Fahrzeuge schreiben?» – sie konnte es.
1996 lud der Oman Journalisten zu einem Besuch ein. Der damalige ZT-Chefredaktor fand, es könne auch eine Frau gehen. Also reiste Heidi Bono mit ihrer Tochter Dominique Nardon, die als Fotografin dabei war. Für die Interviews bekamen sie Unterstützung von oberster Staatsstelle und erhielten so einen guten Einblick in die fremde Kultur. Der Funke für Land und Leute hatte gezündet – es folgten noch viele weitere Reisen in dieses interessante Land.
1998 wurde Heidi Bono in den Brittnauer Gemeinderat gewählt, ihr Ressort war das Soziale. Während des Kosovokrieges 1999 verordnete der Kanton allen Gemeinden die Unterbringung von Flüchtlingen. Brittnau weigerte sich zunächst und wurde dadurch über den Kanton hinaus bekannt. Schliesslich erhielten drei Flüchtlingsfamilien das Aufenthaltsrecht für ein Jahr. Die gemeinderätlichen Aufgaben erweckten das Interesse für das Kriegsgebiet. Via DEZA nahm sie Kontakt mit dem Leiter des Militärcamps in Albanien auf. Zunächst hiess es, dass für eine Journalistin einer kleinen Regionalzeitung keine Bewilligung erteilt werde, aber als sie sich als Gemeinderätin von Brittnau outete, konnte sie mit einem Versorgungsflug von Emmen nach Albanien reisen.
Der Empfang dort war herzlich, sie wurde aber auch auf die skeptische Haltung ihrer Gemeinde gegenüber den Flüchtlingen angesprochen. Nach Ablauf der Aufenthaltsbewilligung begleitete Heidi Bono eine Flüchtlingsfamilie auf einem Ausschaffungstransport zurück in den Kosovo. Die zerstörten Dörfer und kaputten Strassen boten ein trauriges Bild. Erkennen konnte man aber auch den Willen zum Wiederaufbau der Heimkehrer.
Zauberhafte Steppe – hässliche Plattenbauten
Am Anfang der Reisen in die Mongolei stand Anita Fahrni, eine Bekannte von Heidi Bono. «Alliance F.»-Frau Fahrni hatte auf einer Reise in die Mongolei festgestellt, dass das Land nach dem Rückzug der Russen kaum über Lehrmittel und Bücher verfügte. Kurzerhand begann sie, fremdsprachige Bücher zu sammeln und konnte bald containerweise kleinere und grössere Bibliotheken mit Büchern ausstatten. Für die Katalogisierung bot sie Freiwilligen einen Ferienjob in der Mongolei. Heidi Bono meldete sich, aber statt zum Katalogisieren, wurde sie für Kost und Logis als Englischlehrerin der Direktorin des Frauengefängnisses von Ulan Bator (Hauptstadt der Mongolei) engagiert.
Der Anflug über die Steppe und Jurten war zauberhaft, aber die Fahrt vorbei an zusammengepferchten Jurten, verlotterten Holzhäusern und hässlichen Plattenbauten aus der Sowjetzeit boten zusammen mit den Abfallbergen einen schockierenden Eindruck. Den Unterricht besuchte nicht nur die Frau Oberst, sondern auch deren zwei Töchter. Diese zeigten der Schweizerin die Stadt und das umliegende Land. Im Gedächtnis blieb das Elend der vielen Strassenkinder, aber auch die dreitägige Feier des Nationalfeiertages mit Pferderennen, Ringen und Bogenschiessen.
Drei Jahre nach dem Aufenthalt in der Mongolei stand die Pensionierung an – das Loslassen war nicht einfach, auch wenn noch immer die Möglichkeit bestand, als freie Journalistin mit einem Fuss im Beruf zu verbleiben. Mit einer kleinen Reisegruppe fuhr sie nochmals in die Mongolei, diesmal auch mit einem Abstecher in die Wüste Gobi. Am Abreisetag traf sie sogar mit dem Dalai Lama zusammen, welcher einen Tempel in Ulan Bator besuchte.
Der Umzug in eine kleine Wohnung in Zofingen war ein lang gehegter Wunsch, die Trennung von der grossen Bibliothek zweier Journalistenleben war aber nicht einfach. Die wunderbare Wohngemeinschaft an der Pfistergasse trägt aber dazu bei, dass sich Heidi Bono inzwischen in Zofingen wohl und zu Hause fühlt.