
Jugendherberge wird wieder zum Thema: «Diese Marke könnte grosse Wirkung haben auf Olten»
Die Jugendherberge in Zofingen kann nur noch bis Ende 2021 am bisherigen Standort bleiben. Die Stadt will das Gebäude für die Musikschule nutzen. Eine Unterschriftensammlung ist derzeit im Gang, die verhindern will, dass die Jugi ganz aus Zofingen verschwindet. Inzwischen hat Aarburg Interesse für die Übernahme des Standorts gezeigt, wie das «Zofinger Tagblatt» vergangene Woche berichtete. Frau Vizeammann und SVP-Nationalrätin Martina Bircher machte sich stark dafür. Der Verein Jugendherbergen Schweiz hat aber kein grosses Interesse, nach Aarburg zu zügeln.
Schlägt damit die Stunde von Olten? Eine Jugendherberge in der Stadt war bereits vor 20 Jahren ein Thema. Nun sagt Stadtpräsident Martin Wey auf Anfrage: «Eine Jugendherberge kann durchaus eine gute Ergänzung zum bisherigen Hotelangebot sein, und wäre für das Standortmarketing der Stadt sehr positiv.» Auch Stefan Ulrich, der Geschäftsführer von Region Olten Tourismus, würde es «sehr gerne sehen», wenn es in Olten eine Jugendherberge geben würde.
Vernetzte Lösung wäre besser als ein isoliertes Hostel
Das wäre zum einen gut für Olten, weil es ein Betrieb aus einem grossen schweizweiten respektive gar weltweiten Netzwerk wäre. «Diese Marke könnte wegen seiner Strahlkraft grosse Wirkung haben auf Olten in touristischer Hinsicht.» Eine solche vernetzte Lösung wäre ihm auch lieber als ein isoliertes Hostel, wie es im inzwischen begrabenen Ballsport-Center-Projekt vorgesehen gewesen wäre.
Ulrich kann bestätigen, dass Gäste regelmässig anfragen, ob es in Olten eine Jugendherberge gäbe. Man verweise sie dann auf die ähnliche Angebote wie die drei Bed-and-Breakfast-Unterkünfte oder das Hotel Oltnerhof, das in derselben Preisklasse wie eine Jugi läge. Es kann laut Ulrich aber auch vorkommen, dass Leute an die Jugis in Zofingen oder sogar in Solothurn vermittelt werden. «Beide Betriebe sind bei uns Mitglied.» Daher gäbe es einen regelmässigen Austausch; Broschüren von touristischen Angeboten würden dort etwa aufliegen.
Nationaler Verein stellt Bedingung an die Stadt
Der Verein Jugendherbergen Schweiz betreibt derzeit 51 Betriebe in der ganzen Schweiz mit Unterkünften zwischen 25 (Seelisberg UR) und 280 Betten (Zürich). Könnte nun Olten anstelle von Zofingen dazukommen? Geschäftsleiter René Dobler von der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus, der Liegenschaftsverwalterin der Jugendherbergen Schweiz, schreibt auf Anfrage, dass man die beiden Standorte «unabhängig» voneinander betrachten müsse.
Es gibt also kein «Entweder-oder». Da die touristische Nachfrage und damit die zu erwartende Auslastung in Olten beschränkt sei, brauche es «ein entsprechendes Interesse der Stadt, um den erforderlichen Beitrag für die Errichtung einer Jugendherberge zu leisten». Wenn dieses Interesse vorhanden sei, «prüfen wir sehr gerne mögliche Optionen».
Am Telefon konkretisiert Dobler die Bedingung: Die Standortgemeinde müsste die Infrastruktur in einem mietbaren und damit sanierten Zustand zu einem symbolischen Beitrag zur Verfügung stellen. «So versuchten wir dann einen selbsttragenden Betrieb zu führen, da eine Jugendherberge keine Rendite-Nutzung ist.»
Nur in touristischen Zentren wie St. Moritz könne der gemeinnützige Verein eine Jugendherberge alleine finanzieren; da spricht Dobler allerdings von über 25000 Logiernächten pro Jahr. Das sei in Olten nicht realistisch. Die Liegenschaft müsste eine Kapazitätsgrösse zwischen rund 50 Betten wie in Zofingen und rund 90 wie in Solothurn zulassen, um mit der Unterstützung der Stadt kostendeckend betrieben werden zu können. In Zofingen und Solothurn liegt die Auslastung bei rund 40 Prozent. Man sei gemessen am touristischen Potenzial der beiden Städte damit «durchaus zufrieden», so Dobler.
Hübeli-Schulhaus als möglicher Standort
Deny Sonderegger als Präsident von Region Olten Tourismus könnte sich eine Jugendherberge in Olten ebenfalls sehr gut vorstellen. Insbesondere das neue Konzept «Bed ’n’ Bureau» gepaart mit Co-Working an zentraler innerstädtischer Lage würde spannende Möglichkeiten eröffnen und Laufkundschaft in die Innenstadt bringen.
Als mögliche Standorte bringt er die städtischen Liegenschaften an der Kirchgasse wie das jetzige Kunstmuseum nach dem Umzug oder das Hübeli-Schulhaus ins Spiel. Hier müsste in seinen Augen im Detail abgeklärt werden, ob es Sinn ergebe, diese Liegenschaften einem Privaten wie der Jugendherberge Schweiz gegen Miete zur Verfügung zu stellen. Er kann sich daher gut vorstellen, einen entsprechenden Vorstoss einzureichen.