Jugendtheater Toi Toi Toi: Klimaaktivisten spülen Profitgier in die Kanalisation

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(täglich; die Derniere vom Montag, 7. Juni, ist ausverkauft): www.kleinebuehnezofingen.ch

«Fake News, Fake News! Schlechte Presse können wir derzeit nicht gebrauchen.» Es ist ein ganz übles Spiel, das die Bürgermeisterin, ein zynischer Finanzmagnat und eine weitere Handlangerin vorhaben. Gemeinsam wollen sie – zum Schaden von Millionen Stadtbewohnern – die Erdölquelle ausbeuten, die sie unter der Stadt Paris vermuten. Wobei: Insgeheim will jeder Skrupellose den grössten Anteil für sich. Den taubstummen Schuhputzer nehmen sie grosszügig in Anspruch – den Lohn verweigern sie ihm. Nur: Der Junge kann Lippen lesen und wird dadurch zum Mitwisser. Ein Glücksfall: Denn die feurig demonstrierende Klimajugend ist anfällig für Intrigen. Weil: Einige glauben, dass es Taten statt nur Argumente braucht, um endlich aufzurütteln.

Mobbing spielt Feind in die Hände

Der Umgang der jugendlichen Demonstranten untereinander ist unverblümt roh. Die Menschlichkeit fällt Positionskämpfen zum Opfer. Kaum zu verwundern: Der viel zu oft getretene Sündenbock Bruno geht dem schmeichelnden Finanzjongleur ins Garn. Er will unter den Jugendlichen gewaltbereite Extremisten ausmachen. Diese sollen mit einem Sprengsatz dazu animiert werden, Notre Dame in die Luft zu jagen. Sie zugleich dieses Verbrechens zu überführen, damit jede Gegenwehr zu ersticken, sich mit dem Wiederaufbau zu profilieren und freie Hand für die Ölförderung zu erhalten, ist sein abgefeimtes, geheimes Ziel.

Wie die Jugendlichen unter der Regie des Theaterpädagogen Robert Bühler die Handlung entwickeln. Wie das Publikum in den Bann gezogen wird und einfach mit den Protagonisten mitleiden muss: Das ist erfrischendes junges Laientheater, wie man es sich nur erträumen kann. Das gelungene multifunktionale Bühnenbild schafft Atmosphäre. Zahlreiche kleine Einfälle, seien es sprechende Litfasssäulen, die unsere mit Werbeversprechen überformte Lebenswelt ins Bild fassen, oder auch das kluge, die Übersicht bewahrende Leierkastenmädchen tragen das Stück mit. Humorvolle Einfälle überraschen allenthalben. Unverhofft faustdick hinter den Ohren haben es die zwei alten Frauen. Kaum kommen die Jugendlichen der Intrige auf die Schliche, spielen die zwei alten Schachteln ihren Trumpf aus. Sie locken die Intriganten zum nachhaltigen Spülvorgang direkt in die Kanalisation. Humanismus besiegt Profitgier. Auch einem Idealismus, der sich angesichts der Dringlichkeit des Klimathemas in den Terrorismus verirrt, wird der Garaus gemacht.

Alles ist aus einem Guss: Die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler verschränken das Klimathema mitreissend mit der Anprangerung rücksichtsloser Finanzinteressen und der Sensibilisierung für Mobbing. Ihr lustvoller Auftritt lässt einen leichterhand in die Haut einzelner Protagonisten schlüpfen und das Geschehen miterleben. Das Stück des Jugendtheaters Toi Toi Toi umschifft Klischees gekonnt und ist nicht zuletzt auch deswegen ein echter Genuss.