JVA Lenzburg plant massiven Ausbau – und will bald zehn Mal mehr Joghurt produzieren

Die Lenzburger Justizvollzugsanstalt (JVA) will ihr Gewerbe erweitern. Konkret geht es unter anderem um die Joghurterie und die Bäckerei der Anstalt. Das sind zwei von insgesamt 15 Gewerbebetrieben der JVA, wo Gefangene während ihrer Haft arbeiten können und auch sollen. Die beiden Betriebe sollen vom Untergeschoss (Flügel II und III) in den Hof (zwischen Flügel III und IV) verlegt und gleichzeitig erweitert werden.

Die Standorte im Keller seien nicht optimal und viel zu klein gewesen, sagt JVA-Direktor Marcel Ruf auf Anfrage. Gleichzeitig laufe der Joghurtverkauf der Justizvollzugsanstalt so gut, dass die Anstalt die Produktion deutlich ausbauen will.

Ausbau von 15 auf 200 Tonnen Joghurt pro Jahr

Ruf führt aus: «Im Moment beträgt die Produktion rund 15 Tonnen Joghurt pro Jahr. In einem ersten Schritt wollen wir die Menge auf 120 und schliesslich auf 200 Tonnen pro Jahr steigern.» Gleichzeitig stellt das Gefängnis neben den zwölf verschiedenen Joghurtsorten zukünftig auch pasteurisierte Milch her. Bisher hat sie die Rohmilch an die Milchproduzenten verkauft.

Das hat neben höherem Profit auch mit Nachhaltigkeit zu tun, so Ruf: «Die Milch stammt von unseren eigenen Kühen – in Zukunft können wir die Transportwege, auf denen die Milch per Lastwagen befördert wird, deutlich verkürzen. Wir haben somit eine Internalisierung der Wertschöpfungskette von der Urproduktion bis zum Verkauf und sind aktuell daran, eine Umstellung auf biologischen Landbau detailliert zu prüfen.» Die JVA hat um die 38 Kühe, die zusammen rund 300’000 Kilogramm Milch pro Jahr produzieren. Bis anhin wird nur rund ein Viertel dieser Milch in der Anstalt für den Frischkonsum der Gefangenen und die Joghurtproduktion verbraucht.

Auch der Laden soll grösser werden

Weiter soll der «Fünf-Sterne-Laden», der sich bereits seit 15 Jahren gleich ausserhalb der Anstalt befindet, umgebaut und vergrössert werden, um der hohen Nachfrage nach Produkten aus der JVA gerecht werden zu können. Die beiden Teilprojekte sollen die architektonischen und denkmalpflegerischen Merkmale der bestehenden Fünf-Stern-Anlage stärken beziehungsweise ergänzen, ohne einen Provisoriencharakter zu haben, wie der Kanton in seiner gestern veröffentlichten Ausschreibung festhält.

Mit dieser sucht er zum jetzigen Zeitpunkt ein Architekturbüro, das sich den Arbeiten annehmen will. Umgesetzt werden soll der erste Teil des Projekts, Verlegung und Ausbau der Joghurterie, im Jahr 2024, die Bäckerei und der Laden folgen schliesslich im Jahr 2025.

Bereits im Jahr 2017 seien die Rahmenbedingungen sowie die Potenziale der JVA-Betriebe mittels einer Studie analysiert worden, schreibt Immobilien Aargau, die Eigentümervertreterin des Kantons für kantonale Immobilien im Departement Finanzen und Ressourcen, in der Ausschreibung. 2018 und 2019 seien schliesslich die im Vorfeld aufgezeigten strategischen Stossrichtungen konkretisiert worden. Daraus wurden die drei Massnahmen für die Weiterentwicklung und die Optimierung der Gewerbebetriebe der JVA ausgearbeitet.