Kaffeehauskonzert mit Vokalquartett

Das war schon ein ganz besonderes Sonntagserlebnis: Draussen herrschte frühlingshaft warmes Wetter, drinnen im Rothrister Kirchgemeindehaus kümmerten sich die Gastgeber und das A-capella-Quartett Dezibelles um das Wohlbefinden der Gäste. Dies geschah mit Bravour sondergleichen: Dauernd schwärmte das Servicepersonal aus und versorgte mit Kaffee und Kuchen à discrétion und deckte die leiblichen Bedürfnisse.

Die musikalischen Gelüste stillten die vier Sängerinnen auf der Bühne, fortlaufend neuen Bedarf weckend. Sie lieferten den Zucker auf der musikalischen Seite und machten je länger, je mehr süchtig danach. Da stimmte einfach alles: Das festliche Schwarz des Gewandes, der Wohlklang des Quartetts und seine Raffinesse in der Stimmführung, die Gestik und Mimik passend zu Stil und Aussage der Titel und die Inszenierung, mit der sie ihren Vorträgen je nach Inhalt Gestalt gaben. Man kann sagen, dass nicht nur die Stimmen von Rebekka Bräm (Sopran), Nicole Hitz (Sopran), Daniela Villiger (Mezzosopran) und Editha Lambert (Alt) gesungen haben, sondern ihr ganzer Körper darin einbezogen war. Immer dezent, nie übertrieben, aber eben doch anschaulich und wirksam in der Auslegung.

Von Klassik zu Folklore und Pop

Die «Dezibelles» fühlen sich wohl, gewandt und sicher in allen musikalischen Sparten. Den Anfang machte «When I take my sugar to tea», gespickt mit dissonanten Halbtönen. Wer nun meinte, das sei falsch gesungen, irrte sich: Genau wenn es so tönt, ist es richtig. Es folgten «Eusereins chönnt das au» und «W. Nuss vo Bümpliz» in der typischen Auslegung der «Dezibelles». Dasselbe geschah in «Music for a while» auf der Grundlage des Barockkomponisten Henry Purcell, aber eben auch für die «Dezibelles» bearbeitet.

Nun wartete man gespannt auf «Der Wassermann» (Schuman) und «Der Erlkönig» (Schubert). Und wieder überraschte die Kunstfertigkeit, mit der das Quartett die Klavierbegleitung nachahmte und wie im «Erlkönig» die Stimmen des Vaters, des Sohnes und des schmeichelnden Erlkönigs ihr individuelles Aussehen durch den Alt und den Sopran erhielten. Es folgten einige Kostproben von Grössen des amerikanischen Jazz. Besonders Anklang fand «Puttin’ on the Ritz» (Irving Berlin). Hier konnte das Quartett seine tänzerischen Fähigkeiten einbringen und machte davon auch Gebrauch. Eigentlich wäre dies als Abschluss des Konzertes gedacht gewesen. Aber die Rechnung wurde ohne das Publikum gemacht. Dieses hatte noch nicht genug des Guten und verlangte Zugaben. Sie wurden gewährt mit «Dibidäbi lüpf dis Bei» (Artur Beul). Diesem Aufruf folgten auch die «Dezibelles», beschwingt im Takt der Musik, aber mit Mass bezüglich der Körpersprache. Ruhe und Sättigung der gesanglichen Wonneschauer kehrten erst ein mit dem beruhigenden «La sera sper il lag» (Gion Balzer Casanova). Diese Sternstunde hochrangiger Gesangskunst belohnte das Publikum zu Recht mit stehendem Applaus.