
Kampagnen bringen nichts
Cehfredaktor Philippe Pfister zu den Schwierigkeiten, Littering-Sünder zur Verantwortung zu ziehen.
Letzte Woche publizierten wir einen Artikel, von dem wir glaubten, er würde allen Leserinnen und Lesern ein Lä- cheln aufs Gesicht zaubern. Es ging ums Sandbänkli Rothrist, ein Idyll an der Aare, wo es sich an heissen Tagen ausgezeichnet chillen und baden lässt. Darauf gab es ein paar Reaktionen, mit denen wir so nicht gerechnet hatten. Das Sandbänkli ist nämlich nicht nur ein Badeparadies, sondern auch ein Littering-Hotspot. Die «Chilbi» werde jedes Jahr grösser, schrieb ein Leser. «Immer wieder wird bei mir und meinen Nachbarn Holz entwendet.» Abfallberge türmten sich immer höher, immer lauter werde nachts der Lärm.
Ich kann die Anwohner des Sandbänklis gut verstehen. Wie alle, die unter der teilweise grenzenlosen Rücksichtslosigkeit mancher – man kann es nicht anders sagen – Grüsel leiden. Und ich kann alle verstehen, die den Eindruck haben, so richtig wolle das Littering-Problem niemand anpacken. Unverständlicherweise hat sich der Nationalrat letztes Jahr geweigert, das Umweltgesetz so anzupassen, dass Güsel-Grüsel gezielt bestraft werden könnten. Im Stich gelassen hat das Parlament in erster Linie die Bauern: Deren Vieh schluckt mit dem Gras weggeworfenen Müll, für manche Tiere bleibt nur die Notschlachtung übrig. Littering-Bussen wären in der Region Zofingen aufgrund des Polizeireglements zwar bereits möglich – ausgesprochen werden sie so gut wie gar nicht. Das Problem sei der Vollzug, heisst es. Man müsse jemanden in flagranti erwischen. 10000 Arbeitsstunden wendet der Aargauer Strassenunterhaltsdienst inzwischen für den Kampf gegen das Littering pro Jahr auf. Das sind fünf Vollzeitmitarbeiter, die nichts anderes tun, als entlang der Strassen den Dreck zusammenzulesen.
Obwohl manche das Gegenteil behaupten: So genannte «Sensibilisierungskampagnen» bringen unter dem Strich genau nichts. Wirksam wären nur empfindliche Bussen im vierstelligen Bereich – und eine Lockerung des Datenschutzes. Denn Kameraüberwachung ist heute zur Bekämpfung von Littering nicht möglich. Mir wäre es ehrlich gesagt egal, wenn über Hotspots wie dem Sandbänkli ein Kameraauge wacht – Hauptsache, es schreckt die Grüsel ab.