
Kann sich mein Haustier mit dem Corona-Virus infizieren?
In den letzten sechs Wochen, seitdem das Corona-Virus ausgebrochen ist, steigt die Zahl von Infizierten täglich. Nachdem in Italien mehrere Menschen gestorben sind, ist nun auch in der Schweiz ein Fall bekannt geworden. Und mit den vielen Informationen, erreichen uns auch vermehrt Gerüchte rund um das Virus.
Darunter auch, dass Haustiere uns mit dem Virus anstecken können. Diese Information hat ihren Ursprung in China. In der lokalen Presse wurden immer mehr Fälle bekannt, bei denen Haustierbesitzer ihre Tiere aussetzen oder gar umbringen – um sich nicht anzustecken, so der Gedanke.
Aber wie sieht es wirklich aus? Fast jeder zweite Schweizer hat ein Haustier. Muss man sich als Halter Sorgen machen? Nein, sagt Christian Griot, Professor und Leiter des Instituts für Virologie und Immunologie (IVI). «Wir gehen davon aus, dass Haustiere für das Virus nicht empfänglich sind.» Problematisch sei das neue Corona-Virus ausschliesslich für den Menschen.
Zwischenwirt muss ein Säugetier sein
Bilder, die Hunde oder Katzen mit Masken zeigen seien absoluter Quatsch. «Das bringt nichts», sagt der Institutsleiter. Man gehe zwar davon aus, dass der Ursprung des Sars CoV-2, so der medizinische Name des Virus, bei der Fledermaus zu finden ist. Ob es direkt auf den Menschen übertragen wurde, oder ob es einen sogenannten Zwischenwirt gab, wisse man jedoch nicht abschliessend. «Hier schauen wir auf die Geschichte vom ursprünglichen Sars-Virus. Bei diesen Viren, gab es immer einen Zwischenwirt. Darum gehen wir auch hier von einem aus», erklärt Griot.
Welches Tier dieser mögliche Zwischenwirt sein könnte, wisse er nicht. «Das Schuppentier steht derzeit ganz oben auf der Liste.» Es müsse ein Tier sein, das im intensiven Kontakt mit Menschen steht. Das sei bei dem Schuppentier in China der Fall. Denn in Wuhan, wo das Virus ausgebrochen ist, wurden die Tiere lebend am Fischmarkt verkauft. «Aber wir wissen es nicht abschliessend.»
Trotzdem sind sich die Virologen sicher: Der Zwischenwirt muss ein Säugetier sein. Also doch Hund oder Katze? «Nein. Eher ein exotisches Wildtier», sagt Griot. Ähnlich sieht es auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). «Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Hund oder eine Katze ist, ist gering», sagt BLV-Mediensprecherin Eva van Beek.
Es gebe keine Hinweise, dass das Virus bei Haustieren oder Nutztieren vorkommt. «Da der Zwischenwirt aber noch nicht bestimmt ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen, welche Tierart – wenn überhaupt – betroffen wäre», sagt van Beek. Das Virus müsse erst einmal in der Schweiz zirkulieren, um Näheres herausfinden zu können.
Tierhalter müssen sich keine Sorgen machen
Auch wenn hierzulande kein Vorfall gemeldet wurde, machen sich viele Schweizer Sorgen. Bei den Haustieren jedoch (noch) nicht, wie Pascal Hunziker von der Tierklinik Aarau West bestätigt: «Noch ist niemand mit den Bedenken zu uns gekommen. Aber ich glaube, dass sich das mit dem ersten bestätigten Fall ändern wird.»
Doch eines fällt auf: Es gibt tatsächlich Corona-Viren, die bei Tieren auftauchen, jedoch ist diese Art Virus nicht das gleiche wie das Sars CoV-2. «Das ist ein anderer Stamm des Virus. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Deswegen muss man sich da keine Sorgen machen», sagt Hunziker.
Das bestätigt auch Griot vom Institut für Virologie und Immunologie: «Das eine Corona-Virus ist im Falle der Katzen tödlich. Und genau dann kann das Missverständnis aufkommen, dass die Haustiere sich infizieren können. Was aber falsch ist, deshalb ist Aufklärung wichtig. Denn: Es ist nicht das selbe Virus.» Da es keinen Grund zur Annahme gibt, dass Tiere infiziert werden können, seien momentan keine speziellen Vorsichtsmassnahmen oder Hygienevorkehrungen im Umgang mit Hund und Katze nötig.