Kantonsarchäologe: «Archäologen wollen wieder zudecken»

«Es hilft, Dinge selber auszugraben, anzufassen, um sie später besser einordnen zu können.» Reto Bucher Kantonsarchäologie, Bereichsleiter Untersuchungen Mittelalter
«Es hilft, Dinge selber auszugraben, anzufassen, um sie später besser einordnen zu können.» Reto Bucher Kantonsarchäologie, Bereichsleiter Untersuchungen Mittelalter

VORTRAG

«Die Obere Badestube von Zofingen – Das ‹nüw gemuret huss› von 1545 im archäologischen Kontext» von Reto Bucher. Freitag, 10. Januar, 20 Uhr im Museum der Ortsbürgergemeinde Zofingen, General- Guisan-Strasse 18.

Reto Bucher, am Freitag halten Sie einen Vortrag über die obere Badstube in Zofingen, deren Fundament im Oktober 2018 ausgegraben worden ist. Haben Sie selber auch mitgegraben?

Reto Bucher: Ich hatte in erster Linie die Grabungsleitung inne, habe Befunde beschrieben und Aufgaben delegiert. Ich habe aber immer wieder das Glück, auch selber graben zu können. Es hilft, Dinge selber auszugraben, anzufassen, um sie später besser einordnen zu können. Das war auch in Zofingen so. Wir waren ein kleines Grabungsteam mit maximal drei bis vier Leuten – da teilt man sich die Aufgaben.

Nun ist das Fundament der oberen Badstube wieder zugedeckt und nur noch durch die Pflästerung sichtbar. Haben Sie diese Lösung favorisiert?

Wir Archäologen bevorzugen es in den meisten Fällen, archäologische Hinterlassenschaften wieder zuzudecken. So sind sie vor Schäden sicherer. Bei einer Glasdecke, die auch zur Diskussion stand, hätte die Ruine unterhalten werden müssen. Und die Feuchtigkeit könnte die Strukturen mit der Zeit angreifen.

Was war die erstaunlichste Erkenntnis, die Sie aus den Grabungen in Zofingen ziehen konnten?

Aus alten Plänen wussten wir, dass an diesem Platz eine Badstube gestanden hatte. Wir wussten aber nicht, ob und was davon noch vorhanden ist. Tatsächlich ist ihr Unterbau noch sehr gut erhalten – was doch erstaunlich ist. Und wir konnten auch in den Boden eingelassene Räume ausgraben. Trotzdem wissen wir aber bisher nicht, ob die Badstube wirklich bis zu ihrem Abriss im Jahr 1877 zum Baden genutzt worden ist.

Wie beschäftigt Sie die Badstube heute noch, nach Abschluss der Grabungen?

Ich schrieb verschiedene Berichte, beispielsweise für die Wiggertaler Heimatkunde und die Zofinger Neujahrsblätter, gestalte eine Infotafel, die diesen Frühling noch in Zofingen aufgestellt werden soll, und verfasse meinen Abschlussbericht für die Kantonsarchäologie. Ausserdem halte ich verschiedene Vorträge zum Thema – beispielsweise am Freitag in Zofingen.

Was wird der Inhalt Ihres Vortrages bei der Historischen Vereinigung Zofingen sein?

Ich werde aufzeigen, dass die Archäologie eine wichtige Quelle sein kann – auch für Perioden, in denen es zahlreiche schriftliche Quellen gibt. Die obere Badstube in Zofingen ist dafür ein gutes Beispiel: Dass es eine Badstube gab, war aufgrund der schriftlichen Quellen klar. Aufgrund der Ausgrabungen gibt es nun aber zusätzliche Informationen wie Grundmauern und unterschiedlich genutzte Räume. Dank der Archäologie konnte das bisherige Gesamtbild optimiert werden.