Kantonsspital Aarau: Ein Bett kostet über eine Million Franken – mehr als anderswo

Kommt es zu Beschwerden?

Der KSA-Verwaltungsrat hat aus drei Projekten das Siegerprojekt ausgewählt. Gegen den Entscheid können sich die unterlegenen Bewerber wehren. Die Rekursfrist läuft. Implenia hat zusammen mit Schneider & Schneider ein Projekt eingereicht. Man habe den Vergabeentscheid zur Kenntnis genommen, sagt Mediensprecher Reto Aregger. «Wir analysieren derzeit die erhaltenen Unterlagen und werden danach über das weitere Vorgehen entscheiden.» Allreal wollte den Neubau zusammen mit David Chipperfield Architects realisieren. Mediensprecher Matthias Meier sagt, Allreal sehe «bis jetzt keine formalen oder inhaltlichen Gründe, die eine Anfechtung des Jury-Berichts und des daraus resultierenden Entscheids rechtfertigen würden.» Aus diesem Grund werde Allreal voraussichtlich keine Submissionsbeschwerde einreichen.

Das Kantonsspital Aarau (KSA) hat am Dienstag das Siegerprojekt für den Neubau präsentiert. Es sei das grösste Bauvorhaben, das der Kanton je gestemmt habe, sagte Verwaltungsratspräsident Peter Suter.

Das Gebäude kostet 619 Millionen Franken – hat aber auch entsprechende Dimensionen: Das Gebäude ist 148 Meter lang und 126 Meter breit. Auf den Stationen wird es 472 Betten geben, dazu kommen 130 tagesklinische Plätze.

Bei Kostenvergleichen von Spitalneubauten galt in der Schweiz lange die Faustregel: pro Bett eine Million Franken. Das geht aus einer PwC-Studie aus dem Jahr 2013 mit dem Titel «Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen» hervor. Wendet man diese Faustregel beim Neubau in Aarau an, sind die Kosten pro Bett mit 1,3 Millionen Franken höher (siehe Tabelle).

Sie sind auch höher als beim Neubau des Kantonsspitals Baden (KSB). Dort entsteht für 450 Millionen Franken ein neues Spital mit 400 Betten (1,1 Millionen Franken pro Bett). Etwas höher als in Aarau waren die Kosten beim Neubau des Spitals Limmattal.

Betriebsphase ist entscheidend

Bei der Beurteilung der Investitionseffizienz eines Neubaus wird heute nicht mehr nur diese Faustregel zu den Kosten pro Bett angewendet. Laut den Studienautoren bieten sich als bessere Bezugsgrössen zum Beispiel die Fallzahlen, die durchschnittliche Schwere der Fälle, das Gebäudevolumen oder die Geschossfläche an.

Zudem sei für einen Vergleich entscheidend, die Verhältnisse zwischen ambulanten und stationären Bereichen zu kennen. Sie halten fest: «Nur wenn das Spital nach der Investition besser positioniert ist und in der Betriebsphase dank der Investition effizienter arbeiten kann als vorher, war die Investition zweckmässig.» Das dürfte beim Kantonsspital Aarau zutreffen.

Heute sind die Gebäude über das ganze Areal verstreut, die Wege lang und die Abläufe dadurch ineffizient. Der geplante Neubau schafft Abhilfe, indem die Architektur den Patientenpfaden angepasst wird. Im Erdgeschoss befinden sich die Abteilungen mit hohem Patientenaufkommen, zum Beispiel der Notfall und die Ambulatorien. In den oberen Stockwerken sind die Stationen, wo die Patienten gesund werden können.

Preis und Qualität ausschlaggebend

Dies haben die KSA-Verantwortlichen beim Projektentscheid berücksichtigt. Preis und Qualität der Lösung wurden gleich hoch gewichtet (45 Prozent). Die Qualität deshalb, «weil diese für die Effizienz der Betriebsorganisation und damit für die Betriebskosten entscheidend ist», sagt Sprecherin Isabelle Wenzinger.

Weiter wurden das Realisierungskonzept sowie der Punkt Projektorganisation/Qualitätsmanagement beurteilt und mit jeweils 5 Prozent gewichtet.
Anders als das KSA hat das Kantonsspital Baden für seinen Neubau kein Totalunternehmen, sondern ein Planungsbüro gesucht.

Dieses übernehme die grundlegende Planung, sagt Mediensprecher Omar Gisler. «Für die Ausführung wurden und werden Einzelverträge mit Unternehmen abgeschlossen.» Damit sei gewährleistet, dass das KSB jederzeit Wünsche und Bedürfnisse in die Planung und Ausführung des Neubaus einbringen könne und stets einen Überblick über die Entwicklung der Gesamtkosten habe.