Keine Weichspüler: «Die Bevölkerung goutiert nicht, wenn nur gepoltert wird»

SVP-Kantonalpräsident Andreas Glarner blickt alles andere als zuversichtlich auf die kommenden Kommunalwahlen – zu weichgespült ist ihm der Kurs vieler Ortsparteien. Namentlich nannte er in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» die Ortspartei Buchs, welche sich weigere, die Burka-Plakate zur Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» – über sie wird am 7. März abgestimmt – aufzuhängen. Die Aussage, dass ein harter Kurs schade, lässt Glarner nicht gelten. «Da kann man gleich BDP wählen, wenn es die noch gäbe.» Christian Glur, Präsident der SVP Bezirk Zofingen, kann mit allzu viel Polter-Politik nicht viel anfangen, wie er im Interview sagt. Zudem ist er «entschieden der Ansicht», dass interne Kritik – etwa Glarners Aussagen über die Ortsparteien – nicht über die Medien, sondern parteiintern diskutiert und gelöst werden sollen.

Christian Glur, sind die Zofinger SVP-Ortsparteien auf Weichspül-Kurs?

Christian Glur (lacht): Nein, ganz und gar nicht. Wir haben in den meisten Ortschaften des Bezirks Ortsparteien, die allesamt gute und wertvolle Arbeit liefern.

Beste Voraussetzungen also für die Kommunalwahlen?

Richtig. Mein Minimalziel ist es, dass wir sicher jeden Sitz, den wir bereits haben, verteidigen können. Gute Ortsparteien zu haben ist dabei immens wichtig, damit die Gemeinderats- und Kommissionswahlen zum Erfolg werden. Und das werden sie für uns, davon bin ich überzeugt.

Weil die SVP im Bezirk Zofingen besonders stark und gut aufgestellt ist?

Unter anderem, ja. Schauen Sie nach Bern: Drei von sechs Aargauer SVP-Nationalräten kommen aus dem Bezirk. Im Herbst konnten wir im Bezirk Zofingen alle Sitze im Grossen Rat halten. Das ist kein Zufall, sondern ruht auf der guten Arbeit der Partei. Innerhalb der Geschäftsleitung haben wir kompetente und sehr engagierte Leute. Viele Ortsparteien haben langjährige Präsidenten, was uns für die Kommunalwahlen zusätzlich hilft.

Wie genau hilft das?

Es ist auch ohne Corona schon schwer genug, motivierte Personen für öffentliche Positionen zu finden. Jetzt sind die Möglichkeiten, direkt mit potenziellen Kandidaten zu sprechen und diese kennenzulernen, stark eingeschränkt. Deshalb ist es wichtig, dass bereits vor der Pandemie ein Netzwerk da war, um an gute Leute ranzukommen.

Sie sind also mit dem aktuellen Stand Ihrer Ortsparteien im Hinblick auf die Kommunalwahlen zufrieden?

Das ist eines der obersten Anliegen auf unserer Agenda. Normalerweise findet Anfang Jahr ein Treffen statt, an dem über solche Themen gesprochen wird. Das haben wir Covid-bedingt nun erst einmal auf Anfang März verschoben. Allerdings werden wir es wohl auch dann nicht physisch abhalten können.

Bereits im März endet die Eingabefrist für den Zofinger Stadtrat. Von der SVP ist bis jetzt keine Kandidatur in Sicht.

Die SVP Zofingen steht kurz vor Abschluss der Findungsphase. Ich persönlich würde es sehr begrüssen, wenn wir eine eigene Kandidatur stellen, denn im Einwohnerrat haben wir die grösste Fraktion. Gleichzeitig nicht im Stadtrat vertreten zu sein bedeutet, dass wir Oppositionspolitik betreiben müssen, was meiner Meinung nach ja nicht das Ziel sein kann.

In der Opposition lässt es sich aber gut poltern und mit harten Bandagen kämpfen. Genau das, was der Kantonalpräsident fordert.

Leider ist es so, dass man ohne gewisse Provokation von den Medien häufig nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erhält. Bei einigen kritischen Aussagen von Andreas Glarner kann ich meine Unterschrift dahinter setzen. Beispielsweise, dass der Staatsapparat viel zu aufgebläht ist. Ich finde auch, dass es klare Meinungen braucht. Aber es ist der Ton, der es ausmacht.

Nur mit Poltern geht es Ihrer Ansicht nach nicht?

Die Bevölkerung goutiert nicht, wenn nur gepoltert wird. Es braucht da eine gute Mischung zwischen klaren Aussagen und Fingerspitzengefühl, um eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Persönlich bin ich sehr optimistisch, dass wir in unserer SVP auch in Zukunft gemeinsam gute Lösungen finden.