
«Kind wird zur Ware degradiert»: Jugendkomitee plant Volksinitiative gegen die Samenspende
Bei Unfruchtbarkeit, so steht es im Gesetz, darf ein Paar die medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Anspruch nehmen. Eine Möglichkeit dazu ist die Samenspende. Nach dem Ja zur «Ehe für alle» steht diese Option auch lesbischen Paaren offen. Die Gegner fokussierten ihre Kampagne auf diesen Aspekt, warnten vor einer vaterlosen Gesellschaft. Gemäss dem Forschungsinstitut gfs.bern stiess das entsprechende Argument in der Abstimmungsumfrage auf 44 Prozent Zustimmung.
Das Jugendkomitee gegen die Ehe für alle ist zuversichtlich, dass es sogar eine Mehrheit der Bevölkerung für ein Verbot hinter sich scharen kann. Strategiechef Benjamin Zürcher: «Viele Ehe-für-alle-Befürworter stehen der Samenspende kritisch gegenüber.» Das Jugendkomitee wird deshalb voraussichtlich Anfang nächsten Jahres eine Volksinitiative für ein Verbot lancieren. Es hat zu diesem Zweck eine Aktionsgruppe ins Leben gerufen. Zürcher ist überzeugt, die nötigen 100’000 Unterschriften sammeln zu können. Das Jugendkomitee wird nach dem Abstimmungssonntag formell aufgelöst.
«Es gibt kein Recht auf ein Kind»
Das Verbot für eine Samenspende soll sowohl für heterosexuelle als auch lesbische Paare gelten. «Es gibt kein Recht auf ein Kind», argumentiert Zürcher. Dies habe sogar Justizministerin Karin Keller-Sutter vor der Abstimmung in einem Interview gesagt. «Mit dem Recht auf die Samenspende werde das Kind zu einer Ware degradiert», sagt Zürcher.
Aktuell erfüllen sich viele lesbische und heterosexuelle Frauen den Kinderwunsch auch mittels Samenspende im Ausland. Für das Jahr 2019 dokumentierten Forscherinnen der Universität Bern 22 Fälle. Im Gegensatz zur Schweiz ist im Ausland nicht immer garantiert, dass ein Kind die Möglichkeit erhält, die Identität seines Erzeugers zu kennen. Befeuern Zürcher und seine Mitstreiter mit ihrer Initiative den Reproduktionsmedizin-Tourismus? «Dass die Samenspende im Ausland möglich ist, bedeutet nicht, dass das auch gut ist.»