Kirchenkonzert mit Chor und Musikgesellschaft Staffelbach: Wer nicht dirigiert, spielt mit

Roman Zimmermann (r.) glänzt mit einem Trompetensolo.
Roman Zimmermann (r.) glänzt mit einem Trompetensolo.

Zwei Damen und drei Herren absolvierten die seit August angesetzte «Pultpremiere» des Aargauischen Musikverbands – der Kanton hat Bedarf an Nachwuchsdirigenten. Im Kirchenkonzert der Musikgesellschaft Staffelbach (MGS) bewiesen sie das Einstudierte vor sachverständigem Publikum. Nicht nur Musikfreunde füllten die Bankreihen bis auf den letzten Platz, auch Kolleginnen und Kollegen anderer Musikvereine genossen die einmalige Gemeinschaftsdarbietung von Chor und Blasmusikorchester. «Wer nicht dirigiert, spielt mit» verkündete Urban Bauknecht, Präsident der Musikkommission des Aargauischen Musikverbands, das Arrangement. Projektteilnehmerin Ramona Welti machte den Anfang und begleitete das Orchester mit Bongos. Mit dem Furbaz-Lied «Ewigi Liebi» überraschte Bruno Reinbold das Publikum, Ueli Müller übernahm das Solo auf dem Euphonium. Viktor Madl nahm sich die Serenade «Evening Shadows» vor.

Im Nachwuchskurs geprobt wurden Einsätze, Dirigiertechniken und professionelles Auftreten vor einem vollbesetzten Konzertsaal. Zusammen mit der Musikgesellschaft fanden rund 30 Kursstunden mit dem Schwerpunkt Kirchenkonzert statt. Fritz Müller von der Musikkommission der MGS war denn auch einer der Moderatoren in der Reformierten Kirche Schöftland, Paul Hufschmid repräsentierte den gemischten Chor. «Die Gemeinschaftsproben waren intensiv, machten aber riesigen Spass», sagte Chorpräsident Christoph Schär nach dem Konzert.

Was man aus dem Kulturprojekt mitnimmt, formulierte Raphael Stutz so: «Gehörbildung und drei Lektionen Theorie, die für die Praxis von ungeheurer Bedeutung sein können, dazu eine Portion Motivation für das zukünftige Engagement im eigenen Verein – als Vizedirigent einer Brassband kann man das gut gebrauchen.» Der 39-Jährige dirigierte «Rosmarie», ein Stück, das durch den Schweizer Männerchor «Heimweh» bekannt wurde. Die Fünfte im Bund der jungen Taktstockschwinger, Michelle Süess, nahm am Konzert nicht teil. Auch die beiden Projektleiter Urban Bauknecht und Tobias Zwicky griffen zum «Stöckli». Und was wäre das Konzert ohne ein Trompetensolo von Roman Zimmermann gewesen? Solisten setzen einem Konzert immer die Krone auf.

Unter der Leitung von Andreas Wüest gelang dem Chor mit dem Elvis-Titel «Always on my Mind» sein erster Höhepunkt. Der Song schildert die gescheiterte Beziehung eines Mannes, der um seine Verflossene trauert und sein Handeln mit den Worten «Girl, I’m so sorry, I was blind» bedauert – ein Text aktuell wie nie zuvor. Ob der Chor diesen Titel deshalb so gern singt? In der vierstimmigen Version von «Drück die Eins» aus dem Album «Teilzeithippie» von Annett Louisan bewiesen die Staffelbacher erneut, zu welch gesanglicher Leistung ein «Provinzchor» fähig sein kann. Orchesterleiter Wüest nahm den Dirigentenstab dazu erneut in die Hand. Begleitet wurden Chor und Orchester durch Selina Schmitter am Piano.

Das Finale mit «Baba Yetu», dem «Vaterunser» auf Suaheli, erinnerte daran, dass das Konzert in einer Kirche stattfand. Zur Kostendeckung wurde am Kirchenportal wie üblich um eine Kollekte gebeten.