
Kitas kosten je nach Gemeinde bis zu fünf Mal mehr

Max und Manuela Muster haben zwei Kinder. Monika (3) und Michael (2). Mama und Papa Muster arbeiten zusammen 140 Prozent. Sie haben gute Jobs und verdienen pro Jahr 110’000 Franken und konnten ein Vermögen von 100’000 Franken anhäufen. Die Muster-Kinder sind zwei Tage in der Kita. Wohnen die Musters nun in Wollerau (SZ) oder Mendrisio (TI), so kosten diese beiden wöchentlichen Betreuungstage 4700 Franken pro Jahr. Haben die Musters dagegen in Wetzikon (ZH) ihre Zelte aufgeschlagen, so berappen sie für die gleiche Leistung knapp 20’000 Franken mehr. Dies zeigt eine neue Studie der Credit Suisse, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Untersucht wurden die Kinderbetreuungskosten in 194 Schweizer Gemeinden. Dabei wurden auch die allfälligen Subventionen und Geschwisterrabatte eingerechnet – diese sind in der Schweiz oftmals in jeder Gemeinde anders. Zurück zu den Musters: Über das ganze Land verteilt liegt für sie der Kostenmedian bei gut 12’100 Franken. Unter 8000 Franken müssen die Musters in den Kantonen Genf, Zug, Neuenburg und Basel-Stadt sowie einzelne Gemeinden in den Kantonen Freiburg, Wallis, Tessin, Schaffhausen, Bern, Glarus und Waadt bezahlen. «In zahlreichen Zürcher und Solothurner Gemeinden sowie in Teilen vom Kanton Basel-Land, der Zentralschweiz und der Ostschweiz müsste die Beispielfamilie mit mittlerem Einkommen hingegen über 20’000 Franken pro Jahr für die Kinderbetreuung hinblättern», heisst es in der Mitteilung.
Die Credit Suisse hat auch für weitere Musterfamilien gerechnet. Solche mit höherem und solche mit tieferem Einkommen und ebensolchem Vermögen. Ganz generell könne gesagt werden: «Werden die Kosten für verschiedene Einkommens- und Vermögenssituationen und alle Gemeinden in einen einzigen Indikator aggregiert, weisen für den Modellhaushalt die Westschweizer Kantone Genf und Neuenburg insgesamt die günstigsten Kitatarife auf.» Die teuersten Tarife errechneten die Statistiker für den Kanton Uri. «Auch in den übrigen Zentralschweizer Kantonen sowie in Basel-Land, Zürich und Solothurn zahlen Eltern im schweizweiten Vergleich relativ viel für die Betreuung ihrer Kinder in einer Kindertagesstätte.»
Zahlt der Kanton mit, wird es günstiger
Den Grund für die höheren Kosten in diesen Kantonen sehen die Ökonomen in der Beteiligung der kantonalen Behörden an der externen Kinderbetreuung. Mit Ausnahme von Obwalden, Nidwalden und Uri seien hauptsächlich in jenen Kantonen die Kosten hoch, wenn den Gemeinden die alleinige Finanzierung überlassen wird.
20’000 Franken haben oder nicht haben, ist für die Familie Muster unter Umständen eine jobrelevante Summe: Vor allem die Kosten von Betreuungsangeboten seien oft ein Grund, «warum sich viele berufstätige Eltern gegen eine professionelle Kinderbetreuung entscheiden müssen.» Sprich: Mama Muster bleibt in Wetzikon wohl eher daheim als in Wollerau. Laut Mitteilung habe gerade die Verfügbarkeit und Finanzierung von Kinderbetreuungsplätzen dazu beigetragen, dass die Erwerbsquote von Frauen mit Partner und jungen Kindern in den letzten zwei Jahrzehnten «stark zugenommen» habe.