
Klarinette und Klavier auf «à point»
Es gebe neben den bekannten Kompositionen für Klarinette und Klavier auch andere, die ebenso schmackhaft seien, aber selten auf einer musikalischen Speisekarte auftauchten, erklären die beiden Musikerinnen im Programm. Deshalb sei es ihr Anliegen, solchen Originalwerken für die beiden Instrumente den ihnen gebührenden Platz im Konzertleben einzuräumen. So erhielt denn das Publikum im «Palass» Geschmack an Raritäten, die mit allen künstlerischen Raffinessen auf den Punkt gebracht worden sind. Sowohl Sandra Lützelschwab als auch Franziska Hämmerli können den Besuch von Musikhochschulen, Meisterkursen und eine rege Konzerterfahrung nachweisen.
Fünf-Gang-Menü mit Dessert
Wie bei Gourmet-Restaurants üblich, wurden auch im «Palass» die Spezialitä- ten des Servierten jeweils von Franziska Hämmerli kurz vorgestellt. Zuerst kam die dreiteilige «Sonatina for Clarinet and Piano» von Malcolm Arnold (1921-2006) auf den Tisch. Das «Allegro con brio» mit drei verschiedenen Themen kam wild daher, mit grossen Sprüngen des Klarinettes und markanten Akkorden des Klaviers, das «Andantino» erhielt ein sanftes und liebliches Aussehen, und im «Furioso» entstand ein atemloser Tanz, den das Duo graziös bewältigte. Vaughan Williams (1872- 1958) bildet in «Six Studies in English Folksongs» die britische Volksseele ab, jede ein anderes Gesicht beschreibend: Fröhlich, besinnlich, meditativ, heiter, beruhigend und lebhaft. Jedes Lied folgt dem gleichen Modell: Vorstellung der Melodie, Wiederholung des Themas durch das Klavier mit verzierender Abwandlung. So schlicht das scheint, so anspruchsvoll war der enge, ineinandergreifende Dialog zwischen Klavier und Klarinette. Als «3 Miniatures» stuft Krysztof Penderecki (1933 geboren) ein dreisätziges Stück ein. Darin steckt jedoch ein reiches Spiel mit Klangfarben und abwechslungsreichen Motiven. Das «Allegro» wird vom Klavier mit kurzen Anschlägen und von der Klarinette mit akrobatischen Tonsprüngen versehen, im «Andante cantabile» dominieren verhaltene, dunkle Klangbilder, und das «Allegro ma non troppo» wartet mit leidenschaftlichen Expressionen auf, die von Klarinette wie Klavier ein virtuoses Spiel verlangten. Leidenschaft lässt auch Maurice Ravel (1875- 1937) in «Pièce en forme de Habanera» im Rhythmus des bekannten kubanischen Tanzes erklingen, vom «Duo à point» originalgetreu inszeniert. Schliesslich hatte das Duo in der «Sonatine pour clarinet et piano» von Pierre Gabey (1930-2000) nochmals Gelegenheit, alle seine musikalischen Qualitä- ten einzubringen: Im energiegeladenen «Allegro» zwischen langsamen und schnellen Partien, im «Largo», wo lange Karinettenlinien von einer reichen Klavierbegleitung unterstützt werden, und im schnellen «Prestissimo», wo sich das Duo einen Zweikampf im virtuosen Spiel lieferte. Das Publikum reagierte begeistert auf diese Entdeckung von Delikatessen aus der Klarinettenund Klavierliteratur. Als Zugabe erhielt es «Clarinet on the Town» (Ralph Hermann). Der turbulente Beginn und die nachfolgende Bluespartie bestätigten, dass «à point» auch im Little Town Zofingen angekommen ist.