Klassiker und alte Helden hoch im Kurs

 

6500 Musikfans feierten Stiller Has, Philipp Fankhauser, Roger Hodgson und Toto – zum Teil auch im Regen.

Die Zeit des Chaos ist vorbei. Stiller Has sind heute nicht mehr «diese komische Band», die bewusst ein sperriges Image pflegt und vor allem von Insidern heiss geliebt wird. Der erste Act der diesjährigen «Magic Night» präsentiert sich zugänglicher als frü- her, was sicher mit der neuen Bandkonstellation zusammenhängt. Galionsfigur ist aber nach wie vor Endo Anaconda, der es sich nicht nehmen lässt, zumindest bei seinen Texten ein bisschen verschroben zu sein. Wer genauer hinhört, entdeckt aber manche Wahrheit und auch den einen oder anderen feinen Witz. Doch der grosse Publikumsmagnet ist die Mundartband nicht. Jedenfalls sind noch nicht so viele Gäste vor der Bühne. Viele sind erst gerade angekommen und essen zuerst einmal gemütlich etwas oder stossen mit dem ersten Bier an.

Petrus scheint kein Fan von Philipp Fankhauser zu sein. Oder er zeigt seine Bewunderung mit Regentropfen. Der Blueser reagiert jedenfalls prompt auf die Wettersituation: Das zweite Lied heisst «It’s Gonna Rain». Und Petrus zieht mit, öffnet die Schleusen noch weiter. Die Musiker auf der Bühne stört das wenig, sie sind gut gelaunt und bringen einen schönen Mix quer durch ihr Schaffen. Die Menschen vor der Bühne sind es, die das ganze Wasser abbekommen. Doch sie sind gut ausgerüstet und lassen sich die Freude am Konzert nicht nehmen. Auch Endo Anaconda ist vom Auftritt seines Kollegen begeistert (siehe «Heitere-Stärne»). Der Blues und der Regen haben den Heiternplatz fest im Griff – und gerade als Philipp Fankhauser von der Bühne geht, hört auch der Regen auf.

Die Sonne erscheint in Form von Roger Hodgson. Der mittlerweile 67-jährige Sänger hat stets ein Lächeln auf den Lippen. Einst mit Supertramp bekannt geworden, ist er seit vielen Jahren solo unterwegs. Doch die Songs aus der Supertramp-Ära begleiten ihn bis heute und das Publikum liebt ihn dafür. Kein Wunder, «Breakfast In America» oder D The Logical Song» sind ja auch Klassiker der Popgeschichte. Vor der Bühne tanzen und schunkeln die Menschen, viele singen mit. Hodgson sagt, er freue sich sehr, mit Toto auf der gleichen Bühne zu stehen. «Wir lieben einander sehr und Zofingen hat uns heute wieder vereint». (LEJ)

Es waren vor allem die Fetischisten von Soli – egal ob diese nun von der Gitarre, vom Keyboard oder vom Schlagzeug stammen – die sich an Toto ergötzen konnten. Unzählige solcher wurden dargebracht, perfekt gespielt und mit Inbrunst. Doch man merkte, dass ein Teil des Publikums auf die eingängigen Hits warteten und nach Roger Hodgson wenig Lust auf komplizierte Melodienstränge hatten.

Nun, «Hold the line» wurde gleich als zweiter Song «verbraten», wie es eine Zuschauerin ausdrückte. Für «Africa» und «Rosanna» musste wiederum etwas Geduld aufgebracht werden, da erst gegen Schluss gespielt. Dazwischen jene Songs, die viele nicht kannten, nichtsdestotrotz aber Meilensteine im Prog-, Hard- und AOR-Rocksegment darstellen, wie etwa «Home of the brave». Ob es an den kühlen Wetterverhältnissen lag oder an der Überraschung vieler, dass Toto in ihrer rund vierzigjährigen Karriere halt nicht nur allgemein kompatible Stücke komponierten, sondern immer wieder auf intelligente Weise ausscherten, dass die Stimmung leicht zurückhaltend war, ist schwierig abzuschätzen.

Dieses Ausscheren machten und machen sie aber auf eine professionelle Art und Weise, an der Performance der Amerikaner lässt sich nichts kritisieren. Und so standen etliche ihren Mann respektive ihre Frau und harrten den Klängen ab der Bühne, die kamen. Natürlich war die Euphorie bei den erwähnten Welthits am Grössten – die eingefleischten Toto-Fans sorgten aber dafür, dass die Party trotzdem stattfinden konnte. Wenn der Sound leider zu laut und zu schwammig aus den Lautsprechern kam. (guez)

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