
Kleiderordnung ja – aber mit Mass
Es ist ungewöhnlich, dass die Diskussion rund um angemessene Kleidung für Schüler ausgerechnet jetzt aufploppt, schliesslich drehen die ersten bereits ihre Heizungen auf. Normalerweise ist dies im Sommer ein Thema, wenn die Schülerinnen mit Spaghetti-Tops und bauchfreien Shirts zur Schule kommen oder die coolen Jungs ihre Hosen nicht so festmachen können, dass diese nicht über die Unterhose rutschen. Und genau dann macht eine Kleiderordnung auch Sinn. Denn wir haben überall, wo wir hingehen, eine solche. Ein weisses Kleid an einer Hochzeit? Ein No-Go – ausser ich wäre die Braut. In Badehosen an ein Vorstellungsgespräch? Das kommt vermutlich nicht mal bei einem Bademeister gut an. Wer sich nicht daran hält, bekommt nicht eine schlechte Note. Sie fällt aber auf lange Zeit in Ungnade bei der Braut – und er bekommt womöglich den Job als Bademeister nicht.
Im Sommer ist es naheliegend, dass jeder möglichst wenig anziehen möchte. Doch irgendwann ist wenig eben zu wenig. Dies in einer Kleiderordnung niederzuschreiben, macht in diesem Fall Sinn. So sind die Rahmen gesetzt, innerhalb derer man sich bewegen kann. Auch im ZT-Medienhaus galten während des Sommers gewisse Kleider als in Ordnung, andere waren zu gewissen Anlässen und für gewisse Tätigkeiten nicht erwünscht.
Fraglich wird eine Kleiderordnung dann, wenn die Kleidung von Unterstufenschülern bewertet wird. Die Eltern sind froh, wenn ihre Kids sich endlich alleine anziehen. Dass sie sich dabei ab und zu beim angemessenen Kleidungsstück vergreifen, kann vorkommen. Im Hochsommer erscheint das Kind dann mit einem Winterpulli zum Unterricht, weil der aufgestickte Schneemann so toll ist. Und ganz ehrlich: Im unpassenden Kleidungsstück zu schwitzen hilft oft mehr als der mahnende Zeigefinger der Eltern. Da ist es wichtig, dass die Schulen die Kleiderordnungen nicht zu eng sehen und das Gespräch mit Kindern und Eltern suchen – und dem Schüler nicht ohne nachzufragen eine schlechte Bewertung geben. Dies wäre auch wieder kontraproduktiv.