Kölliken ist bei Firmen beliebt – und zieht massenhaft Jobs an

Seit Dezember ist sie in Betrieb, die überdimensionale Tiefkühltruhe, die auf Höhe Kölliken neben der A1 steht. Stef, der französische Tiefkühl-Logistik-Gigant, der führende Spezialist für Gefriertransporte in Europa, eröffnete auf einer Fläche von 8500 Quadratmetern seinen Neubau. An ihrem bisherigen deutschschweizer Standort in Kriens LU, errichtet wegen der Nähe zum Emmi-Tiefkühlhaus (Stef transportiert deren Glace), konnten sie die nötige Erweiterung nicht durchführen. Ihr Ausweg: Das günstig an der Verbindung Zürich-Bern gelegene Stück Industrieland in Kölliken.

Der französische Tierfkühl-Riese brachte 30 neu geschaffene Arbeitsplätze (insgesamt sind es 50) ins Suhrental. Und noch mehr werden folgen: Über die nächsten drei Jahre plant Stef, in Kölliken zusätzliche 70 Personen einzustellen. Zu den Profilen gehören Kältetechniker, Chauffeure, Lagermitarbeiter und Sachbearbeiter. «Wir haben Kölliken wegen seiner guten geografischen Lage im Zentrum der deutschschweizer Nahrungsmittelproduktion gewählt», sagt Catherine Marie, Medienverantwortliche von Stef. Der Standort ermögliche es, die Bedürfnisse der Lebensmittelproduzenten abzudecken und gleichzeitig die Verteilzentren der Grosshändler zu beliefern.

Lage für Transportfirmen attraktiv

Stef ist das jüngste Beispiel eines Unternehmens, das es nach Kölliken zieht. Im letzten Jahrzehnt liessen sich mehrere im verkehrstechnisch günstig gelegenen 4300-Einwohnern-Dorf nieder, viele davon sind in der Transportbranche. Für die Periode zwischen 2011 und 2016 registriert das Bundesamt für Statistik 35 neue Dienstleistungsbetriebe und 116 zusätzliche Arbeitsplätze in Kölliken. Die wichtigsten in jüngerer Zeit zugezogenen Unternehmen ausser Stef sind etwa die Quali-Night AG, die Debrunner Acifer AG und die Transport AG Aarau.

Von der guten Verkehrsanbindung profitierte auch ein Kölliker Unternehmen, das im Dorf ansässig war, lange bevor die Autobahn gebaut wurde. Die 1933 an der Mühlegasse gegründete Transportfirma Bachmann Kölliken AG eröffnete 2016 ihr 10 000-Quadratmeter-Logistikcenter im Hardfeld. Das Familienunternehmen mit 50 Mitarbeitern gehört zu den führenden Silo-Lebensmitteltransporteuren (etwa Zucker, Mehl, Kunststoffgranulat) in der Schweiz. «Mit dem Neubau konnten wir einerseits die Lagerkapazität verdoppeln und somit der steigenden Nachfrage an Logistikdienstleistungen gerecht werden, anderseits konnten die Abläufe optimiert und dadurch auch die Wohnzone erheblich vom Verkehr entlastet werden», sagt Geschäftsführer Philipp Bachmann.

Für Neubau den Grund angehoben

Eine Kölliker Erfolgsgeschichte ist auch jene der Buchser Recycling-Firma Transport-AG Aarau. Sie erwarb 2009 zwei Hektaren Industrieland, nachdem dieses Jahrzehnte niemand haben wollte. Auf der Parzelle in der Obermatten, schräg gegenüber der damaligen Sondermülldeponie, waren wegen des hohen Grundwasserspiegels schon in den 80-Jahren Projekte anderer Bauherren gescheitert. «Wir wollten das Unternehmen vergrössern, auch, um die Verwertung der Wert- und Reststoffe zu optimieren», sagt Geschäftsführer Dieter Peter.

«Und in der Region gab es das Bedürfnis nach einer Entsorgungsfachstelle für Privathaushalte sowie für Gewerbe, Industrie, Bau und Handel.» Die Transport AG Aarau nahm die Herausforderung an und liess den Grund dank 50 000 Kubikmetern Auffüllmaterial um drei Meter anheben. Die Bevölkerung war erst skeptisch, sind die Kölliker doch aufgrund der SMDK gebrannte Kinder in Sachen Altstoffe. Heute ist der anfängliche Zweifel längst verflogen, zumal sich die Firma nicht nur wegen des Recyclinggeschäfts als umweltfreundlich erwiesen hat, sondern auch durch die Installation eines Solardachs.

Die Transport AG Aarau startete 2012 in Kölliken mit vier Recyclisten. Heute beschäftigt die Firma (mit insgesamt 65 Mitarbeitern) in Kölliken bereits sieben Recyclisten und vier Lastwagenchauffeure. «In Kölliken recyceln wir aus Gründen der guten Infrastruktur und Verkehrsanbindung auch Material, das in den «Entsorbars» in Buchs und Däniken abgegeben wird», sagt Dieter Peter.

Höchst erfreut über die Entwicklung ist der Kölliker Gemeinderat. «Am meisten freuen wir uns über die zusätzlichen Arbeitsplätze», sagt Ammann Mario Schegner, «aber auch, dass der Name Kölliken dank der internationalen Firmen nach aussen getragen wird.» Die zusätzlichen Transportfahrzeuge, die mit jeder neuen Firma ins Dorf rollten, machen ihm nur bedingt Sorgen.

Da sie sich jedoch am Dorfrand befänden, seien die Einwohner nicht stark beeinträchtigt. Probleme sieht er hingegen im schrumpfenden Anteil an verfügbarem Industrieland: «Unsere Industrielandreserven werden kleiner. Wenn ein oder mehrere Unternehmen in Zukunft ausbauen möchte, könnten wir raumplanerisch an Herausforderungen stossen.» So habe die Firma Bachmann innerhalb Kölliken schon einmal erweitert und würde das in Zukunft vielleicht wieder machen. «Solche Fälle müssten dann individuell angegangen werden.»