
Kölliken will sein Elektrizitätswerk für 12 Millionen Franken verkaufen
Mehr und mehr Gemeinden nehmen Abschied vom eigenen Elektrizitätswerk – wobei der Name «Werk» trügerisch ist. Die wenigsten der Kleinen produzieren Energie, sondern kaufen sie und verteilen diese in den Gemarchungen ihres Einzugsgebiets.
Die Kupferleitungen im Boden und die Strombezügerinnen und -bezüger sind für Gemeinden, – welche finanziell den Gürtel enger schnallen müssen – eine Art Tafelsilber, das sich zu einem guten Preis verkaufen lässt. Für die Konsumentinnen und Konsumenten wichtig dabei: Der Wechsel hin zu einem grösseren «Player» ist meist mit einer besseren Service-Qualität zum selben Strompreis verbunden.
So haben in den letzten Jahren Brittnau (an die AEW Energie AG) und Strengelbach (an die StWZ Energie AG) ihre Netze verkauft und einen hübschen Benefit gemacht. Hat auch Kölliken einen solchen nötig? Dazu der Kölliker Gemeinderat Christoph Müller, Ressortleiter Volkswirtschaft, Finanzen und Steuern: «Die Erarbeitung einer neuen Eigentümer- und Unternehmensstrategie sowie wiederholte Diskussionen über die Marktentwicklungen und die Zukunft des gemeindeeigenen Elektrizitätswerkes liessen den Entscheid reifen» – und nach Käuferinnen suchen.
100 Jahre Zusammenarbeit
Anfang Juli lagen vier Offerten auf dem Tisch des Gemeinderats. Die Wahl fiel auf die IBAarau AG. Dieser Firma obliegt bereits seit 2013 die Geschäftsleitung des Kölliker EW im Mandat. Diese Beziehung – die noch frühere Wurzeln hat – sei sehr wichtig, betont Hans-Kaspar Scherrer, CEO der IBAarau AG. «Erdgas liefert die IBAarau seit mehr als 100 Jahren an die Gemeinde Kölliken. Aufgrund der geografischen Lage, aber auch aufgrund der bereits bestehenden Vernetzung und den Anschlüssen an das Netz der IBA passt das EW Kölliken sehr gut in unser Stromnetz.»
Die IBA hat laut Botschaft an die Gemeindeversammlung, welche über den Verkauf des Stromnetzes entscheidet, 12 Millionen Franken geboten. War der Preis das einzige Auswahlkriterium? «Nein», sagt Müller, «Diese wurden neutral formuliert.» Sieben Bewertungskriterien (Kaufpreis, Tarif, Netzanschlusskosten, Versorgungssicherheit, Konzessionsvertrag, Mitsprache und Gesamteindruck) seien eingeflossen – «klar mit der stärksten Gewichtung beim Kaufpreis». Zwischen den einzelnen Anbietern hätten sich «sehr interessante und grosse Unterschiede» gezeigt. «Der Angebotspreis bewegte sich zwischen 5,26 Millionen Franken bis zu den 12 Millionen der der IBAarau AG».
Für was will der Kölliker Gemeinderat die 12 Millionen Franken einsetzen? Müller: «Der Erlös aus dem Tafelsilber wird nicht verscherbelt, das Tafelsilber wird vergoldet.» Es werde nur für ausserordentliche, der Gemeindeentwicklung nachhaltig dienende Projekte angezapft.
Geld für Wohnen im Park?
Dazu könnte das Projekt «Wohnen im Park» zählen. «Keinesfalls soll der Erlös für ordentliche Investitionen gemäss Finanzplan, laufende Auf- und Ausgaben, Konsumausgaben oder zur Senkung des Steuerfusses eingesetzt werden», sagt Müller, der am Sonntag nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert und damit auf den 1. Januar 2018 aus der Behörde scheidet.
Wie schätzt Müller die Hürde Gemeindeversammlung ein: «Aus verschiedenen Gemeinden haben wir die Information, dass ein Verkauf eines Elektrizitätswerks ein emotionales Thema darstellt und Abstimmungen knapp ausfallen. Wir vom Gemeinderat sind vom guten Angebot überzeugt.» Um Bedenken auszuräumen, führt der Gemeinderat mit Blick auf die Gemeindeversammlung am 31. Oktober einen Informationsanlass mit Apéro durch.