
Kopfsalat im Aargau: Der Kampf um die Plakatflächen hat begonnen
Es gebe zwei Strategien, effektiv zu plakatieren, sagt Grünen-Aargau-Präsident Daniel Hölzle: Entweder man fängt möglichst früh damit an, um die besten Plätze zu besetzen, oder aber man wartet, bis die anderen ihre Plakate aufgestellt und aufgehängt haben, und platziert die eigenen davor oder darüber. Hölzle hat sich für Variante eins entschieden.
Um Mitternacht in der Nacht auf gestern Sonntag hat er sich mit Parteikolleginnen und -kollegen auf den Weg gemacht, um den Bezirk Zofingen mit Plakaten der Grünen zu tapezieren. Die Grünen waren dabei bei weitem nicht die Einzigen: Er habe auch Gruppen von plakatierenden Jungfreisinnigen und Grünliberalen auf seiner nächtlichen Tour angetroffen, sagt Hölzle.
Seit gestern Sonntag dürfen an den meisten Orten – eine Ausnahme ist Spreitenbach – im Kanton die Parteien ihre Plakate an Kandelabern, Lichtsignalanlagen oder mittels Stellwänden an Strassenrändern oder auf Plätzen anbringen. Die Plakate auf bezahlten Wänden der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) sind davon ausgenommen, diese können ohne zeitliche Einschränkung für politische Werbung genutzt werden. Ansonsten gilt: Während genau acht Wochen vor den Wahlen darf im öffentlichen Raum um die Gunst der Wählerinnen und Wähler gebuhlt werden. Manche nennen das Resultat dann etwas despektierlich «Kopfsalat».
SVP plakatiert nicht an Kandelabern
Und der wird gross: Die SVP gibt an, im gesamten Kantonsgebiet ungefähr 1000 Plakate anzubringen, etwa gleich viele wie die GLP, EVP oder die CVP. Die Grünen bringen es auf zirka 1500, wie deren Sekretariat mitteilt. Keine Angaben zur Anzahl Plakate kann die FDP machen: «Da die Nationalratskandidierenden selber für die Produktion und Verteilung ihrer Plakate zuständig sind, haben wir hier keine detaillierte Übersicht», schreibt Geschäftsführer Stefan Huwyler auf Anfrage. Allerdings verteile die Kantonalpartei rund 600 F4-Plakate (895 auf 1280 Millimeter) an die Orts- und Bezirksparteien. Diese bewerben Ständeratskandidat Thierry Burkart, Regierungsratskandidatin Jeanine Glarner sowie den allgemeinen Wahlslogan der Freisinnigen.
Auch die SP stellt den Bezirkssektionen Plakate für die Themen sowie die Regierungs- und Ständeratswahlen zur Verfügung. Die SP hat 200 Plakatständer und 400 F4-Plakate sowie 500 Kandelaber-Plakate vorgesehen. Ansonsten plakatieren die Sektionen in den Bezirken autonom. Keine konkreten Angaben zur Anzahl Plakate macht die BDP, aber: «Da wir nur sehr wenig Geld für teure APG-Plakate haben, werden wir in möglichst allen Orten mit Plakaten präsent sein», sagt Nationalrat Bernhard Guhl.
Nicht alle Kandidierenden werden indes von den Laternenpfählen herunterlächeln. «Wir belegen absichtlich keine Kandelaber», teilt SVP-Parteisekretär Pascal Furer mit. «Diese sind überbelegt und nerven die Leute tendenziell», schreibt er. Die GLP nutzt zwar Kandelaber, setzt dabei aber auf Umweltschutz, indem sie zum Anbringen Klammern aus rezyklierbarem Karton verwendet.
APG-Standorte sind begehrt – der Platz ist dieses Jahr knapp
Die BDP hat bereits im Januar und jetzt bis im September «ganz kleine Wellen an APG-Stellen gebucht», so Guhl. Alles andere sei Sache der Kandidierenden. Tatsächlich verschlingt die APG-Werbung einen guten Teil der Wahlkampfbudgets der Parteien. Die SP hat für 90’000 Franken APG-Plakatstellen für die Regierungsrats- und Ständeratskandidaturen sowie die SP-Themen reserviert. Nationalratskandidierende können solche bei Bedarf zusätzlich selber organisieren und finanzieren. Laut APG kostet ein F4-Plakat am Apfelhausenweg in Aarau 49 Franken pro Woche – eines im Grossformat in der Aarauer Bahnhofstrasse gibt es für 758 Franken. Zahlen zur Auslastung gibt die Plakatgesellschaft nicht bekannt.
Sicher ist, dass in diesem Jahr der Platz knapp ist. 496 Personen auf 36 Listen bewerben sich für die 16 Nationalratssitze. Das sind 72 Prozent mehr Kandidierende als noch 2015. Dazu kommen die Kandidatinnen und Kandidaten für den Ständerat und jene für die Regierungsrats-Ersatzwahl. «Die Plakatflächen scheinen noch begehrter als in normalen Wahljahren», schreibt denn auch FDP-Geschäftsführer Huwyler. Wie die anderen Parteien haben die Freisinnigen ihre Flächen bereits vor längerer Zeit reserviert. Damit auch ihre Regierungsratskandidatin Jeanine Glarner, deren Kandidatur erst seit diesem Sommer bekannt ist, auf APG-Flächen Werbung machen kann, wird ihr Platz zur Verfügung gestellt, der für den Ständeratswahlkampf vorgesehen war.
Auch die Grünen haben bereits Anfang Jahr rund 100 APG-Standorte gemietet. «Für die Regierungsratswahlen ist der Platz knapp», merkt das Sekretariat an. Das Problem hat auch die GLP: «Insbesondere bei den Regierungsratswahlen hätten wir gern noch mehr APG-Plätze gemietet», schreibt Wahlkampfleiter Philippe Kühni. Die attraktiven Flächen an hochfrequentierten Lagen seien aber weitgehend ausgebucht.