Koradi: «Hatte keine Kenntnis von illegalen Machenschaften» – am Montagabend tagte der AKB-Bankrat

Gleich mehrfach wird der ehemalige Finanzchef der Post, Pascal Koradi, im 220 Seiten starken Untersuchungsbericht sowie im parallel veröffentlichten Expertenbericht namentlich genannt. Das ist an sich wenig überraschend, da ein Finanzchef von Berufes wegen sich mit Buchhaltungsfragen im Konzern, aber auch wie im vorliegenden Fall bei der Postauto-Tochter zu beschäftigen hat.

Gleichwohl überraschend ist hingegen die Deutlichkeit, mit der die Experten Koradi in den Kontext des Post-Skandals stellen. Dem heutigen Chef der Aargauischen Kantonalbank (AKB) wird im Kern vorgeworfen, nicht nur Kenntnis von der fraglichen Gewinnverschleierungspraxis gehabt zu haben, sondern auch direkt involviert gewesen zu sein bei der Ausarbeitung von entsprechenden Umbuchungsstrategien.

Auf Anfrage setzt sich Koradi gegen die Vorwürfe vehement zur Wehr. In einem Statement hält er fest: «Ich nehme die heute (…) publizierten internen Untersuchungsberichte zur Kenntnis. Da man mir vor der Publikation nur einzelne Passagen der besagten Dokumente in einem sehr engen Zeitfenster gezeigt hat, ist es mir nicht möglich, inhaltlich dazu Stellung zu nehmen.»

Der Banker wiederholt bereits früher gemachte Aussagen, nichts von illegalen Buchungen gewusst zu haben: «Ich halte nach wie vor fest, dass ich zu keiner Zeit Kenntnis von möglicherweise illegalen Machenschaften hatte und ich stehe zu allen meinen getroffenen Entscheidungen in meiner damaligen Funktion.»

Im Untersuchungsbericht wird zum Teil aus belastenden E-Mails von Koradi zitiert. In einem Schreiben vom 2. Juni 2013 empfiehlt er, in einem Dokument auf den Begriff «Creative Accounting» zu verzichten und stattdessen von «heutiger Verrechnungslogik» zu sprechen, weil sonst die «Glaubwürdigkeit und Richtigkeit» der Postauto-Rechnung infrage gestellt würden.

„Erhebliches Reputationsrisiko“

Konkret schrieb der Post-Finanzchef an einen nicht genannten Adressaten: «Ich empfehle Dir, zu Beginn den Begriff Gewinnsicherung klar zu definieren. […] Die geplante Aufteilung in eine RPV AG und eine RestAG entspricht dem Auftrag und kann ich begrüssen.

Damit lässt sich das Problem der Buchungsperiode 15 lösen – dabei handelt es sich doch um ein erhebliches Reputationsrisiko.» Weiter unten heisst es: «Auf Seite 3 wird oben dazu vom aktuell noch genutzten Creative Accounting gesprochen. Diese Formulierung ist unglücklich gewählt und könnte dazu führen – wenn das Dokument in falsche Hände gelangt – dass die Glaubwürdigkeit und Richtigkeit der Rechnung PA infrage gestellt wird. Hier würde ich einfach von der heutigen Verrechnungslogik sprechen.» Im Gutachten steht, dass das «Umfeld von Postauto und des Konzerns ausgiebig über die Buchungspraxis orientiert waren».

Koradi wurde nicht befragt
Das Problem der Berichte ist, dass die Untersuchungsbeauftragten nicht mit den betroffenen Personen sprechen konnten. Koradi sagt, dass er «gegenüber dem Verwaltungsratspräsidenten der Post (Urs Schwaller) stets betont habe, dass ich meinen Teil zur Aufklärung der Vorkommnisse beitragen möchte, denn eine lückenlose Aufklärung ist ohne Anhörung der involvierten Personen objektiv nicht möglich». Leider habe er keine Gelegenheit erhalten, sich zu den «tatsächlichen Ereignissen» zu äussern, sagt Koradi.

Am Montagabend hat der Bankrat der AKB eine Sitzung einberufen, um die neue Lage zu besprechen.