
Krempelt die SBB Oberentfelden um?
Das letzte noch nicht eigentrassierte Stück WSB im Suhrental, das Dorfzentrum von Oberentfelden, ist eine Knacknuss. Einerseits eine Chance, andererseits aber auch eine Herausforderung ist die Tatsache, dass die SBB über einen Ausbau der Nationalbahnstrecke nachdenkt. Insbesondere für den Güterverkehr. Im Rahmen des «Bahnausbauschritts 2030/35» steht eine «partielle Doppelspur» zwischen Lenzburg und Zofingen sowie eine «vollständige Entflechtung von WSB und SBB» in Oberentfelden zur Diskussion. Die Vernehmlassung dazu ist abgeschlossen, es wird erwartet, dass der Bundesrat im Herbst eine Botschaft ans Parlament verabschieden wird.
Ist dann die «partielle Doppelspur» und die «vollständige Entflechtung» noch dabei? Überstehen diese Massnahmen dann auch die Beratung in den Räten? Im positiven Fall wären die Perspektiven für die WSB und die Gemeinde interessant. Im negativen würde die bisherige Planung mit einer Verschiebung der Haltestelle Engelplatz in den Bereich Restaurant Schmiedstube/Schulhaus Dorf wieder in den Vordergrund rücken. Sie befindet sich im Stadium der Vorprojektierung.
Sogar Überführung denkbar
Die vom Bund vorgeschlagene «vollständige Entflechtung von WSB und SBB» ist planerisch eine gigantische Herausforderung, wie erste Machbarkeitsüberlegungen zeigen. Erstens müssen SBB und WSB kreuzungsfrei geführt werden, was entweder eine Unter- oder eine Überführung notwendig macht. Aber wer wird unter- oder überführt? Wird die SBB in einen Tunnel verlegt? Oder die WSB? Oder gibt es eine Überführung für die SBB (oder WSB)? Zweitens gilt es zu beachten, dass eine unterirdische Lösung in den Grundwasserstrom der Suhre zu liegen käme. Und drittens müssen WSB und Strasse entflochten werden.
Tunnel würde bis 18 Meter breit
Noch sind keinerlei Entscheide gefallen. Die Abklärungen befinden sich in einem sehr frühen Stadium. Aber die Ausführungen zur jüngsten Entwicklung bei der Eigentrassierung in Unterkulm zeigen, was eine unterirdische Führung der WSB bedeuten könnte. Erstens wären je 250 Meter lange Rampen notwendig. Zweitens würde der Tunnel im Bereich der unterirdischen Haltestelle etwa 18 Meter breit (die bestehende Strasse ist inklusive den Trottoirs im Bereich Engelplatz etwa 12 Meter). Gebaut werden müsste alles unter Verkehr. Sprich weder die Strasse noch die Bahn könnten längere Zeit unterbrochen werden. Wenn die WSB über statt unterführt würde, wären die Herausforderungen nicht kleiner – abgesehen davon, dass es einem Laien schwerfällt, sich einen Damm oder eine Brücke mitten im Dorf vorzustellen.
Soll die SBB durch eine Unterführung geführt werden, bräuchte es noch längere Rampen. Denn während WSB-Züge eine Steigung von 35 Promille schaffen, sollten die Güterzüge der SBB auf dieser Umfahrungslinie keine Steigungen über 15 Promille bewältigen müssen. Der Bahnhof (falls er am bestehenden Ort belassen würde) käme in den Unterführungs- respektive Rampenbereich zu liegen.
Oder Verschiebung nach Norden?
Was passiert, wenn «partielle Doppelspur» und die «vollständige Entflechtung» aus dem «Bahnausbauschritts 2030/35» gekippt werden? Dann rückt die bisherige Planung in den Vordergrund. Die Ausgangslage: Beim Engelplatz besteht ein grosser Veränderungsbedarf. Etwa wegen der vielen Bahnübergänge, insbesondere der Einmündungen der Schönenwerder- und der Köllikerstrasse in die Kantonsstrasse. Zudem ist die Haltestelle Engelplatz nicht behindertengerecht. Das Gesetz schreibt entsprechende Anpassungen bis Ende 2023 vor. Und schliesslich ist die Haltestelle zu kurz für die 120 Meter langen Doppeltraktionen der neuen WSB-Züge (der erste wird Ende Jahr geliefert).
Es ist geplant, die Haltestelle Oberentfelden Engelplatz Richtung Norden zu verlegen. Also an die Aarauerstrasse in den Bereich Restaurant Schmiedstube/Schulhaus Dorf. Man befindet sich immer noch im Stadium der Vorprojektierung. Die Federführung liegt beim Kanton. Das Projekt ist Teil des Agglomerationsprogrammes des Bundes.