
Kritik und Stirnrunzeln: Warum sind die Flyer in Aargauer Wahlcouverts in Plastik eingepackt?
Seit letzter Woche haben Aargauer Stimmbürger die Wahlunterlagen zu Hause. So auch Ursula Notter-Steiner. Etwas in dem dicken Wahlcouvert stört die Wohlerin, wie sie in einem Leserbrief an diese Zeitung schreibt: Plastik. Zwei Couverts mit Flugblättern der Parteien sind zusammen in Folie eingeschweisst.
Ursula Notter-Steiner findet das «unerklärlich», in einer Zeit, in der Politiker, Wissenschafter und Bürger tagtäglich über die Umweltgefahren durch den enormen Plastikverschleiss diskutierten. «Und wo wir Konsumenten zu Recht zu Plastikverzicht angehalten werden.»
Unzählige Wahlcouverts würden leider ungeöffnet im Altpapier landen, worauf man den Plastikabfall wieder vom Papier trennen müsse, schreibt Notter-Steiner weiter. Sie fragt sich: «War das wirklich nötig?»
Kanton will keine Parteibeschwerde riskieren
Die Antwort auf den Leserbrief folgte umgehend. Noch am selben Tag reagierte die Aargauer Staatskanzlei mit einem Schreiben an Notter-Steiner. «Selbstverständlich werden wir, wenn immer möglich, auf den Einsatz von Folien verzichten», heisst es darin.
Neben dem ökologischen Gedanken sei die sogenannte Folierung ein grosser Kostenfaktor. Jedoch müsse man alles daransetzen, die Stimmberechtigten mit einem fehlerfreien Satz Wahlflyer zu bedienen. Auch, «um seitens der Parteien keinen Beschwerdegrund zu riskieren».
Die Staatskanzlei erklärt: Bis zu 14 Flyer können in einem einzelnen Couvert verpackt werden. Ab 15 müsse man sie auf zwei Couverts verteilen. Damit die Umschläge zusammenhalten, werden sie in Plastikfolie eingeschweisst.
Man habe mit der verarbeitenden Spezialfirma verschiedene Optionen angeschaut. Etwa eine Papier-Banderole anstelle der Folie. Doch die Rissgefahr und das Risiko, dass Stimmbürger keine vollständigen Unterlagen erhalten würden, wäre bei der Papiervariante «sehr viel grösser», schreibt die Staatskanzlei.
Für die Gemeinden sei es zudem leichter, wenn sie die beiden Couverts foliert ins Wahlcouvert legen könnten.
Couverts in Plastik gab es im Aargau schon 2011
Am Schluss des Schreibens verweist die Staatskanzlei auf Studien von WWF und der Post. Diese hätten gezeigt, dass die verwendete Polyethylenfolie im Vergleich zu Biofolie und einem herkömmlichen Verpackungscouvert ökologisch am besten abgeschnitten habe.
Übrigens: Bei den Nationalratswahlen 2015 verzichtete die Staatskanzlei auf eine Folierung. «Damals waren es nur 14 Wahlflyer, es war nur ein Couvert nötig», sagt Anina Sax, Leiterin Wahlen und Abstimmungen beim Kanton, auf Anfrage.
Vor acht Jahren lagen zwei Couverts mit Flyern in den Wahlunterlagen, beide ebenfalls in Folie eingepackt. Nur der Aufschrei blieb damals aus.